Die verschiedenen Tools im Überblick

Letzten Freitag fand die letzte Veranstaltung unserer Projektreihe „Ehrenamt im Amateurfußball stärken“ in Berlin statt. Eine kleine, aber sehr interessierte Teilnehmergruppe hat sich mit dem Thema „Fußballeltern: Das Team hinter dem Team – Wie ihr mit Trainer*innen und Vorständen ins Zusammenspiel findet!” beschäftigt.

Unterstützt durch die Workshop-Methode World Café haben die Teilnehmer*innen sich der Frage gestellt, wie die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Trainer*in unterstützt werden kann und was hilfreich ist, um sie zu stärken. Dazu hat jeder seine Perspektive dargestellt, wurden Gemeinsamkeiten und Unterschiede festgestellt, wurde über Herausforderungen gesprochen, diskutiert und viele effiziente Lösungsansätze und Impulse entwickelt. Die Auswertung sowie Dokumentation aller Ergebnisse aus den verschiedenen Events werden wir im Herbst in einer weiteren Veranstaltung präsentieren.  

Für alle war klar, dass Kommunikation und Aufklärung ein wichtiger Gelingensfaktor und die Basis für das Miteinander zwischen Trainer*in und Eltern ist. Doch welche Kommunikationsplattform ist die Richtige?

Für mich gibt es darauf keine eindeutige Antwort, denn wir kommunizieren beständig. Die Form der Kommunikation ist davon abhängig, was du möchtest, was du erreichen willst und wen du ansprichst. Kommunikation ist sehr individuell, abhängig von dir, aber auch den Gesprächspartner*innen, dem Inhalt, den Kommunikationskompetenzen, der Situation, der Kommunikationsebene und schließlich auch, welche Beziehung du mit deinem Gegenüber hast. Das alles beeinflusst die Kommunikation.

Weil uns so viele Kanäle und Tools zur Verfügung stehen und wir oftmals gleichzeitig auf den verschiedenen Kommunikationskanälen aktiv sind, empfehle ich immer eine Kombination aus den verschiedenen Angeboten.

In meinem neuen Artikel möchte ich dir verschiedenen Formen vorstellen, die du als Trainer*in, Jugendleiter*in und Vorstandsvorsitzende(r) nutzen kannst. Ich zeige dir die Vor- und Nachteile auf, sodass du dir DIE Kommunikationsplattform bauen kannst, die zu dir passt. 

 

Willst du lieber hören statt lesen? Dann findest du hier die dazugehörige Podcast-Episode: 

Man kann nicht nicht kommunizieren!

Diese Aussage kennst du vielleicht. Sie ist von Paul Watzlawick. Er ist Kommunikationswissenschaftler und unterstreicht damit, dass wir nicht nur durch unsere Sprache miteinander Informationen austauschen, nämlich verbal, sondern auch nonverbal über Körpersprache, Mimik und paraverbal beispielsweise über Stimme, Tonlage, Sprechtempo.

Neben dem Sender einer Nachricht braucht es den Empfänger der Nachricht und in der zwischenmenschlichen Kommunikation ist die Sach- und Beziehungsebene von großer Bedeutung. In meinem Artikel „Komm mit Spielereltern ins Gespräch, statt einen Bogen um sie zu machen“ gehe ich näher darauf ein. 

Heute möchte ich mich auf die Wege fokussieren, die dir in deiner Arbeit zur Verfügung stehen. Ich habe sie in zwei Gruppen unterteilt: 

  • die Kanäle, auf denen du über die Schrift kommunizierst
  • die Kanäle, auf denen du über die Sprache kommunizierst

 

Diese verschiedenen Wege hast du

1. Kanäle, in denen du schreibst

Nachfolgend findest du eine Liste der wichtigsten Wege, über die du Eltern schriftlich Infos zukommen lassen, Abfragen erstellen kannst etc. pp.

 

InsNetzgegangen_Jugendfußball_Kommunikation©Canva

Die Vorteile dieser Tools sind:

  • über WhatsApp/Mail/Fußball-Apps kannst du schnell Eltern erreichen
  • du kannst Vorlagen erstellen, die dir Zeit sparen
  • du erreichst mit einem Klick viele Eltern
  • du kannst die Nachrichten vorbereiten und planen und bist zeitlich unabhängig
  • die Infos beispielsweise auf der Elternseite oder in der Onboarding-Mappe sind jederzeit für jeden einsehbar
  • sie können überarbeitet und immer aktuell gehalten werden (z.B. Elternseite)

 

Die Nachteile dieser Tools sind:

  • die Wege sind wenig persönlich
  • WhatsApp/Mail brauchen sehr klare Kommunikationsregeln, damit z.B. Chats nicht aus dem Ruder laufen
  • du bist über WhatsApp/Mail immer erreichbar, sodass hier auch klare Regeln notwendig sind
  • ohne Struktur und Regeln kannst du schnell die Kontrolle über die Kommunikation verlieren, weil Eltern eigene Themen z.B. in Chats einbringen, sich Themen hochschaukeln, Stimmung gemacht werden kann …
  • nicht alle nutzen bzw. wollen z. B. WhatsApp oder Fußball-Apps nutzen

