Ohne Eltern kann der Kinder- und Jugendfußball nicht funktionieren!

In meinen Workshops, Vorträgen und Gesprächen mit Trainern*innen wiederholt sich immer wieder ein Thema:

Viele Coaches, unabhängig davon, wie alt sie sind oder wie lange sie bereits als Trainer*in aktiv sind, wissen wenig darüber, wie viel Unterstützung Spielereltern ihrem Kind geben, damit es Fußball spielen kann.

Wie viel Zeit, Kraft und Energie sie investieren, wird kaum bis gar nicht gesehen. Das gilt übrigens auch umgekehrt für die Trainer*innen. Doch ist genau das – das Wissen und Verständnis – die Grundlage für ein respektvolles Miteinander zwischen Trainer*in/Verein und Eltern. 

Möchtest Du lieber hören? Dann ist hier die Podcast-Episode für Dich.

 

Ich möchte Dich als Trainer*in in die Welt der Eltern mitnehmen. Du erfährst, welche Aufgaben – außer Wäsche-und Fahrdienst – Eltern übernehmen, damit Du ihren Einsatz anders wertschätzen kannst. Ich erkläre Dir, dass hinter dem Zuspätkommen eines Spielers z. B. nicht unbedingt Desinteresse seitens der Mutter stecken muss. Ich zeige Dir, wie Du das herausfinden kannst und dadurch eine Basis mit Deinen Spielereltern schaffen kannst. Denn das ist der erste Schritt, ein respektvolles Miteinander aufzubauen.

Obwohl der Kinder- und Jugendfußball in den letzten Jahren immer professioneller geworden ist, gilt das für die Zusammenarbeit zwischen Eltern und dem Trainer*in ihres Kindes noch nicht. Viele Vereine glauben noch immer, dass Eltern nur den Wäsche- und Fahrdienst sowie bei Turnieren die Kuchentheke übernehmen. That’s it.

Doch sind die Aufgaben heutzutage vielfältiger. Ein paar möchte ich Dir neben den bereits Genannten gerne vorstellen …

1. Chauffeur/Chauffeuse

Auch wenn oben bereits erwähnt, möchte ich dieser Aufgabe hier noch mal Aufmerksamkeit schenken. Viele Spieler*innen trainieren häufig nicht in einem Verein, der in unmittelbarerer Nähe ihres Zuhauses liegt, sodass sie allein oder mit dem Fahrrad dort hinkommen. Durch den Ganztagsschulbetrieb bis meist 15.00 oder 16.00 Uhr und dem Trainingsbeginn gegen 16.30/17.00 Uhr sind die meisten auf ihre Eltern, Großeltern oder Fahrgemeinschaften angewiesen, um pünktlich zu erscheinen. Für viele berufstätige Mütter und Väter bedeutet das Stress, gutes Zeitmanagement, zeitig das Büro zu verlassen, um ihr Kind abzuholen und zum Verein zu fahren.

2. Nachhilfelehrer*in

Bleiben wir direkt bei der Schule … Auch wenn durch die Ganztagsschulen eine Hausaufgabenbetreuung abgedeckt werden soll, gelingt es nicht jedem Schüler*in, alles in der Schule zu erledigen. Einige Spieler*innen sitzen daher noch vor oder nach dem Training zuhause an ihren Aufgaben. Ich selbst kann ein Lied davon singen, wie viel Kraft das kostet – Kind wie Mutter und Vater …

3. Vermittler

Läuft es in der Schule notenmäßig nicht gut, müssen Eltern schnell Rede und Antwort stehen, ob denn nicht der Sport reduziert werden kann, damit mehr Zeit ins Lernen gesteckt wird. Das kann Nerven kosten, die Lehrer*innen zu beruhigen, das eigene Kind anzutreiben, gleichzeitig jedoch nicht zu viel Druck auszuüben. Übrigens führen diese Beschränkungen aus meiner Erfahrung selten zum gewünschten Ergebnis.

