Workshop mit großem Mehrwert statt „Alibiveranstaltung“

 

Ein Ernährungsworkshop ohne Eltern ist rausgeworfenes Geld.

Das klingt erst einmal hart, doch möchte ich dir erklären, wie ich zu der Aussage komme.

Unser Sohn hatte mit ca. 16 Jahren in seinem damaligen Nachwuchsleistungszentrum den ersten Ernährungsworkshop: 1,5 Stunden erhielten er und seine Mannschaftskollegen anhand einer PowerPoint-Präsentation Infos, wie wichtig eine sportgerechte Ernährung für sie ist, welche Nahrungsmittel dafür sinnvoll sind und warum Fast Food nicht die optimale Wahl ist.

Zum Schluss bekamen sie die Ernährungspyramide schön laminiert in die Hand gedrückt, die bei uns an der Pinnwand landete und die er sich nie mehr anschaute. Die Veranstaltung hat weder bei ihm noch bei den meisten anderen Jungs den Impuls gesetzt, etwas zu verändern.

InsNetzgegangen_Jugendfußball_Ernährung_Workshop©a_mikos/Getty Images

Warum? Weil sie es nicht umsetzen konnten und es sie nicht wirklich interessierte …

Obwohl das nun fast 9 Jahre her ist, gestalten viele Vereine diese Angebote noch immer in dieser Form und sie kommen bei den Spielern noch immer so wenig an.
In meinen Blogartikel möchte ich dir daher zeigen, …

  • warum ich glaube, dass es ein Umdenken braucht
  • wie so ein wichtiges Thema so umgesetzt wird, dass es den gewünschten Mehrwert für den Verein und Spieler hat
  • warum die Eltern unbedingt teilnehmen MÜSSEN

Willst du lieber hören statt lesen? Dann findest du hier die dazugehörige Podcast-Episode:

 

Was bedeutet sportgerechte Ernährung?

Für die Spieler in Nachwuchsleistungszentren und in leistungsorientierten Vereinen ist es ab U16/U17, spätestens jedoch in der U19 wichtig, sich sportgerecht zu ernähren, um ihre Leistung abzurufen, volle Konzentration zu bringen, für eine gute Regeneration nach einem Spiel zu sorgen und u. a. Verletzungen zu vermeiden.

Für diejenigen, die noch nicht so bewandert in dem Thema sind, habe ich hier mal die wichtigsten Informationen zur sportgerechten Ernährung zusammengestellt:

Eine sportgerechte Ernährung zielt darauf ab, die körperliche Leistungsfähigkeit und Regeneration nach körperlicher Anstrengung zu optimieren.

Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichender Energie- und Nährstoffzufuhr ist dabei besonders wichtig.

Die Spieler benötigen mehr Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette, um ihre Energiezufuhr zu decken, als Nicht-Sportler. Kohlenhydrate, weil sie schnell verfügbare Energie liefern. Proteine für den Muskelaufbau und die Regeneration der Muskeln nach dem Training. Fette als wichtiger Energielieferant bei länger andauernden Belastungen. Insbesondere ungesättigte Fettsäuren können dazu beitragen, Entzündungen im Körper zu reduzieren und die Regeneration zu verbessern.

InsNetzgegangen_Jugendfußball_Ernährung_Workshop©BrookeLark/Unsplash

Gleichzeitig ist auf ausreichend Flüssigkeitszufuhr zu achten, um den Flüssigkeitsverlust durch das Schwitzen auszugleichen und die Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit aller Systeme im Körper zu sichern.

Die wenigsten Spieler kennen diese Zusammenhänge und welche Auswirkungen sie auf ihren Körper haben.

Die, die sich damit ein bisschen mehr auskennen, sind häufig Spieler, die aus Haushalten kommen, in denen der Fokus auf diesem Thema liegt oder die im Internat des NLZs leben, in dem dafür gesorgt wird. Aber wie gesagt, eher die Ausnahmen. 

Ich verstehe die Vereine, die ihren Spielern genau diese wichtigen Informationen an die Hand geben wollen. Ein Workshop oder Vortrag ist dafür ein gut gewähltes Format. Doch sollte hier auch der Ansatz der Nachhaltigkeit eine Rolle spielen. 

Biete ich einen Workshop an, dann ist meine Priorität: Wie kann ich den Inhalt so aufbereiten, dass er einerseits Mehrwert für die Teilnehmer*innen hat, andererseits, und das ist mir super wichtig, sie etwas daraus mitnehmen, was sie DIREKT umsetzen können.

Damit beides gelingt, sollten sie Interesse mitbringen und es ist meine Aufgabe, ihren „Schmerzpunkt“ zu finden und ihnen dafür eine Lösung anzubieten. 

Obwohl ich sehr gerne koche und esse und mich bereits früh mit Lebensmitteln und Ernährung auseinandergesetzt habe, hat es bei uns auch gebraucht, bis sich unser Sohn sportgerechter ernährt hat. Nämlich nur durch Hilfe meiner Angebote, die ich ihm gemacht habe. Aus eigenem Antrieb eher selten und wenn, dann in den Verletzungsmomenten, also dann, wenn der Schmerzpunkt bereits erreicht war.

 

Was haben die Spieler von dem Workshop?

Nicht viel, um ehrlich zu sein. Es wird ihnen zwar Wissen vermittelt, doch die meisten Spieler wissen nicht, wie sie das Gehörte umsetzen können und es interessiert sie daher auch nicht wirklich. Vielen ist der Zusammenhang von Ernährung – Leistung – Regeneration – Verletzung nicht bewusst. Meist noch nicht einmal, wenn sie bereits Verletzungen hatten, die über eine gute Ernährung womöglich hätten verhindert werden können.