 

2. Die Kanäle in denen du sprichst

  • Elternsprechstunden zu vorgegebenen Zeiten
  • Elternabend offline zu Beginn der Saison und nach der Winterpause
  • Elternabend online via Zoom, Teams etc. zu Beginn der Saison und nach der Winterpause
  • Eltern-/Perspektive-/Übernahmegespräche mit Spieler*in und/oder Eltern
  • Erstgespräch zu Probetraining
  • Workshops zu ausgewählten Themen
  • Telefonat mit einem Elternteil
  • Sprachnachrichten oder Videos via WhatsApp, Mail etc.
  • Gespräche außerhalb des Trainings-/Spielbetrieb (z.B. Eltern-Trainer*in-Fußballmannschaft, Stammtisch)

 

Die Vorteile dieser Tools sind: 

  • du hast einen direkten Kontakt mit und zu den Eltern
  • der persönliche Kontakt dient dem Beziehungsaufbau
  • du kannst konkret und individuell informieren
  • du kannst Infos auch mal zwischen „Tür und Angel“ weitergeben
  • über Elternabend, Workshops erreichst du eine ausgewählte Elterngruppe

 

Die Nachteile dieser Tools sind:

  • du musst persönlich anwesend sein
  • es kostet Zeit in der Vorbereitung und der Durchführung
  • es braucht Strukturen für eine reibungslose Umsetzung
  • der zeitliche Rahmen des persönlichen Kontakts kann über das Gewollte hinausgehen
  • je nach Tool erreichst du nur eine Person (z.B. Telefon, Elterngespräche)

 

Wie du siehst, hat jeder Kommunikationskanal sein Für und Wider. Die eine Kommunikationsplattform für alles gibt es nicht. Es hängt immer davon ab, 

  • welche Information möchtest du weitergeben
  • an wen soll sie gehen
  • was möchtest du damit erzielen

 

Ein Beispiel …

Willst du den Treffpunkt und Uhrzeit für das Spiel am Samstag weitergeben, ist sicherlich eine WhatsApp sinnvoll, um die Info kurz und knackig zu versenden. Voraussetzung dafür ist, dass die Regeln dafür klar sind und sich kein Chatverlauf entwickelt, den du nicht mehr unter Kontrolle hast. Damit das Regelwerk bestmöglich von allen umgesetzt wird, ist auch hier ein wertschätzendes Miteinander wichtig.

Im besten Fall hast du die Basis bereits im Vorfeld durch andere, persönliche Kommunikationswege geschaffen.

Geht es darum, dass die Planung für die nächste Saison ansteht, wirst du wenig Eltern erreichen, wenn du ihnen die Infos per Mail schickst. Das ist zu unpersönlich, die wenigsten fühlen sich angesprochen, weil ihr euch vermutlich noch nicht kennt und sich ihnen der Mehrwert (noch) nicht erschließt.

Daher möchte ich dich hier bestärken, einen Elternabend zu planen und durchzuführen. Gerade zu Beginn der Saison bietet er dir viele Vorteile. Gleichzeitig kannst du im Nachgang die wichtigsten Infos nochmals verschriften, um sie auch den Eltern zu geben, die nicht anwesend waren und ihr gleichzeitig ein Regelwerk habt, auf das du dich immer wieder beziehen kannst.

Der Elternabend verbindet sehr gut zwei Kanäle miteinander: den mündlichen, persönlichen in der Elternveranstaltung mit der Einladung und dem Protokoll in der Schriftform. 

 

An den Beispielen erkennst du, dass es nicht den EINEN Kanal gibt, über den du mit den Eltern deiner Spieler*innen kommunizierst. Du wirst immer verschiedene Kanäle nutzen, je nach Information, Situation und Ziel.

Zu Beginn der Saison oder im Rahmen des Erstkontaktes ist es wichtig, dass neben den verschrifteten Informationen z.B. auf der Elternseite der Homepage oder einer Mail AUCH das persönliche Gespräch stattfindet. Denn nichts schafft mehr Nähe, Zugewandtheit als den Austausch von Person zu Person. Dazu solltest du auf die Eltern zugehen und sie zum Teil deines Teams machen. So fühlen sie sich mitgenommen und Menschen, die sich wohlfühlen, sind eher bereit dich zu unterstützen.

Je besser dir das gelingt, desto stabiler ist eurer Miteinander, sodass mit guten Kommunikationsregeln ihr auch weitere Kanäle nutzen werdet, wie WhatsApp, Fußball-Apps etc. pp.

 

Mein Fazit:

Entscheide individuell für dich, mit welchen Kanälen du arbeiten möchtest und dich wohlfühlst. Hinterfrage dazu, was du erreichen möchtest und ob dir das damit gelingt. Probiere dich aus, tausche dich mit Kollegen aus und mache dir ihre Erfahrungen zu nutze. Mit der Zeit wirst du merken, was gut klappt und sich auch verändern wird. Denn nichts ist in Stein gemeißelt …

Auf welchen Wegen bist du mit deinen Spielereltern im Austausch? Schicke mir gern eine Mail und verrate mir deine Kanäle.