Lerne deine Mitglieder kennen!

Vor ein paar Tagen habe ich mich mit Vorständen verschiedener Vereine ausgetauscht. Ein Satz ist mir dabei besonders hängen geblieben, weil er einerseits so simpel wirkt, andererseits aber enormen Impact hat:

„Was machst du eigentlich beruflich?“

Warum es so wichtig ist, Eltern und Mitglieder zu kennen

Für eine erfolgreiche Elternarbeit ist es entscheidend, die Eltern zu kennen. Ihnen einerseits genügend Informationen zu geben, damit sie verstehen, wie im Verein ehrenamtlich gearbeitet wird und warum ihr Engagement so wichtig ist. Und sie andererseits zu fragen, welchen Beruf sie ausüben, welche Kompetenzen sie mitbringen und wie sie Verein oder Mannschaften unterstützen können.

Denn: Jede*r hat Fähigkeiten, die der Gemeinschaft dienlich sind.

Aber nicht nur Eltern bringen Talente mit. Auch die vielen anderen Mitglieder eines Vereins sind wahre Kompetenz-Schatzkisten, man muss nur wissen, was in ihnen steckt.

Der aktuelle Sportentwicklungsbericht des Bundesinstituts für Sportwissenschaft  zeigt deutlich:

In vielen Vereinen mangelt es nicht an Mitgliedern, sondern an Menschen, die sich aktiv engagieren.

Dabei sind die benötigten Talente meist längst vorhanden. Nur weiß niemand davon.

  • Wer läuft mit Projektmanagement-Erfahrung über euren Sportplatz?
  • Wer kennt sich mit Social Media aus?
  • Wer ist handwerklich begabt oder organisiert beruflich Events?
  • Welche Spielerinnen möchten vielleicht als Co-Trainerinnen starten?

Die Antwort ist fast immer: Es gibt sie!
Doch viele Vereine wissen es nicht, weil schlicht niemand fragt.

Und genau hier beginnt erfolgreiche Vereinsarbeit. Wer seine Mitglieder kennt, kann sie besser einbinden. Das führt zu mehr Gemeinschaft, weniger Überlastung einzelner Ehrenamtlicher – Gerd Thomas hat dazu aktuell einen Artikel veröffentlicht und frischem Wind im gesamten Vereinsleben.

In diesem Blogartikel zeige ich dir drei Wege, wie Vereine die verborgenen Talente ihrer Mitglieder entdecken können.

Willst du lieber hören statt lesen? Dann findest du hier die dazugehörige Podcast-Episode:

3 Wege, wie Vereine die Talente ihrer Mitglieder sichtbar machen

1. Eine kurze Kompetenz-Abfrage

Eine einfache, aber extrem wirkungsvolle Methode ist ein gut strukturierter Online-Fragebogen. Die Erstellung dauert etwas, danach liefert er euch langfristig wertvolle Informationen.

Wichtig ist, die Einleitung kurz zu halten:
2–3 Sätze, warum ihr die Abfrage erstellt habt und was der Gewinn für alle ist.

Dann reichen ein paar klare Fragen:

  • Was machst du beruflich?
  • Wobei unterstützt du gern?
  • Welche Fähigkeiten bringst du mit?
  • Möchtest du regelmäßig unterstützen oder lieber projektbezogen, flexibel, punktuell?

Ich empfehle, diese Kompetenz-Abfrage direkt an den Mitgliedsantrag zu koppeln – als Teil eines guten Onboardings. So wird das Thema Engagement früh platziert und es entsteht Klarheit darüber, dass jede*r im Rahmen der eigenen Möglichkeiten beitragen kann.

Natürlich lässt sich der Fragebogen auch später in der Mitgliederverwaltung einsetzen.

 

2. Persönliche Gespräche statt nur Formalitäten

Gerade neue Mitglieder brauchen ein gutes Onboarding, um sich willkommen und gesehen zu fühlen. Und genau hier wirken persönliche Gespräche oft wahre Wunder.

Ob ein Kaffee nach dem Training oder ein kurzes Gespräch am Spielfeldrand – im direkten Austausch erfährst du häufig Details, die für das Vereinsleben wertvoll sind.

Ein Jugendleiter berichtete mir kürzlich, dass er durch ein einziges persönliches Gespräch einen großartigen Sponsor für mehrere Mannschaften gewinnen konnte.
Solche Verbindungen entstehen selten über Formulare, sondern über echte Begegnungen.

Am besten funktioniert eine Kombination aus:

  • persönlichem Kontakt
  • Kompetenz-Abfrage
  • Talentekarten oder ähnlichen Tools

Denn Vielfalt hilft, ein umfassendes Bild der vorhandenen Ressourcen zu bekommen.
Und natürlich nur dann, wenn die gesammelten Informationen später auch genutzt werden.

 

3. Aufgaben klar definieren und sichtbar machen

Damit Mitglieder sich einbringen können, muss der Verein zuerst wissen, wo er überhaupt Unterstützung braucht.

Jede Abteilung, jede Position und jeder Aufgabenbereich sollte dazu ihre Verantwortlichkeiten auflisten.

Im zweiten Schritt wird entschieden:

  • Welche Aufgaben sind zwingend an diese Rolle gebunden?
  • Welche Tätigkeiten lassen sich gut abgeben – inklusive kurzer Einarbeitung?

Um Aufgaben abgeben zu können, braucht es klare Beschreibungen:

  • Was genau ist zu tun?
  • Wie läuft die Tätigkeit ab?
  • Was ist das Ziel?
  • Wie viel Zeit ist dafür nötig?

Hilfreich ist es außerdem, einen Mentorin zu benennen, der/die neuen Ehrenamtlichen zur Seite steht – für Rückfragen, Unterstützung und Austausch.

 

Mein Fazit

Der Satz „Wer fragt, gewinnt!“ klingt einfach – aber seine Wirkung ist enorm.

Ein Verein ist immer nur so stark wie seine Gemeinschaft. Und diese entfaltet sich erst dann, wenn man einander kennt.

Das ist der erste Schritt zu einem lebendigen, entlasteten und zukunftsfähigen Fußballverein. Und ja, es braucht eine kleine Investition – Zeit, Aufmerksamkeit, gute Strukturen. Aber die Rendite ist groß. Bildungsforscher Prof. Dr. Heinz Reinders hat das kürzlich im Kicker-Interview sehr deutlich betont.

Wie entdeckst du die verborgenen Talente deiner Mitglieder?
Schreib mir gern eine Mail – ich freue mich auf deinen Austausch.

Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Umsetzung und eine schöne Adventszeit!