Wie du trotzdem mit der Veränderung beginnen kannst

„Elternarbeit ist so anstrengend!“. Diesen Satz höre ich immer wieder von Trainer*innen, Jugendleitungen und Vorständen. Und ja, das ist so und ich würde lügen, wenn ich es verneine. Den Wunsch vieler Vereine nach mehr Unterstützung durch diverse Verbände und DFB dazu kann ich nachvollziehen. Jedoch nur darauf zu hoffen, ohne selbst tätig zu werden, wird nicht zum Ziel führen. Denn Organisationen verändern sich in der Regel nicht so schnell, wie es die Basis will und braucht, und einige Angebote gehen meines Erachtens an den Bedürfnissen vorbei, weil die Probleme, Sorgen und Nöte oft nicht im Detail bekannt sind. 

Diese Erfahrung durfte ich selbst durch die Veranstaltungen unseres Projektes „Ehrenamt im Amateurfußball stärken“ machen, das ich gemeinsam mit Gerd Thomas vom FC Internationale Berlin konzipiert habe. Obwohl ich durch meine Arbeit im beständigen Austausch mit Trainer*innen unterschiedlichen Alters und Leistungsebenen wie auch Jugendleiter*innen und Vorständen bin, gab es viele Impulse, die ich durch die Teilnehmer*innen erhalten habe und die mich bestimmte Aspekte in einem anderen Blickwinkel sehen lassen.

Ich kann dir die Elternarbeit nicht abnehmen. Ich kann dich jedoch in deiner Selbstwirksamkeit unterstützen, damit du in deinen Möglichkeiten und in kleinen Schritten in die Zusammenarbeit mit den Eltern deiner Spieler*innen kommst. Das ermöglicht euch beiden ein Umfeld für die Kinder und Jugendlichen zu schaffen, in denen sie ihr Hobby mit Spaß ausleben können und ihr eure Kompetenzen bündeln könnt, um euch zu unterstützen und du deinen Job stressfrei und gelassen ausführen kannst. Denn Veränderung ist nicht einseitig, es gehören beide Seiten dazu, die sich im Idealfall bewegen.

In meinem neuen Artikel möchte ich mich mehr mit dem Thema Veränderungen beschäftigen und meine Gedanken mit dir teilen. Ich möchte dir zeigen, warum Veränderungen anstrengend sind, warum du sie in der Elternarbeit trotzdem angehen solltest und welche Vorteile es hat. 

Willst du lieber hören statt lesen? Dann findest du hier die dazugehörige Podcast-Episode:

Eltern sind für den Kinder-und Jugendfußball eine wichtige Säule

Ohne sie können die minderjährigen Spieler*innen nicht ihrem Hobby nachgehen, da Eltern den Mitgliederantrag unterschreiben müssen.

Ohne ihren Fahrdienst würden viele Spieler*innen, teils bis ins Jugendalter, nicht am Training oder Spiel teilnehmen können.

Ohne Wäschedienst, Kuchenspende, die Organisation diverser Feiern, Mithilfe bei Turnieren, Aufbau von Trainingseinheiten, Übernahme des Trainerjobs, Unterstützung verschiedener Vereinsarbeiten wie auch innerhalb der Mannschaft sowie vieler weiterer Aufgaben wäre der Kinder- und Jugendfußball in Deutschland nicht so möglich.

Das sind nur einige Tätigkeiten, die Eltern übernehmen. Weitere findest du in meinem Blogartikel Die 7 wichtigsten Aufgaben der Spielereltern im Kinder- und Jugendfußball.

Viele dieser Positionen übernehmen Eltern stillschweigend, ohne dass es eine Absprache zwischen ihnen und dem Verein gibt. Weil „es schon immer so gemacht wurde“. In einigen Vereinen und Mannschaften funktioniert das Miteinander so ganz gut, die meisten beklagen jedoch das fehlende Engagement vieler Eltern und dass „es mit den Eltern anstrengend“ ist. Für einige der Grund, nichts zu verändern, weil auch Veränderungen Kraft und Energie kosten.

 

Darum sind Veränderungen anstrengend

Viele Menschen wägen ab, wenn sie Veränderungen aktiv beeinflussen können: lass ich alles so wie es ist, lebe mit dem „unschönen“ Umstand und rege mich weiter auf. Oder packe ich das Problem, die Situation bei den Ohren und begebe mich in die Veränderung. Beides kostet Energie und Kraft und Loszugehen hat den Vorteil, dass in den meisten Fällen etwas Gutes bei herauskommt 🙂

 

Veränderungen bedeuten oftmals, dass …

  • …wir gewohnte Pfade und Routinen verlassen, was zu Unbehagen führen kann.
  • …wir aus unserer Komfortzone herauskommen, was Stress verursachen kann.
  • …wir nicht wissen, was Neues auf uns zukommt, was Unsicherheiten und Ängste auslösen kann.
  • …wir neue Informationen und auch Fähigkeiten erlernen müssen, die zusätzliche Zeit und Energie erfordern.
  • …wir vielleicht neue Emotionen und Reaktionen in uns selbst kennenlernen, die uns überraschen werden.

