Was Eltern bei einem Vereinswechsel wissen sollten
Mein Sohn will nur den Verein wechseln und nicht auf den Mond fliegen!
Das sind die Worte einer Mutter, als sie mir erzählt, dass ihr 8-jähriger Sohn gerne in einem anderen Verein spielen möchte.
Sie wusste nicht, dass es eine Freigabe braucht, es Fristen gibt, rechtzeitig gekündigt werden muss, es zu Sperren von 3 Monaten kommen kann … Für sie und ihr Kind nervenaufreibend und stressig.
Ich weiß, dass der Vereinswechsel ein sehr unliebsames Thema ist, dicht gefolgt von der Spielzeit. Dabei ist es so einfach, denn ein Vereinswechsel im Kinder- und Jugendfußball erfolgt durch die Regularien des DFB und der Landesverbände. Doch die wenigsten kennen sie, auch Trainer*innen sind oftmals überfragt, wie was beachtet werden soll. Darüber zu sprechen, ist eine noch größere Hürde. Aber hier gilt: Das Thema löst sich nicht von alleine, wenn du schweigst. Im Gegenteil … Es wirft viele Fragen auf und führt zu Stress und schnell zu Konflikten. Mit den richtigen Tools kannst du das ändern.
In meinem Blogartikel erkläre ich,
- wie sich die meisten Trainer*innen, Eltern und Spieler*innen bei dem Thema fühlen
- warum es deine Arbeit erheblich erleichtert, wenn du über den Vereinswechsel bereits am Anfang der Saison sprichst
- und gebe dir eine Liste der Themen, zu denen du Eltern informieren solltest, damit sie sicher mit ihrem Kind durch den Vereinswechsel kommen.
Willst du lieber hören statt lesen? Dann findest du hier die dazugehörige Podcast-Episode:
Inhaltsverzeichnis
Was macht ein Wechsel mit allen Beteiligten?
Beginnen möchte ich mit der Gefühlswelt aller Beteiligten. Die zeigt gut, wie wichtig der Austausch untereinander ist und Informationen sind, um diesem konfliktreichen Thema die Luft zu nehmen.
Trainer*in
Als Trainer*in steckst du viel Zeit, Kraft, Engagement und Geld in die Ausbildung deiner Spieler*innen. Im Amateurfußball dazu noch ehrenamtlich und erhältst für deine Arbeit meist wenig Wertschätzung. Das ist frustrierend und verständlich, dass es dich ärgert, wenn ein Spieler/eine Spielerin die Mannschaft, die vielleicht auch noch Führungsspieler*in ist, verlässt. Doch gehört das nicht zum Fußball dazu? Ist das nicht der Lauf der Dinge, der sich während der Transferphasen im Amateurfußball ebenso findet wie im Profifußball? Das Spieler*innen-Karussell sich beständig weiter dreht?
Was wäre, wenn du einen anderen Blick auf die Situation wirfst? Bleiben wir mal bei der/dem Führungsspieler*in. Was macht es ihr/ihm denn überhaupt möglich, in den „besseren“ Verein zu wechseln? Wo hat sie/er die Fertigkeiten erlernt, die sie/ihn dafür auszeichnen? Vermutlich wird die Antwort „Du und deine TrainerKolleg*innen“ lauten. Du/ihr habt aus dem jungen Menschen fußballerisch den gemacht, der er ist. Klopft euch dafür mal kräftig auf die Schulter. Du kannst so stolz auf dich und eure Arbeit sein.
Diese reflektierte Betrachtung hilft dir, deine Emotionen besser zu verstehen und die Situation objektiver zu betrachten.
Eltern
Viele Eltern wissen nicht, was sie machen müssen, wenn ihr Kind den Verein wechseln und dort ein Probetraining absolvieren möchte. Die wenigsten haben Kenntnisse von Trainingsfreigabe, Transferperioden, Spielerlaubnis, Wartefrist bzw. Sperren, schriftliche Kündigung etc. pp. Alle wissen jedoch, dass es ein Thema ist, welches Stresspotential hat. Das verunsichert viele. An wen wende ich mich? Wie wird der/die Trainer*in reagieren? Wird er/sie enttäuscht sein und mein Kind die restliche Saison nicht mehr spielen lassen? Bis wann muss abgemeldet sein (Abmeldungen von Kindern und Jugendlichen sollen zwischen dem 1. -30. Juni erfolgen)?
