So wirst du mit den Spielereltern zu einem starken Team

 

Hin und wieder bin ich von Fernsehserien so fasziniert, dass ich sie in einem Rutsch „wegschaue“. Während meiner Sommerpause war das TED LASSO. Eigentlich nur, weil meine Freundin Asita und ihr Mann sie schon zum 2. Mal schauen. Irgendwie dachte ich, dass das doch einen Grund haben muss. Und den gibt es auch. Die Serie ist großartig! Herausragende Schauspieler*innen und tolle Geschichten mit viel Herz und Humor.

Wenn du die Serie nicht kennst, hier eine kleine Zusammenfassung:

Ted Lasso ist ein amerikanischer Football-Trainer, der unerwartet zum Trainer eines englischen Fußballvereins wird. Denn die Eigentümerin des Clubs hat den Verein bei der Scheidung von ihrem Ex-Mann bekommen und sie hat nur ein Ziel: Weil ihr Ex so an dem Club hängt, will sie den Verein mit Ted, der keine Ahnung vom Fußball hat, vor die Wand fahren. 

Ich spoiler jetzt nicht und werde nicht verraten, ob es ihr gelingt. Schau dir die drei Staffeln einfach selbst an, es lohnt sich. Wirklich! Nach der letzten Folge hatte ich ein bisschen das Gefühl, dass „meine Freunde“ weg sind. Denn Ted schafft es, sich durch seine sympathische und offene Art Unterstützung in jeglicher Weise zu besorgen und nicht als Einzelkämpfer durch die Fußballwelt zu ziehen, sondern mit tollen Menschen an seiner Seite.

Beim Schauen habe ich einige Parallelen entdeckt, die mich an das Verhältnis zwischen Trainer*in und Eltern erinnert haben. Denn die Situation, dass jemand in ein System hineinkommt, in dem er/sie sich nicht auskennt, ist im Kinder- und Jugendfußball ganz normal. Vielen Eltern geht es wie Ted. Sie steigen mit ihrem Kind in die Fußballwelt und wissen wenig bis gar nichts über den Sport. Ted hat ein paar Strategien entwickelt, die Vereine und Trainer*innen sich in der Elternarbeit zunutze machen können.

In diesem Blogartikel zeige ich dir anhand von Ted Strategien, die du teils auch in deiner Arbeit anwenden kannst. Und vielleicht mache ich dir auch Lust auf die Serie (wenn du sie noch nicht geschaut hast, immerhin ist sie schon 3 Jahre alt :-))

Willst du lieber hören statt lesen? Dann findest du hier die dazugehörige Podcast-Episode:

 

Die 10 Ted Lasso-Strategien

 

1. Ted hat keine Ahnung vom Fußball und macht daraus keinen Hehl

Er eignet sich nach und nach Grundwissen zum Fußball an, gibt ehrlich zu, dass er keine Ahnung hat und ist oftmals über Regeln, Fachsprache und den Umgang miteinander verwundert.

 

2. Ted besorgt sich Unterstützung 

Er kam zusammen mit seinem Co-Trainer Coach Beard aus Amerika, der das fachliche Brain ist und die Wissenslücken schließt, die er hat. Nach und nach holt er weitere mit ins Team, von denen er weiß, dass ihr Können und ihre Kompetenzen der Mannschaft nutzen.

 

3. Ted schaut sich sein Umfeld genau an

Er ist neugierig, hinterfragt Dinge und schaut, wie er sie für die Gemeinschaft einsetzen kann.

 

4. Ted ist der absolute Teamplayer

Alleiniger Erfolg steht bei Ted nicht im Vordergrund. Sein Fokus liegt darauf, als Mannschaft erfolgreich zu sein, etwas was er seinen Spielern und seinem Trainerteam vermittelt.

 

5. Ted geht auf die Menschen zu

Er will seine Chefin, den sportlichen Direktor, den Zeugwart genauso kennenlernen wie jeden seiner Spieler. Er schaut auf die Stärken seiner Mitmenschen und gibt ihnen Raum, diese auszuleben.

 

6. Ted gibt Verantwortung ab

Er kann nicht alles und will auch nicht alles selber machen. Daher gibt er Aufgaben und Verantwortung an Personen ab, die das viel besser können.

 

7. Ted lässt Fehler zu

Bei sich selbst und seinen Mitmenschen gehört es für ihn zum (Fußball-)Leben dazu, Fehler zu machen, aus denen man lernt und Erfahrungen sammelt.

 

8. Ted macht aus vereinzelten Ich-AGs eine Mannschaft

Er zeigt den Spielern, dass es in einem Mannschaftssport wie Fußball nur gemeinsam geht – auf und neben dem Platz.

 

9. Ted kann verzeihen

Er nimmt die Perspektive des Gegenübers ein, um zu verstehen, warum er/sie so gehandelt hat und nimmt die Dinge nicht persönlich.

 

10. Ted ist auch nur ein Mensch

Er hat seine privaten Probleme, die ihn straucheln lassen und die er offen und ehrlich mit seiner Umwelt teilt. 

 

Was kannst du davon in die Arbeit mit deinen Spielereltern übertragen?

Auch wenn es hier um eine fiktive Geschichte geht, finden sich Impulse und Werte, die auf jegliche Situation übertragen werden können, in der es um das Miteinander verschiedener Personen geht. 