Diese und weitere Faktoren machen den Veränderungsprozess anstrengend. Doch möchte ich dich darin bestärken, dich der Elternarbeit zuzuwenden und hab dir die wichtigsten Gründe aufgelistet, weshalb du diesen Weg gehen solltest.

 

 

Darum solltest du Veränderungen angehen

Die Zusammenarbeit mit den Eltern zu verändern führt dazu, dass …

  • … du gemeinsam mit den Eltern optimale Bedingungen für die Spieler*innen schaffst
  • … Eltern dich durch Übernahme bestimmter Aufgaben entlasten können
  • … ihr eure jeweiligen Kompetenzen bündeln könnt
  • … du neue Fähigkeiten entwickeln wirst
  • … du Stärken und auch Schwächen an dir entdecken wirst
  • … durch das Meistern der ersten Herausforderungen deine Zufriedenheit gestärkt wird
  • … du aus verschiedenen Blickwinkeln und neuen Perspektiven Themen, Sachverhalte anders betrachten kannst

 

Das hilft dir Veränderungen positiv zu erleben

Bist du bereit in die Veränderung mit den Eltern zu gehen, helfen dir die nachfolgenden Tipps, den Prozess angenehm und gelassen zu gestalten:

  • Entscheide dich bewusst FÜR die Elternarbeit.
  • Akzeptiere, dass Veränderungen natürliche Prozesse sind, die zu unserem Leben gehören.
  • Sei offen für das, was kommen wird.
  • Sei der aktive Part und mach den Anfang, denn du bist die Expertin/der Experte.
  • Hol dir Unterstützung bei Kollegen, damit du von ihren Erfahrungen profitieren kannst.
  • Frag auch Eltern, wenn du mehr über sie wissen willst.
  • Setze dir kleine Ziele, um Erfolgserlebnisse zu haben und dranzubleiben.
  • Fokussiere dich auf die positiven Aspekten der Veränderung und was du daraus lernen kannst.
  • Erstelle dir einen kleinteiligen Plan, um den Veränderungsprozess strukturiert zu gestalten.
  • Reflektiere regelmäßig eure Fortschritte, um sie gegebenenfalls anzupassen.
  • Akzeptiere, dass die Zusammenarbeit mit den Eltern „lebt“ und sich beständig weiterentwickeln wird.
  • Sei geduldig mit dir und den Eltern, denn Veränderungen brauchen Zeit.

 

Hast du dich bisher noch nicht (viel) mit den Eltern deiner Spieler*innen beschäftigt, dann schau dir diese Fragen ein wenig genauer an: 

  1. Warum möchte ich mit den Eltern zusammenarbeiten? 
  2. Bei welchen meiner Aufgaben könnten Eltern mich unterstützen und mir meine Arbeit erleichtern?
  3. Woran würde ich merken, dass wir die ersten Schritte in der Zusammenarbeit gehen?

 

Lass dir mit der Beantwortung Zeit, schreib alles auf, was dir in den Sinn kommt. Vielleicht hilft es dir, sie mit zeitlichem Abstand anzuschauen und zu merken, wie sich deine Antworten eventuell verändern. Auch wenn du sie nicht direkt in die Tat umsetzt, wird die Auseinandersetzung mit den Fragen bereits deine Einstellung zu den Eltern verändern und dich anders auf sie blicken lassen. Das hat meistens schon erste positive Auswirkungen im Umgang miteinander. Möchtest du weitere Impulse, dann empfehle ich dir meinen Blogartikel 3 Gründe, warum du Elternarbeit zur Chefsache machen solltest

 

Mein Fazit

Veränderungen brauchen die Bereitschaft und den Wunsch dafür, Zeit, Kraft und Energie. Wir verlassen unsere bekannten Wege, unsere Komfortzone und begeben uns auf neue Pfade. Das kann uns anfangs verunsichern, doch bereichern die neuen Erkenntnisse und Erfahrungen unser Leben und wirken auch außerhalb des Fußballkontextes.  

Wie hast du die Zusammenarbeit mit deinen Spielereltern bisher verändert? Schicke mir gern eine Mail und verrate mir deine Erkenntnisse.