So wird deine nächste Saison entspannter

Die Saison ist langsam zu Ende und vermutlich schaust du mit deinen Trainerkolleg*innen auf die letzten Monate zurück. Ihr schaut euch euren Tabellenplatz, wertet Ergebnisse aus, analysiert, was gut, was eher mäßig umgesetzt wurde, und zieht Learnings daraus, die ihr in die Planung und Umsetzung für die nächste Saison mitnehmt. Für den Fußball ganz normal. Aber wie schaut es in der Elternarbeit aus? 

Wer als Fußballtrainer*in Kinder und Jugendliche trainiert, weiß: Man arbeitet nie nur mit der Mannschaft – sondern auch mit ihrem Umfeld. Und da gehören auch die Eltern zu.

Viele unterschätzen die Zusammenarbeit mit den Eltern und denken, wenn das Training gut ist, reicht das aus. Oder wissen oftmals nicht, wie sie Eltern einbinden sollen. Doch können Eltern Einfluss haben auf das Teamklima, die Motivation und Entwicklung der Spieler*innen und den Trainingserfolg – positiv wie auch negativ. Und gerade der Amateurfußball braucht immer mehr ehrenamtliche Unterstützung durch die Eltern, um funktionsfähig zu bleiben. Warum mit Hilfe von Reflexion nicht wertvolle Learnings für eure Zusammenarbeit erhalten, die du in der nächsten Saison in deine Arbeit einbinden kannst?

Heute spreche ich darüber, wie entscheidend es für deine Arbeit als Trainer*in ist, auch die Zusammenarbeit mit den Eltern regelmäßig zu reflektieren. Dabei kannst du wertvolle Erkenntnisse gewinnen – sowohl über deine Kommunikation als auch über die Dynamik im Teamumfeld. Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, um innezuhalten und diese Perspektive bewusst einzubeziehen. Ich möchte dich ermutigen, künftig auch die Elternarbeit am Ende jeder Saison in deine persönliche Reflexion aufzunehmen.

Willst du lieber hören statt lesen? Dann findest du hier die dazugehörige Podcast-Episode:

3 Gründe, warum du reflektieren solltest

1. Eltern sind eine wertvolle Ressource

Viele Trainer*innen sehen Eltern oftmals kritisch – als potenzielle Störenfriede, die sich in Aufstellungen einmischen, die glauben ein(e) bessere(r) Trainer*in zu sein oder zu viel Druck auf ihr Kind ausüben. Solche Fälle gibt es, keine Frage. Aber sie sind selten die Regel.

Viel häufiger sind Eltern die, die einfach nur das Beste für ihr Kind wollen und dabei manchmal den Blick für das große Ganze verlieren.

Viele besitzen nicht das Wissen über den Sport, denn du als Expert*in hast. Sie versuchen auf Grundlage ihrer Informationen bestmögliche Entscheidungen für ihren Nachwuchs zu treffen. Und das kann eher zu einem Verhalten führen, das dir unverständlich ist und zu Konflikten führen kann.

Wenn du es schaffst, diese Eltern als Partner zu verstehen, öffnen sich neue Möglichkeiten: Sie können unterstützen, motivieren, mithelfen – wenn sie wissen, wo ihre Rolle liegt und welche Aufgaben sie übernehmen können.

Eine gute Zusammenarbeit mit den Eltern stellt daher eine wertvolle Ressource dar. Sie können organisatorisch unterstützen, bei Veranstaltungen helfen oder auch zur emotionalen Stabilität ihres Kindes, deines Spielers oder deiner Spielerin beitragen. Um das zu wissen, sind sie jedoch auf transparente Informationen von dir und deinem Verein angewiesen.

2. Konfliktpotenzial frühzeitig erkennen

In deiner Arbeit können immer wieder Spannungen auftreten, etwa bei der Diskussion um Einsatzzeiten, Spielpositionen oder die Bewertung der Trainerarbeit. Sie kommen häufig durch ungeregelte oder unausgesprochene Erwartungenzustande. Schaust du dir Situationen nochmals an, in denen es zu stressigen Gesprächen kam, hilft dir die Reflexion, Ursachen zu identifizieren und gleichzeitig Handlungsstrategien zu entwickeln, um zukünftig solche Momente zu verhindern oder zumindest zu minimieren. Das kann z.B. ein Handout sein, dass du zum Thema Spielzeiten an die Eltern ausgibst und transparent vermittelst, wie du damit verfährst.

3. Stärke deine eigene Rolle als Trainer

Die bewusste Auseinandersetzung mit der Elternarbeit hilft dir, deine eigene Position zu klären und sicher zu vertreten. Wie möchte ich mich positionieren? Wie will ich von den Eltern wahrgenommen werden? Wer klare Regeln kommuniziert und transparent arbeitet, signalisiert Professionalität. Gleichzeitig stärkt du damit deine Autorität und schaffst dir Sicherheit auch mit herausfordernden Situationen souverän umzugehen. Je klarer du in der Kommunikationmit den Eltern bist, desto leichter wird die Zusammenarbeit mit ihnen in deinem Trainingsalltag.

 

3 wichtigste Learnings

1. Klare Kommunikation ist wichtig

Eine offene, respektvolle und regelmäßige Kommunikation mit Eltern ist entscheidend, um ihnen wichtige Informationen für eure Zusammenarbeit und ihre ehrenamtliche Unterstützung zu geben. Gleichzeitig werden so Erwartungshaltungen transparent gemacht und Missverständnisse und Konflikte bestmöglich vermieden.

Umsetzung: Zum ersten Probetraining oder Kennenlernen ein Handout mit den wichtigsten Informationen, Regeln und Erwartungen aushändigen und zu Beginn der Saison den ersten Elternabend planen.