3 Impulse habe ich mir herausgesucht, über die ich dir ein bisschen mehr erzählen und sie in den Kontext des Kinder- und Jugendfußballs setzen möchte:

 

#1. Schaue, was die Eltern brauchen

Zahlreiche Eltern unterstützen das Hobby ihres Kindes, sind jedoch im Kinder-und Jugendfußball nicht so bewandert, wissen wenig über die Herausforderungen oder Vereinsarbeit und -strukturen. Um sie mit den entsprechenden Informationen zu versorgen, hilft es, ihre Perspektive einzunehmen. Zu schauen, was sie wirklich brauchen und nicht, was du mit deinem Expertenwissen glaubst, sie brauchen würden. Denn nur so kannst du Eltern zielführend in deine Arbeit einbinden, machst sie zu kompetenten Begleiter*innen für dich und ihre Kinder und hilfst ihnen, sich sicher in der Fußballwelt zu bewegen.

Je transparenter du ihnen Infos gibst und sie in deine Welt mitnimmst, desto eher entwickelt ihr ein wertvolles Miteinander und schafft zusätzlich gemeinsam optimale Bedingungen für die Spieler*innen.

 

#2. Gib Verantwortung ab

Wenn du dir deine vielfältigen Aufgaben anschaust (z.B. in einer Mindmap), wirst du vermutlich merken, dass du nicht alles alleine machen musst. Schau dir an, was du abgeben kannst und verschrifte die nötigen Informationen für diejenigen, die sie zukünftig ausführen werden. Damit gibst du ihnen sprichwörtlich etwas an die Hand, auf das sie zurückgreifen können, wenn ihnen etwas unklar ist. Gleichzeitig sparst du dir Zeit, die Aufgaben immer wieder erklären zu müssen, wenn sich jemand Neues findest. Eine wichtiger Aspekt zum Thema Nachhaltigkeit in der Elternarbeit. 

Voraussetzung, dass jemand die Aufgabe auch annimmt, wenn du ihn/sie fragst, ist, dass ihr bereits in einer wertschätzenden Kommunikation und in einem respektvollen Miteinanders seid. Dafür ist es unabdingbar, dass du der Person detailliert das Warum und den Mehrwert erklärst.

 

#3. Lass Fehler zu

Nobody is perfect! Sei geduldig, wenn du Eltern um Unterstützung bittest. Bedenke, dass sie neu im Metier sind und vermutlich noch nicht so viele Jahre im Kinder- und Jugendfußball unterwegs sind wie du. Damit meine ich auch die Eltern, die früher selbst gespielt haben. Denn heute sind sie Eltern und diese Rolle ist auch für sie neu. Natürlich wird es mal passieren, dass es nicht so läuft, wie du es möchtest. Auch wenn du ausführlich erklärt und geredet hast. Das kann nerven, keine Frage, ist jedoch kein Grund aufzugeben.

Gib dir und deinem Gegenüber Zeit und starte einen zweiten oder auch dritten Versuch. Und sei geduldig mit dir und den Spielereltern!

 

Was ich dir noch sagen möchte …

Bitte habe nicht den Anspruch, alles direkt umzusetzen, darum geht es auch nicht und das ist nicht jedem möglich. Sieh es mehr als Angebot. Ich weiß, dass sich gerade im Amateur- und Breitensport Strukturen verändern müssen, es mehr Unterstützung für das Ehrenamt braucht etc. pp. Doch wird sich das nicht so schnell ändern. Darüber kann man sich beständig aufregen, frustriert sein oder im Rahmen seiner Möglichkeiten handeln.

Ich bin davon überzeugt, dass jeder Verein Ressourcen hat, auf die er zugreifen kann. Dabei sind nicht immer die großen Lösungsschritte nötig, viel sinnvoller sind die kleinen Stepps, um zum Ziel zu kommen. Daher möchte ich dich zu mehr Selbstermächtigung ermutigen und dich in deinen Handlungsoptionen unterstützen. Halte du die Fäden in der Hand, die du beeinflussen kannst und werde aktiv. Das stärkt, gibt Klarheit und erhöht die Selbstwirksamkeit.

Und in diesem Sinne, beginne mit einer kleinen Aufgabe und habe nicht den Anspruch, das große Ganze direkt in Angriff zu nehmen.

 

Mein Fazit: 

Mit einem wohlwollenden Blick auf die Eltern und die Bereitschaft, auch mal ihre Perspektive einzunehmen, wirst du mehr über sie erfahren, was du in eure Zusammenarbeit einbinden kannst. Trau dich, Aufgaben an Eltern abzugeben und sei geduldig in der Umsetzung. Damit schaffst du Möglichkeiten das vorhandene Potenzial der Spielereltern für deine Arbeit und übergreifend für die Spieler*innen zu nutzen. 

Da mein heutiger Artikel durch eine Fernsehserie inspiriert ist, würde ich gerne von dir wissen wollen: 

Welche Serie hat dich so beeindruckt, dass du sie unbedingt weiterempfehlen möchtest? Schreib mir gerne eine Mail oder nutze die Kommentarfunktion und ich freue mich auf deinen Serien-Tipp :-))