Wie sich Trainer*innen gegenseitig unterstützen können

 

Mentoring im Kinder- und Jugendfußball: Warum Jugendleitungen es jetzt einführen sollten

In meinem letzten Blog hatte ich bereits das Mini-Mentoring angesprochen, mit dessen Hilfe du als Jugendleiter*in Trainer*innen stärken und sie so langfristig an deinen Vereinen binden kannst. Heute möchte ich nochmals näher auf das Thema eingehen und dir zeigen,

  • was Mentoring genau ist
  • warum du über Mentoring in der Zusammenarbeit mit deinen Trainer*innen nachdenken solltest
  • wie du gängigen Mythen den Wind aus den Segeln nehmen kannst

Aus deiner Arbeit weißt du am besten, dass engagierte Trainer*innen finden nicht immer leicht ist und sie zu halten noch viel schwerer. Vielleicht kennst du das auch aus deinem Alltag: Neue Ehrenamtliche starten mit Begeisterung, fühlen sich aber bald überfordert. Elternarbeit, Trainingsgestaltung, Spielorganisation, emotionale Verantwortung, all das kommt auf einmal.

Meist ohne Onboarding und Einführung in den Verein. Sie fühlen sich allein gelassen, sind schnell gefrustet und viele – vor allem junge und unerfahrene Trainer*innen – streichen bereits zur Winterpause die Segel. Und der Kinder- und Jugendfußball verliert wertvolles Potenzial, meist auf Dauer, denn viele kehren dem Sport den Rücken.

Für dich bedeutet das: Die Suche beginnt von Neuem und weitere Arbeit kommt auf dich zu. Genau hier kann Mentoring die Wende bringen.

Willst du lieber hören statt lesen? Dann findest du hier die dazugehörige Podcast-Episode:

Was ist Mentoring?

Mentoring bedeutet, dass eine erfahrene Person – der*die Mentorin – eine weniger erfahrene Person – den*die Mentee – durch Austausch, Feedback und persönliche Unterstützung begleitet. Dabei steht die Beziehung auf Augenhöhe und im Zeichen der Gegenseitigkeit: Nicht nur Mentees profitieren, auch Mentor*innen gewinnen neue Impulse. Jung lernt von Alt – und umgekehrt.

Denn jede*r bringt individuelle Erfahrungen, Wissen und Erkenntnisse mit, die für das Gegenüber wertvoll sein können. Mentoring lebt vom Dialog – und genau darin liegt seine Stärke.

Beim Mentoring geht es nicht um Kontrolle, sondern um Entwicklung. Nicht um zusätzliche Aufgaben, sondern um entlastende Begleitung. Im Kinder- und Jugendfußball ist Mentoring besonders wertvoll, weil es nicht nur Fachwissen vermittelt, sondern Haltung, Sicherheit und soziale Kompetenz stärkt. Ich spreche gerne von Mini-Mentoring, weil du niederschwellig und ohne viel bürokratischen Aufwand, die gegenseitige Unterstützung unter Trainer*innen einführen kannst.

 

5 Gründe, warum Jugendleitungen Mentoring einführen sollten

1. Neue Trainer*innen brauchen mehr als Theorie

Viele Ehrenamtliche bringen Freude und Motivation mit, aber oftmals wenig Erfahrung im Umgang mit Eltern, Trainingsmaßnahmen oder Konfliktlösung. Durch transparente Informationen, praktisches Feedback, Begleitung beim ersten Training und Elternabend oder einfach durch Zuhören und Fragenstellen hilft Mentoring diese Lücken zu schließen.

2. Mentoring reduziert Überforderung und Fluktuation

Wenn Ehrenamtliche sich alleingelassen und überfordert fühlen, führt das zu Stress und Frust und die Wahrscheinlichkeit, den Verein zu verlassen, steigt. Die Unterstützung durch eine(n) erfahrene(n) Trainer*in bietet ihnen Rückhalt, stärkt und führt dazu, dass sie sich wohlfühlen. Schon kurze Gespräche vor oder nach dem Training, kleine Impulse per WhatsApp oder gemeinsames Nachdenken über schwierige Situationen können dafür entscheidend sein.