Es verwundert daher nicht, dass einige Eltern Entscheidungen treffen, von deren Richtigkeit sie überzeugt sind und gleichzeitig aus allen Wolken fallen, wenn ihrem Kind eine Spielsperre auferlegt wird, weil die Freigabe des abgebenden Verein nicht vorliegt oder außerhalb der Transferphase liegt. Stress und Konflikte sind vorprogrammiert.
Spieler*in
Für Spieler*innen ist ein Wechsel auch nicht leicht. Auf der einen Seite steht die Aufregung in einen neuen Verein, eine Mannschaft zu wechseln, auf der anderen Seite verlassen sie ihre Trainer*innen, ihre Mannschaft, meist auch enge Freund*innen. Da liegt Freude und Aufbruchstimmung ganz nahe bei Abschied und Wehmut. Alles Gefühle, die normal sind und ihre Berechtigung haben und mit denen die meisten Spieler*innen gut umgehen können. Schwierig und teils unschön wird es, wenn dazu noch der Unmut des Trainerteams oder der Jugendleitung über den Weggang kommt. Das ist für viele nicht verständlich und überfordert viele.
Daher wünsche ich mir vor allem im Sinne der Spieler*innen, dass dieses Thema von Seiten der Erwachsenen mit mehr Klarheit, Offenheit und Objektivität behandelt wird.
So wird ein Vereinswechsel für alle entspannter!
Auch wenn ein Vereinswechsel meist am Ende der Saison stattfindet (in der Winterpause eher vereinzelt), gehört das Thema dennoch an den Anfang der Saison. Am ersten Elternabend solltest du es ansprechen, sodass Eltern schon mal davon gehört haben. Es braucht keine ausführliche Erklärung, die ist sinnvoller im 2. Elternabend nach der Winterpause. Jetzt reicht ein Handout mit den wichtigsten Infos für die entsprechenden Jugenden, denn hier gibt es Unterschiede.
Dadurch nimmst du dem Thema ein wenig den Schrecken und signalisierst, dass es nie schön ist, eine(n) tolle(n) Spieler*in zu verlieren, es aber zum Sport dazu gehört. Eltern merken, dass sie nicht alleine sind und bei Fragen auf dich oder die jeweilige Ansprechperson zukommen können. Sich diesem Thema zu öffnen und es in einem wertschätzenden Umgang miteinander zu klären, gibt dir und dem Verein (wenn er es auch so lebt) ein Alleinstellungsmerkmal. Du verhinderst damit beispielsweise auch, dass Eltern unwissend ihr Kind zu einem falschen Zeitpunkt abmelden und damit eine Sperre von 3 Monaten riskieren.
Ein Handout hilft!
Das Handout sollte Informationen zu folgenden Themen enthalten:
- Ansprechpartner*in für alle Belange (um den Wechsel evtl. zu vermeiden)
- Ansprechpartner*in für Vereinswechsel
- Trainingsfreigabe & Versicherungsschutz
- Zeitfenster der Abmeldung
- Wartezeit bzw. Sperre
- online/offline Kündigung
- Spielerpass
- der Jugend entsprechende individuelle Infos
Du siehst, viele der Informationen sind auf alle Mannschaften anwendbar und unterscheiden sich nur im letzten Punkt, den altersabhängigen Infos. Das bedeutet für dich, dass du die Vorlage dieses Handout einmal angelegt immer wieder verwenden kannst und Synergien nutzen kannst.
Detaillierte Infos dazu findest du in der Jugendordnung des DFB und bei deinem Landesverband. An ihn kannst du dich wenden, wenn du Fragen zum Thema Vereinswechsel hast.
Mein Fazit:
Um mit seiner Tochter oder seinem Sohn den Verein zu wechseln, müssen viele Aspekte berücksichtigt werden, die viele Eltern nicht kennen. Du kannst es allen Beteiligten – dir, Jugendleitung, Eltern und Spieler*innen – einfacher machen, wenn du den Spielereltern bereits zu Beginn Informationen zum Thema gibst, auch wenn es zu dem Zeitpunkt nicht im Fokus steht. Dass es irgendwann Eltern und dich aus deiner Mannschaft beschäftigen wird, ist wahrscheinlich. Je transparenter das Vorgehen beider Seiten ist, desto entspannter kann so ein Wechsel verlaufen.
Wie gehst du als Trainer*in und Jugendleiter*in damit um, wenn ein(e) Spieler*in mit dem Wunsch den Verein zu wechseln auf dich zukommt? Schicke mir gern eine Mail und verrate mir deine Erkenntnisse.
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