4. Familienmanager*In

Fußball ist durch das häufige Training und die regelmäßigen Spiele am Wochenende ein zeitaufwendiger Sport, der in Familien mit mehreren Kindern auch mit deren Hobbys organisiert werden muss. Ebenso die Urlaubszeiten, die sich im Sommer je nach Alter des Spieler*in gerne mal nach der Vorbereitungszeit richten. Diese Einschränkung mit den Urlauben der berufstätigen Eltern in Einklang zu bringen, kann schon mal zu einer logistischen Leistung werden.

5. Mentalcoach

Egal, wie alt und auf welchem Leistungsniveau ein Spieler*in spielt: Frust, Wut, Enttäuschung, auch mal Verletzungen gehören zum Sport dazu. Sie führen dazu, dass Mutter und/oder Vater als erster Ansprechpartner*in die Emotionen auffangen und abbekommen. Sie trocknen Tränen, bauen wieder auf, bieten die starke Schulter … Je besser sie von Dir und dem Verein über die Anforderungen und Herausforderungen des Sports informiert werden, desto kompetenter können sie ihr Kind unterstützen.

6. Physiotherapeut*in

Irgendwann ist immer das erste Mal und die erste Verletzung ist da. Ist es mehr als das aufgeschlagene Knie und eine längere Pause droht, sind es auch hier wieder die Eltern, die z. B. die Arzt- und Physiotermine koordinieren und wahrnehmen. Sind sie es, die ihr Kind bei Laune halten, es ernst nehmen, wenn es Sorge um seinen Platz in der Mannschaft hat oder einfach nur ungeduldig und gefrustet ist, dass es nicht spielen kann. Siehe Motivationscoach!

7. Ernährungscoach

Viele glauben, dass es den erst im Leistungsbereich braucht. Doch finde ich, es ist nie zu früh, die Ernährung seines Kindes seinen Aktivitäten anzupassen. Das beginnt bereits mit den „wertvollen“ Snacks und Getränken statt Kuchen und Cola nach dem Training oder während Turnieren und geht bis in den Jugendbereich, wenn der leckere Schweinebraten mit Klößen nach einem Spiel nicht unbedingt das Optimum zur Regeneration ist.

Weitere Aufgaben findest Du in der Mindmap. Ich habe sie aus meiner Coachingarbeit mit Eltern  und meinen eigenen Erfahrungen erstellt, die abhängig von Alter und Leistungsniveau hinzukommen können. Sicherlich nicht komplett, zeigt sie dennoch, wie umfangreich das Aufgabenspektrum von Eltern sein kann.

Da kann es schnell mal passieren, dass Spieler*in X nicht immer pünktlich ist. Das hat oftmals wenig damit zu tun, dass die Mutter keine Lust hat, ihr Kind zeitig am Platz rauszulassen, sondern oftmals, weil die Zeit zwischen Verlassen des Büros, Abholen an der Schule und zum Fußball fahren, nicht ausreicht.

Das kann bei Dir dazu führen, dass Du Dir eine Meinung bildest, ohne die Hintergründe zu kennen. Hier möchte ich Dich ermutigen, das Gespräch zu suchen, nachzufragen und gleichzeitig zu erklären, WARUM es für Dich wichtig ist, dass Spieler*in X pünktlich ist. Der Austausch führt zum gegenseitigen Verständnis, was für Dich sowie die Spielermutter die Situation entspannter werden lässt und es findet sich meistens gemeinsam eine Lösung.

Gerade das Thema Zuverlässigkeit gehört wie einige andere Themen zu dem Informationskatalog für Eltern, den sie bereits vor dem ersten Probetraining auf der Homepage Deines Vereins finden sollten.

Dadurch erfahren sie mehr über die Anforderungen des Sports ihres Kindes und können bereits überlegen, ob sie ihnen gewachsen sind. Enttäuschungen und Missverständnisse können so auf beiden Seiten minimiert werden.

PS. Möchtest Du mehr über mich erfahren? Dann schau hier vorbei!