Eltern unterstützen noch immer ihr Kind – nur anders!
Ein Trainer einer U19 sagte Folgendes zu mir:
„Für mich stehen absolut die Spieler im Fokus. Ich rede mit ihnen, sie sind meine Ansprechpartner, nicht die Eltern.“
So ähnlich ist es mir auch ergangen, als unser Sohn Fußball gespielt hat. Mit mir hat der Trainer in der U17 und U19 nicht gesprochen, obwohl es unser Sohn ohne mein Zutun alleine nicht geschafft hätte.
Neben dem nötigen Fahrdienst war ich Ernährungsberaterin, Mentalcoach, Physiotherapeutin und auch schon mal Sparringspartnerin beim Laufen.
Diese oder ähnliche Aufgaben kommen auf Eltern zu, wenn ihr Sohn in einem NLZ oder einer sehr leistungsorientierten Mannschaft spielt.
Dennoch höre ich immer wieder von einigen Trainern aus Nachwuchsleistungszentren oder leistungsorientierten Mannschaften, dass sie ab der U17 den Blick komplett auf die Spieler richten.
Sie machen keinen Elternabend mehr und führen auch kaum noch Gespräche mit den Eltern. Ihr direkter Ansprechpartner ist der Spieler, da er alt genug und für sich selbst verantwortlich ist.
Ja, da ist etwas dran und das kann man so sehen. Man kann aber auch den Blickwinkel weiten und schauen, welche Vorteile Eltern bieten. Und das sind einige, wenn man es richtig macht. Nämlich transparent informiert und für sich entscheidet, dass man ihre Unterstützung möchte.
In meinen Blogartikel möchte ich dir daher zeigen, …
- wie sich die Verantwortung mit dem Alter verschiebt
- dass du den Spieler noch erfolgreicher machen kannst, wenn du das Potenzial der Eltern nutzt
- dass sich die Aufgaben der Eltern in den älteren Mannschaften verändern
Willst du lieber hören statt lesen? Dann findest du hier die dazugehörige Podcast-Episode:
Inhaltsverzeichnis
1. Verantwortung vs. Verantwortung
Für mich gab es immer einen Leitspruch, als unser Sohn in der U14 ins NLZ wechselte:
„Du schnürst dir 4 Mal die Woche die Fußballschuhe. Du stehst 4 Mal die Woche auf dem Platz. Du hast jedes Wochenende ein Spiel. Damit weißt du am besten, wie dein Fußballalltag aussieht“.
Unser Sohn war für seinen Sport selbstverantwortlich und mit zunehmendem Alter habe ich immer mehr an ihn abgegeben. Ich bin ein großer Fan davon, entsprechend des Alters und der Entwicklung, seinem Kind eigenverantwortliche Aufgaben zu überlassen. Es in den Bereichen zu stärken, auf die es direkten Einfluss hat.
Das sah bei uns so aus, dass Trainingsklamotten, Trainingszeiten im Blick haben, die entsprechende Leistung erbringen wie auch Termine mit Physio, Athletiktrainer oder Trainergespräche in den Händen unseres Sohnes lagen.
Was aber nicht bedeutete, dass er ALLEINE war.
Mein Mann und ich waren da, wenn er Unterstützung brauchte, z. B. die Übernahme des Fahrdienstes, weil die Zeit zwischen Schulende und Trainingsbeginnn nicht ausreichte, um selbstständig und pünktlich auf dem Platz zu stehen. Für den sportgerechten Ernährungsplan zu sorgen, damit der Körper die entsprechenden Leistungen abrufen konnte oder Rehamaßnahmen nach Verletzungen zu planen, um schnell wieder in der Startelf zu stehen.
Ich halte es für einen Fehlschluss, nur weil die Jungs auf die Volljährigkeit zu steuern, daraus zu schließen, dass sie „jetzt für sich alleine verantwortlich sind“.