 

Warum wissen so wenige Spieler etwas über richtige Ernährung?

Der Großteil der Spieler hat neben Schulalltag, regelmäßigen Trainings und Spielen an den Wochenenden keine Zeit, einzukaufen und sich an den Herd zu stellen. Daher liegt aus zeitlichen Gründen der Griff zu Fast Food nahe. Diejenigen, die sich damit ein bisschen mehr auskennen, sind oftmals Spieler, die die entsprechende Unterstützung bekommen. 

Weil das nicht nur im Nachwuchs, sondern auch bei den Profis so ist, gibt es in vielen Bundesligavereinen eine Rundum-Verpflegung für die Spieler: Vor dem Training steht bereits ein Frühstück für sie bereit und danach ein Mittagessen – sportgerecht versteht sich.

Und in einigen Vereinen wird sogar so weit gegangen, dass die Spieler für den Abend ihr „Doggy Bag“ mitbekommen. Das macht der Verein nicht nur, weil er nett ist. Er hat dadurch zumindest an den Trainings- und Spieltagen Einfluss darauf, was die Spieler (hoffentlich) essen. 

Jürgen Klopp hat die Ernährungsexpertin Mona Nemmer 2016 zum FC Liverpool geholt, als er die Mannschaft übernahm. Denn er kennt die Bedeutung, die die Ernährung auf die Profisportler hat.

Sie kümmert sich seitdem u. a. um das Küchenteam, den Speiseplan an Trainings- wie auch Spieltagen, den Einkauf und die Qualität der Lebensmittel. Sie ist im 1:1-Austausch mit den Spielern, um die Ernährung individuell anzupassen und bietet sogar Kochkurse an, um den Spielern das „Werkzeug“ an die Hand zu geben.

An den Beispielen siehst du, wie viel getan wird bzw. werden muss, damit erwachsene Männer sich sportgerecht ernähren.

Und bei Jugendspielern soll ein Workshop den gewünschten Effekt haben? Dass das so wie bisher nicht funktionieren kann, wird dir jetzt vermutlich mehr als deutlich.

Aber lass uns schauen, welche Stellschraube bewegt werden muss, damit sich etwas verändert.

 

Wie kann der Workshop nachhaltig werden?

Gerade habe ich schon erwähnt, dass es Nachwuchsspielern ohne Unterstützung kaum bis gar nicht möglich ist, sich sportgerecht zu ernähren. Hier spreche ich von denen, die nicht im Internat oder bei Gastfamilien leben, sondern zuhause bei ihren Familien. Das sind meistens auch noch die volljährigen U19-Spieler.

Den Eltern kommt hier eine wichtige Aufgabe zu: Sie sind diejenigen, die in der Regel einkaufen und kochen. Sie wissen jedoch nicht, wie eine sportgerechte Ernährung aussieht und wie wichtig sie für die Regeneration und Leistung ihres Kindes ist.

Im Umkehrschluss bedeutet das: AUCH sie brauchen die Informationen, die ihr Sohn bekommt! 

Die Infos, die ihr Sohn in einem Ernährungsworkshop bekommt, brauchen sie auch, um die Ernährung gemeinsam mit ihrem Kind umzustellen. 

Fazit: Eltern müssen auch Teilnehmer*innen des Workshops sein.

 

Was brauchen Eltern?

Da viele nicht aus dem Sportbereich kommen, ist es wichtig, sie mit den Basisinformationen zu versorgen, damit sie die Zusammenhänge verstehen. Denn nur, wenn ihnen diese klar sind, können sie ins Tun kommen. 

Wichtig: Es muss niedrigschwellig und für jeden verständlich sein, Fachjargon ist hier fehl am Platz. Ebenso braucht es Guidelines für eine kostengünstige Umsetzung sowie Rezepte. Denn gesundes Essen muss nicht teuer sein. Damit sich die Inhalte setzen, ist es meines Erachtens wichtig, nicht nur bei der Theorie zu bleiben, sondern auch in die Praxis zu gehen.

Wenn du dir anschaust, wie viele Trainingseinheiten du in ein neues Spielsystem investierst, weißt du, dass für die Ernährungsumstellung ein 2-stündiger Workshop nicht ausreicht. Dieses Thema sollte in mehreren, aufeinander aufbauenden Einheiten angeboten werden, damit Fragen gestellt, Anpassungen vorgenommen werden können und eine Entwicklung stattfinden kann.

Solltest du Bedenken haben, ob Eltern dein Angebot annehmen, dann möchte ich dich daran erinnern:

„Richtig angesprochen, werden sie kommen. Denn sie möchten das Beste für ihr Kind!“

Ja, es wird dich und deinen Verein mehr kosten als bisher: mehr Zeit und Geld. Doch es ist eine Investition in die Zukunft.

Du bietest deinen Spielern Voraussetzungen, um sie noch besser und erfolgreicher zu machen. Im Hinblick auf das Essverhalten innerhalb unserer Gesellschaft kann hier über den Sport hinaus ein Bewusstsein und eine Eigenverantwortung für eine gesunde Ernährung geschaffen werden. Nach dem Motto: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!“ Oder „Je früher, desto besser!“ Und wenn du den Workshop eh anbietest, mach ihn nachhaltig.

 

Mein Fazit:

Mach aus der „Alibiveranstaltung“ Ernährungsworkshop für die Spieler eine Veranstaltung mit großem Mehrwert, in dem du neben den Spielern auch ihre Eltern einbindest.

Damit machst du die Spieler gesundheitlich fitter und sportlich noch erfolgreicher.

 

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