Versteh die Zusammenarbeit mit den Eltern als Chance und nicht als Problem

Kennst du dieses Sprichwort?  Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Einerseits steckt dahinter, dass man früh anfangen soll Dinge zu erlernen und nur in jungen Jahren lernen kann.

Auf der anderen Seite impliziert es, dass Lernen im höheren Alter nicht mehr möglich ist. Was natürlich grundlegend falsch ist. Lernen ist auch dann möglich, wenn man älter ist. Dann fällt es vielleicht nicht ganz so leicht oder aber je nach Kontext auch gerade leichter, weil man auf Altes zurückgreifen kann. Bewiesen ist jedoch, je früher ich etwas erlerne, desto leichter kann das Lernen fallen.

Untersuchungen haben ergeben, dass Sprachen beispielsweise leichter im Kindesalter als im Erwachsenenalter erlernt werden. Das hängt damit zusammen, dass Kinder neues Wissen aufnehmen, wie ein Schwamm und Neuem gegenüber aufgeschlossener sind. Ist das auch noch positiv mit viel Spaß verknüpft, dann geht es fast wie von allein. Gerade bei neuen Dingen ist es m. E. unabhängig des Alters, zusätzlich wichtig, von Anfang an alle nötigen Informationen und Lernhilfen an die Hand zu bekommen.

Genauso ist es mit der Elternarbeit im Kinder- und Jugendfußball.

Je früher und transparenter der Verein Eltern über das Hobby ihres Kindes aufklärt und vermittelt, welche Erwartungen sie an die Zusammenarbeit mit den Eltern haben, desto entspannter und effizienter können sie gemeinsam optimale Voraussetzungen für die Spieler*innen schaffen.

In diesem Blogartikel werden wir uns genauer anschauen, warum es sinnvoll ist, sich mit Elternarbeit frühzeitig zu beschäftigen und wie du Eltern unterstützend für deine Arbeit gewinnen kannst.

Dazu habe ich dir ein paar Impulse mitgebracht.

Willst du lieber hören statt lesen? Dann findest du hier die dazugehörige Podcast-Episode:

 

# Impuls 1

Der Wunsch zur Zusammenarbeit muss vorhanden sein.

Voraussetzung für die Zusammenarbeit mit den Eltern ist, dass der Verein Eltern in die Arbeit einbinden möchte. Allgemein im Verein wie auch in den einzelnen Mannschaften. Darauf aufbauend sollte der Verein folgende Informationen Eltern zur Verfügung stellen:

  • zum Hobby ihres Kindes
  • zur Unterstützung im Verein und in der Mannschaft
  • zu den möglichen Aufgaben mit Joberklärung und Zeitaufwand

Nicht jedes Elternteil, das sein Kind im Verein anmeldet, hat Ahnung vom Fußball. Doch beobachte ich in meiner Arbeit immer wieder, dass das von Trainer*innen oftmals vorausgesetzt wird. Leider führt diese Annahme leicht zu Enttäuschungen und Frust, da bestimmte Erwartungen nicht erfüllt werden. Denn nur wer weiß, was von ihm/ihr gewünscht wird, kann sie erfüllen bzw. dazu ins Gespräch gehen und darüber reden. Das gilt für die Tätigkeiten innerhalb des Vereins wie auch der Mannschaft.

Ein Verein tut daher gut daran, ausreichend Infomaterial zur Verfügung zu stellen. Das kann das Handout, die Elternseite auf der Vereinshomepage, der Tag der offenen Tür sein oder aber auch über Elternvertreter*innen, Elterngespräche, Onboardingmappen, etc. erfolgen.

 

# Impuls 2

Informationen für Eltern so früh als möglich.

Bereits ab den Bambinis, jedoch spätestens ab F-Jugend sollte der Verein abhängig vom Alter der Spieler*innen und den Eltern die entsprechenden Informationen die Eltern abholen. Denn es ist ganz einfach: Was Eltern direkt in der F- Jugend erfahren, tragen sie weiter in die E-Jugend, von da in die D-Jugend und so weiter. Es ist wie mit einem Baum. Je besser die zarten Wurzeln in jungen Jahren gepflegt werden, desto gefestigter sind sie und desto besser kann sich daraus ein Baum entwickeln, der gut gestärkt im Boden verankert ist. So sieht auch gute Elternarbeit im Verein aus.