2. Eltern als Partner sehen, nicht als Gegner

Erinnere dich: Eltern wollen in der Regel das Beste für ihr Kind. Damit dieser Wunsch einhergeht mit der Umsetzung deines Trainingsalltags, ist es dienlich, Eltern frühzeitig als Teammitglied zu akzeptieren und einzubinden. Dabei hilft dir, ihnen zu erklären, WARUM du bestimmte Dinge wünschst und was der GEWINN ihr Kind UND für sie ist. Die emotionale Verknüpfung beider lässt viele Eltern ins Tun kommen. Dabei geht es nicht darum, sie an allem teilhaben zu lassen, sondern klar zu definieren, wo die Grenzen liegen (siehe ⬇️)

Umsetzung: Frag Eltern gezielt um Mithilfe, z. B. bei Events, Fahrgemeinschaften, Trainingsunterstützung, Fotodokumentation der Spiele. Nützlich ist hierbei im Vorfeld Aufgaben und ihren Umfang zu identifizieren, die du delegieren kannst und gleichzeitig Kompetenzen der Eltern abzufragen, die sie in eure Zusammenarbeit einbringen können, z.B. mit einer Talentekarte, die am Mitgliedsantrag hängt. In fast jeder Mannschaft gibt es Personen, die IT-Kenntnisse haben, HR-Wissen mitbringen oder handwerklich versiert sind. Du musst nur fragen …

3. Das Ehrenamt braucht Eltern

Viele Ehrenamtliche fühlen sich mit ihrer Trainerrolle überfordert, da die Aufgaben immer mehr und die Anforderungen und Ansprüche immer größer werden. Um bereits im Kleinen zu wirken, hilft es, Aufgaben an Eltern auszulagern, damit du mehr Zeit für deine eigentliche Trainerarbeit hast. Weise bereits zu Beginn der Saison darauf hin, dass du ihre Unterstützung benötigst, um bestmögliche Trainingsbedingungen für die Spieler*innen zu schaffen.

Umsetzung: Verschriftliche Aufgaben, die du abgeben möchtest, kläre über den zeitlichen Rahmen auf und lass sie in Arbeitsgruppen oder Teams von Eltern ausführen. So ist die Bereitschaft der Unterstützung größer und die kontinuierliche Ausführung durch immer eine Person gewährleistet.

 

5 Gründe, warum du jetzt reflektieren solltest

1. Die Saison ist zu Ende

Mit Ende der Saison kannst du auf deine Erfahrungen der vergangenen Monate schauen und bekommst einen Gesamteindruck von deinem Trainingsalltag, dem Spielbetrieb und Turnieren, Erfolgen, Misserfolgen, Konflikten, bestimmten Situationen etc. Es liegt dir ein vollständiges Bild deiner Arbeit vor und du kannst Bilanz ziehen.

2. Erkenne Verbesserungspotenzial 

Durch die Rückschau wird deutlich, was gut funktioniert hat, z. B. Kommunikation, Unterstützung durch Eltern und zeigt ebenso, wo es Verbesserungspotenzial gibt, z. B. Umgang mit Kritik, fehlende Klarheit bei Regeln. Diese Erkenntnisse helfen dir, die Kommunikation und Zusammenarbeit bezüglicher „Knackpunkte“ in der nächsten Saison gezielter und strukturierter zu gestalten.

3. Hol dir Feedback von Eltern 

Der Saisonabschluss ist ein guter Zeitpunkt, um auch die Eltern zu fragen, wie sie die gemeinsame Zeit empfunden haben. Wie haben sie die Zusammenarbeit erlebt? Was wünschen sie sich für die Zukunft?

Ein kurzer Fragebogen oder ein gemeinsames Abschlussgespräch dazu kann dir wertvolle Hinweise geben, die du in eure Arbeit einfließen lassen kannst. Und zeigt, dass du Eltern und ihre Meinung ernst nimmst.

InsNetzgegangen_Jugendfußball_Elternarbeit©Canva

4. Entwickle dich weiter

Die Reflexion schafft eine Lernschleife für dich, da du dir bewusst deine Erwartungshaltung und die Ergebnisse der vergangenen Monate anschaust. Welche Erwartungen hatte ich zu Beginn der Saison? Was nehme ich aus dieser Saison mit? Was möchte ich künftig anders machen?

So blickst du systematisch auf die Elternarbeit und kannst nachhaltige Entwicklungen schaffen.

5. Wertschätze, was ihr gemeinsam geschafft habt

Mit dem Blick zurück wird dein Einsatz deutlich und auch derer, die dich in der Saison unterstützt haben. Klopf dir selbst auf die Schulter für dein Engagement im Ehrenamt und richte auch ein Dankeschön an deine Unterstützer*innen. Das schafft Vertrauen und stärkt eure Bindung – eine wertvolle Basis für den Start in die nächste Saison.

 

Fazit:

Die Reflexion der Elternarbeit am Saisonende ermöglicht es dir, Erfahrungen auszuwerten, Verbesserungen abzuleiten und Anerkennung zu zeigen. Je häufiger du reflektiert, desto mehr gestaltest du die Elternarbeit so, wie sie zu dir und den Eltern passt. So legst du den zentralen Baustein für eine langfristig erfolgreiche, professionelle und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Eltern deiner Spieler*innen. Und am besten fängst du gleich damit an, den nächsten Elternabend zu planen. Denn der ist ein Muss zum Saisonstart. Einen Leitfaden, wie du einen Elternabend planst und Eltern animierst zu kommen, findest du hier. Viel Erfolg und Spaß bei der Umsetzung wünsche ich dir!

Reflektierst du bereits die Zusammenarbeit mit den Eltern? Und zu welchen Ergebnissen kommst du? Schreib mir gerne eine Mail.