3. Mentoring stärkt die Qualität

Mentor*innen helfen, z. B. altersgerechte Trainingsinhalte umzusetzen, sinnvolle Kommunikationsstrukturen mit Eltern zu finden, teilen ihre Erfahrungen zum Elternabend, lassen andere von ihren Learnings profitieren, wie schwierige Gespräche geführt werden können. Das stärkt nicht nur den einzelnen Trainer, sondern kommt auch den Kindern und Jugendlichen und Eltern zugute. Denn je effizienter und wertschätzender das Miteinander ist, desto entspannter und erfolgreicher können die Grundlagen für den Sport gelegt werden.

4. Mentoring verbessert die Elternarbeit

Für viele Trainerinnen ist meistens nicht das Training im Kinder- und Jugendfußball herausfordernd, sondern die Zusammenarbeit mit den Eltern. Gerade, wenn sie dazu nicht an die Hand genommen und eher ins kalte Wasser geworfen werden. Um respektvoll in den Austausch und ins Miteinander zu gelangen, ist es für Trainer*innen notwendig zu wissen, was Eltern brauchen, wodurch Konflikte häufig zustande kommen und wie diese bereits in kleinen Schritten minimiert werden können. Neben Leitfäden von dir, kann ein(e) Mentor*in Tipps geben und begleiten. Die Folge: weniger Konflikte, mehr Vertrauen und die Basis der Zusammenarbeit wird geschaffen..

5. Es fördert Zusammenhalt im Verein

Mentoring schafft eine Kultur des Miteinanders. Wer andere unterstützt, wird sichtbar und wertgeschätzt. Dein Führungsstil und der wertvolle Umgang untereinander kann dir und deinem Verein ein Alleinstellungsmerkmal schaffen und so für andere Trainer*innen ein interessierter „Arbeitsplatz“ werden.  

 

So geht Mentoring im Ehrenamt 

Jugendleitungen befürchten oft: „Noch ein Projekt? Dafür haben wir keine Kapazität.“ Aber Mentoring muss nicht aufwendig sein und ich möchte gerne mit 4 Mythen aufräumen, die mir in meiner Arbeit immer wieder begegnen:

1. Mentoring braucht viel Zeit.

  • Schon 10 Minuten Austausch nach dem Training, per WhatsApp etc. helfen viel

2. Es braucht ein Konzept.

  • Es reicht, 1–2 Mentor*innen zu benennen und loszulegen. Daher spreche ich gerne von Mini-Mentoring, ganz einfach und niederschwellig.

3. Das überfordert die Ehrenamtlichen.

  • Im Gegenteil, Mentoring kann entlasten und motivieren mit Spaß dran zu bleiben

4. Es ist für große Vereine.

  • Ich glaube, auch in kleinen Vereinen finden sich 2-3 Personen, die bestens geeignet sind, als Mentoren andere zu unterstützen. 

 

So kannst du loslegen

  • stelle den Mehrwert des Mentoring heraus
  • suche dir 1–2 erfahrene Trainer*innen und gewinne sie als Mentor*innen
  • vernetze neue Trainer*innen direkt mit einer Ansprechperson 
  • schaffe Räume, in denen sie sich austauschen können, z. B. kurze Treffen nach dem Training, WhatsApp-Gruppen, monatlicher Erfahrungsabend
  • zeige den Mentor*innen gegenüber deine Wertschätzung und mache sie sichtbar, stelle sie bei den Trainersitzungen vor, ehre sie auf der Weihnachtsfeier der dem Sommerfest  

 

Fazit: 

In einer Zeit, in der das Ehrenamt unter Druck steht, bietet Mentoring eine einfache, wirksame Antwort. Es stärkt Trainer*innen, bringt sie und Eltern ins Miteinander und bringt Ruhe in den Trainingsalltag.

Jugendleitungen, die Mentoring gezielt einsetzen, schaffen mehr als gute Organisation. Sie bauen ein unterstützendes Vereinsumfeld auf, in dem Trainer*innen wachsen, sich wohlfühlen und langfristig bleiben. So können einerseits Kinder besser gefördert werden und so werden Eltern zu wertvollen Unterstützern, die das Ehrenamt stärken.

Jetzt, vor Beginn der nächsten Saison,  ist der richtige Zeitpunkt, damit zu starten.

Die genannten Impulse sind nicht nur für Trainer*innen hilfreich, sondern Mentoring kann auch auf allen anderen Ebenen der Vereins- und Mannschaftsarbeit Anwendung finden. Probier’s aus 🙂 Schreib mir gerne eine Mail und teile deine Erfahrungen mit mir.