 

# Impuls 3

Eltern erfahren, was Trainer*innen und Verein leisten.

Die Transparenz sorgt dafür, dass Eltern wissen, wie der Verein aufgestellt ist, welche Strukturen vorhanden sind, welche Aufgaben die einzelnen Positionen innehaben und wie viel Arbeit darin steckt, einen Amateur- und Breitensportverein zu führen. Innerhalb der Mannschaft erfahren sie, was Trainer*innen leisten, damit ihr Kind regelmäßig trainieren kann. Und das größtenteils ehrenamtlich oder mit einer geringen Aufwandsentschädigung, was mich zu meinem nächsten Punkt führt.

 

# Impuls 4

Informationen unterstützen das Ehrenamt.

Erhalten Eltern direkt bei Eintritt in den Verein die Möglichkeit, sich über die vorab genannten Aspekte zu informieren, werden sie einen anderen Blick auf das Vereinsleben und das Hobby ihres Kindes haben. Denn sie merken, dass dort genauso viel Energie, Kraft und Engagement von jedem Einzelnen gefordert wird, wie sie selbst einbringen, um gemeinsam mit ihrem Kind den Fußball zu leben. Und das machen beide Seiten ehrenamtlich.

Werden die noch so kleinen Aufgaben im Verein und in den Mannschaften mit einer Jobbeschreibung und dem zeitlichen Aufwand dargestellt, werden sich eher Eltern finden, die unterstützen. Wenn in dem Zusammenhang noch erläutert wird, welchen Mehrwert es für ihr Kind hat, dann sind Erziehungsberechtigte eher gewillt anzupacken. Denn jedes Elternteil will, dass es seinem Kind gut geht. Gleichzeitig wirkt die frühe und transparente Darstellung des Ehrenamts dem Dienstleistungsgedanken vieler Eltern entgegen.

 

# Impuls 5

Aufgeklärte Eltern sind tolle Multiplikatoren.

Eltern, die du früh an die Hand nimmst, sind tolle Multiplikatoren. Ihre Erfahrungen teilen sie mit anderen und nehmen sie in die nächste Mannschaft, den nächsten Verein mit. Überlege dir mal: „Wie wäre es, wenn solche Eltern mit dem Wissen in deinen Verein wechseln?“ Das ist vergleichbar mit gut ausgebildeten Fachkräften, die jedes Unternehmen gerne einstellen möchte. Durch das richtige Onboarding macht es vieles leichter. Mehr Infos zum Onboarding findest du im Artikel „Onboarding für Eltern im Jugendfußball Die 5 Schritte für eine starke Zusammenarbeit“ 

 

Mein Fazit:

Die Saison hat erst vor ein paar Wochen begonnen. Jetzt ist noch ein guter Zeitpunkt, darüber nachzudenken, wie du die Eltern einbeziehen kannst, falls du es bisher noch nicht gemacht hast. Es ist nie zu spät die Fußballwelt kennenzulernen und auch in den älteren Jahrgängen sind Eltern wertvolle Unterstützer, die in der Zusammenarbeit mit dir die Spieler*innen noch erfolgreicher machen können.

Ich weiß, dass es gerade zu Beginn eine Herausforderung sein kann. Doch bedenke, dass das jedem Verein so ergangen ist, der die Eltern in seine Arbeit einbinden wollte und noch nicht ausreichend Übung darin hatte. Vielleicht wird nicht alles auf Anhieb klappen. Aber hey, das ist völlig in Ordnung. Setzt euch kleine Ziele, geht mit Leichtigkeit heran und seid vor allem geduldig mit euch und den Eltern. Betrachte es mal unter einem sportlichen Aspekt: Ein neues Spielsystem wirfst du auch nicht direkt über Bord, nur weil es im ersten Training oder Spiel nicht sofort funktioniert, oder? Du schaust, wo hakt es, wo kannst du optimieren und verändern. Und genauso ist es auch in der Elternarbeit …

Hast du die Spielereltern bereits in deine Arbeit im Verein und der Mannschaft eingebunden? Wenn ja, wie hast du das gemacht? Teile es gerne mit uns oder schreib mir eine Mail