So wichtig ist das Onboarding für Trainer*innen

Viele Vereine klagen, dass sie keine Trainer*innen für ihre Kinder- und Jugendmannschaften finden. Im Kinderfußball sind es oftmals Eltern, die den Job übernehmen – mit oder ohne Trainerschein. Auch hier spielt das Ehrenamt eine große Rolle. Denn Trainer*innen bekommen im Amateurfußball in der Regel kaum bis gar keine Bezahlung. Wenn sie Glück haben, gibt es eine Aufwandsentschädigung, Spritgeld o. ä. oder sie werden als Mini-Job geführt.

Dazu kommen abhängig von Mannschaft und Anzahl der Trainingstage mit Spiel am Wochenende schnell mal 15-20 Stunden zusammen, die sie in den Fußball stecken – neben dem eigentlichen Job, Studium, Ausbildung und Leben versteht sich.

Da braucht es schon viel Leidenschaft, um als Trainer*in tätig zu sein. Wie im Berufsleben gilt auch hier, dass das von alleine, „einfach so“ nicht läuft. Da muss sich schon der Verein engagieren, um mit der richtigen Ansprache, dem Onboarding und einer wertschätzenden Zusammenarbeit Trainer*innen nachhaltig an sich zu binden.

Das klingt jetzt nach mehr, als es letztendlich ist. Bereits mit kleinen Veränderungen ist ein Eingliederungsprozess, der von Dauer ist, möglich. Deshalb möchte ich dir zeigen, wie ein erfolgreiches Onboarding aussehen kann und welche Vorteile es dir bietet.

Willst du lieber hören statt lesen? Dann findest du hier die dazugehörige Podcast-Episode:

 

Der Erstkontakt zählt

Für mich beginnt das Onboarding bereits mit dem ersten Kontakt, BEVOR die Person im Verein anfängt. Schon im ersten Gespräch, dass du mit Bewerber*innen führst, solltest du so informativ und transparent wie möglich sein. Damit meine ich, dass du den Verein und deine Erwartungen an die Position vorstellst, sodass sich dein Gegenüber einen Eindruck verschaffen kann. So könnt ihr früh klären, ob ihr in ein Miteinander kommt.

Denn es hilft dir nichts, wenn du nur die Hälfte erzählst, aus Sorge, derjenige/diejenige sagt dir ab. Im ersten Moment hast du zwar ein(e) Trainer*in, doch ist das aus der Erfahrung nicht von Dauer. Oft verlassen sie dich bereits in der Winterpause oder spätestens zum Ende der Saison, weil eure Zusammenarbeit nicht funktioniert. 

Daher möchte ich dich darin bestärken, von Anfang an klar und ehrlich zu sein. 

Benjamin Kandler, Geschäftsführer Sport bei FC Internationale Berlin zum Beispiel führt 3 Gespräche mit potentiellen Kandidaten:

  • ein Kennenlerngespräch
  • ein weiteres, das mehr in die Tiefe geht
  • ein Entscheidungsgespräch, an dem auch der Trainerkollege/Trainerkollegin teilnimmt, mit dem der Bewerber später zusammenarbeiten wird

Er hat damit gute Erfahrungen gemacht und vor allem die Einbindung des jeweiligen Trainerkolleg*in führt dazu, dass in einem Team Menschen miteinander arbeiten, die zueinander passen und gleichzeitig stärkt es das Teamgefüge.

 

Der Teamkollege/die Teamkollegin entscheidet mit

Suchst du einen Co-Trainer/Trainer*in für beispielsweise eine D-Jugend, dann binde den Chef-Trainer in die Entscheidung ein. Denn er bzw. die beiden müssen später miteinander klar kommen. Je besser du diesen Joining-Prozess von Beginn einführst, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass du ein Team hast, das länger als nur ein paar Monate zusammen arbeiten wird.

Denn irgendjemanden „vorgesetzt“ zu bekommen, das möchte niemand.

 

Das Onboarding

Auch wenn jemand schon ein paar Jahre als Trainer arbeitet, bedeutet es nicht, dass du ihn sich selbst überlassen kannst. Denn Verein ist nicht gleich Verein. Jede/r neue Trainer*in benötigt eine Einführung

  • ins neue Trainerteam
  • in die Vereinsphilosophie
  • in die Trainings-/Spielstrukturen
  • in die Elternkommunikation

Das bedeutet, dass der Austausch zwischen euch in der ersten Zeit etwas enger sein wird.

Aber auch hier gilt: je besser du ansprechbar und unterstützend bist, desto schneller wird sich der Neuling einleben und wohlfühlen.

Da ich ein Fan vom Verschriften bin, kannst du es dir leichter machen, in dem du die wichtigsten Informationen in einer Onboardingmappe zusammenstellst.

Somit hat der Trainer/die Trainerin immer etwas zum Nachschlagen „an der Hand“ und das ein oder andere Gespräch erübrigt sich. Gleichzeitig kannst du die Informationen als Grundlage fürs Erstgespräch nutzen und du bietest mit einem „Trainerhandbuch“ deinem gesamten Trainer-Stuff einen „roten Faden“, an dem sie sich orientieren können.

InsNetzgegangen_Jugendfußball_Onboarding©Canva

Weitere Impulse zum Onboarding findest du im Artikel „Onboarding für Eltern im Jugendfußball„, die du leicht auch auf Trainer*innen anwenden kannst.

Gerd Thomas von FC Internationale Berlin und ich veranstalten am 15. März 2024 unsere 2. Veranstaltung, in der wir uns mit dem Thema „Trainer*innen überfordert? Wie wir sie stärken können“ beschäftigen. Sie richtet sich an Trainer*innen und Vorstände und ist Teil unseres Projekts, mit dem wir das Ehrenamt im Amateurfußball stärken wollen. Gemeinsam möchten wir mit Berliner Vereinen in den Austausch gehen und Handlungsoptionen entwickeln, die sie in ihrem Vereinsalltag umsetzen können.

Wenn du in Berlin lebst, dann lass uns austauschen und miteinander weitere Ideen erarbeiten, wie du als Verein das Traineramt so attraktiv gestaltest, dass Trainer*innen langfristig bleiben.

Die Veranstaltung findet ab 16.00 Uhr in der Sportschule des LSB statt und wird von der Sportjournalistin Tiziana Höll moderiert.

Alle Veranstaltungen finden in Kooperation mit dem Berliner Netzwerk Fußball und Gesellschaft, dem Berliner Fußball-Verband e.V. und dem Landessportbund Berlin statt.

Solltest du nicht an der Veranstaltung teilnehmen können, kannst du mir gerne deine Fragen, Herausforderungen, Gedanken und Impulse per Mail schicken, die ich mit nach Berlin nehmen werde.

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