Wie gesagt, für den sportlichen Bereich absolut. Doch als NLZ-Spieler muss das Leben extrem strukturiert sein, das kann neben der Schule ohne Unterstützung oftmals nicht funktionieren. Wenn er nicht im Internat des Nachwuchsleistungszentrums lebt oder eng mit der Kooperationsschule verzahnt ist, ist das ohne Support von außen meist nicht möglich. Daher tragen Eltern immer noch eine Mitverantwortung für ihr Kind – nur anders als bisher. Und ganz klar ist:
Je besser sie die kennen, desto erfolgreicher können sie ihren Teil dazu beitragen.
2. Die Unterstützung der Eltern verändert sich
Als unser Sohn mit dem Fußballspielen anfing, gehörte der Fahr- und Wäschedienst zu meinen Aufgaben. Diese veränderten sich, je älter er wurde.
Blieb der Fahrdienst und fiel der Wäschedienst weg, kam mit Zunahme der Trainingstage die Organisation zwischen Schule und Fußball dazu, war ich oft diejenige, die dafür sorgte, dass auch die schulischen Anforderungen erfüllt wurden. Die fußballerischen Anforderungen hatte unser Sohn von der F-Jugend bereits gut im Blick.
Mit dem Wechsel in ein Nachwuchsleistungszentrum kamen weitere Aufgaben hinzu. Schleichend, ohne dass ich wusste, dass ich sie erfüllen werde.
Durch die körperliche Belastung (4x Training/Woche, jedes Wochenende Spiel) wurde zum Beispiel schnell deutlich, dass die Ernährung darauf abgestimmt sein muss.
Wie in vielen Familien, wohnen die Jungs noch zuhause, gehen nicht einkaufen oder kochen für sich, d. h. Eltern übernehmen diese Aufgaben. Wenn sie jedoch nicht wissen, wie wichtig eine sportgerechte Ernährung für die Regeneration und Leistung ist, werden sie nicht alleine darauf kommen.
Sie können nur das richtige Essen auf den Tisch bringen, wenn sie wissen, was.
Gerade hier kommt der Familie eine große Aufgabe zu. Ich finde es falsch, dieses Potential ungenutzt zu lassen. Es unterstützt den Spieler leistungsfähiger zu sein und die Sportmedizin weiß, dass einige Verletzungen durch eine entsprechende Ernährung verhindert werden können.
Daher sollten die Ernährungsworkshops in den Vereinen IMMER auch die Eltern einbinden.
An diesem Beispiel zeigt sich, wie wichtig Eltern auch noch in der U17 und U19 sind.
3. Unterstützung können Spieler noch besser machen
Am Beispiel der sportgerechten Ernährung habe ich bereits erklärt, welche Verantwortung Eltern in der B- und A- Jugend noch zufällt, auch wenn ihr Kind vielleicht schon volljährig ist.
Hinzufügen möchte ich noch die Themen Regeneration und Schlaf.
Ein Nachwuchsspieler braucht eine entsprechende Regeneration, um nach einem Spiel am Wochenende körperlich gut in die nächste Trainingswoche zu gehen.
Dafür benötigt er ausreichend Schlaf und Ruhe und eine sportgerechte Ernährung.
Ein Mangel an Schlaf und eine unausgewogene Ernährung können zu Konzentrationsschwierigkeiten führen und Konzentrationsschwäche ist häufig die Ursache für Verletzungen, vor allem im fortgeschrittenen Spiel. Viele erwischt es oft in der 2. Halbzeit oder vor dem Ende des Spiels.
Das sind wichtige Faktoren, die dem Spieler einerseits ermöglichen, das Pensum von Schule und Training zu stemmen, andererseits seine Leistung auf dem Platz im Training und Spiel abzurufen.
Als Trainer willst du optimale Bedingungen für deinen Spieler, um ihn gut und erfolgreich auszubilden. An allen Ecken wird beständig optimiert: Bio-Banding, Laktattest, Sprung- und Lauf-Diagnostik, individuelles Training etc. pp. Eltern in die Optimierung mit einzubeziehen, ist für viele ein No-Go.
Warum ist das so?
Weil viele Trainer*innen nicht wissen, was Eltern außerhalb des Fußballkosmos leisten und weil sie nicht wissen, wie sie Eltern einbinden können.
Dabei ist es gar nicht so schwer. Mit der Entscheidung, sie als Teil des Fußballs zu sehen und durch entsprechende Informationen und Transparenz, kannst du Strukturen legen, die euch beiden ermöglichen, noch bessere Bedingungen für den Spieler zu schaffen.
Eltern übernehmen viele dieser Aufgaben sowieso, ob du willst oder nicht, weil es ohne einfach nicht geht. Mach es dir leichter, indem du durch eine gute Kommunikationsstruktur das Zepter in der Hand hast und weißt, wie du und dein Spieler davon profitieren.
4. Eltern wollen das Beste für ihr Kind – auch wenn es älter ist
Auch wenn Fußball ein Mannschaftssport ist, liegt der Fokus der Eltern meist nur auf ihrem Kind.
Vor allem im Leistungsfußball dreht sich alles nur ums Individuum, denn die Konkurrenz ist groß. Sie wollen, dass es ihrem Sohn gut geht, dass er erfolgreich ist, dass er vielleicht auch Profi werden soll.
Und tun fast alles dafür.
Die Zufriedenheit und der Erfolg ihres Sohnes sind eng mit den eigenen Bedürfnissen verknüpft.
Wenn du Kinder hast, kennst du das vielleicht: deine Tochter kommt traurig aus der Schule, weil sie mit ihrer besten Freundin Stress hat. Es kann dann passieren, dass du dich auch unwohl fühlst, vielleicht werden alte, ähnliche Erinnerungen geweckt. Du versuchst sie aufzuheitern, nach Lösungen zu suchen, damit sie sich besser fühlt. Und du auch.
Denn wir alle streben nach Glück, Entspannung, Ruhe, Frieden. Die Befriedigung dieser Bedürfnisse bei Kind und Eltern ist daher eng miteinander verbunden.
Hier sprechen wir auch von der Eltern-Kind-Beziehung, sind die Kinder erwachsen von Mutter-Sohn, Mutter-Tochter-, Vater-Sohn-, oder Vater-Tochter-Beziehung.
Auch wenn die Kinder älter werden, stehen bei vielen Eltern diese Bedürfnisse weiter im Vordergrund, jedoch durch die Veränderung der Lebensumstände meist anders als früher.
Unser Sohn ist mittlerweile 25 und unsere Tochter 28 Jahre. Ja, ich will noch immer das Beste für unsere Kinder. Mir ist es nach wie vor extrem wichtig, dass es ihnen gut geht, sie ihren Weg gehen und zufrieden mit dem sind, wie sie leben. Doch mit dem entsprechenden Abstand, dem wundervollen Blick von außen und dem Wissen, dass sie super gut für sich sorgen können. Da kann ich es auch gut aushalten, wenn es mal nicht so ist.
5. Bis zur Volljährigkeit sind die Eltern die gesetzlichen Vertreter*innen
In der U17 und oftmals auch noch zu Beginn der U19 sind viele Spieler noch nicht volljährig.
Das bedeutet, dass ihre Eltern per Gesetz die Verantwortung für sie haben.
Aus dieser Tatsache resultiert bereits, dass du sie nicht ignorieren und aus den genannten Gründen einbinden solltest.
Mein Fazit:
Auch in der U17 und U19 übernehmen Eltern (noch) Aufgaben, um ihren Sohn zu unterstützen.
Richtig von dir informiert und eingebunden, kannst du dadurch deine Arbeit und die des Spielers noch erfolgreicher machen.
Hast du Lust auf weitere Tipps für die Zusammenarbeit mit den Spielereltern? Dann trage dich in meine Mailingliste ein und du erhältst regelmäßig Impulse, die du direkt in deinem Trainingsalltag umsetzen kannst.
Kommentare (0)