Wir finden kaum jemanden für die Vorstandsarbeit!

Das ist eine Aussage von vielen, die die Vorstände von Amateurvereinen auf die Frage äußern, was die größten Herausforderungen sind.

Immer mehr Aufgaben lasten auf wenigen Schultern. Wenn die dann in die Knie gehen, weil sie nicht mehr können, nicht mehr wollen und keine Lust mehr haben, finden sich in vielen Fällen keine Nachfolger*innen.

Viele Vereine „leben“ mit Vorständen, die nicht effektiv und effizient arbeiten, weil sie keine Alternativen haben und froh sind, dass sich überhaupt jemand findet, der den Job macht. 

Einige Vorsitzende sind seit Jahren, vielleicht auch Jahrzehnten tätig. Sie haben einen tollen Job gemacht und machen ihn vermutlich noch immer. Doch fällt es ihnen oftmals nicht so leicht, neue vielleicht auch jüngere Mitstreiter*innen aufzunehmen. Zu groß ist die Sorge, die Position zu verlieren, den neuen Ansprüchen nicht gerecht zu werden, mit den neuen Innovationen nicht mitzukommen, nicht mehr gehört und akzeptiert zu werden, ja, vielleicht auch nicht mehr gebraucht zu werden. Absolut verständlich und unschön, und dass das Sorge und Angst auslösen kann, ist verständlich.

Gerne fallen in dem Zusammenhang Sätze wie „Das haben wir schon immer so gemacht …“ oder „Früher war alles besser …“ Leider passt das heute nicht mehr, um den Verein zukunftsfähig aufzustellen.

Wenn auf dieser Haltung beharrt wird und beide Seiten – die „Alten“ (richtet sich nicht nur nach Alter, sondern seit wann sie schon dabei sind) und die „Neuen“ –  „dicht“ machen, ist niemandem geholfen. Es ist wichtig, miteinander ins Gespräch zu gehen. Die, die auf Jahre lange Erfahrung zurückgreifen können, mit denen, die neue Impulse und Ideen mitbringen. Denn beide haben ihre Berechtigung und wenn der Joining-Prozess von Beginn an gut gestaltet wird, kann daraus auch etwas richtig Gutes entstehen.

Ich glaube daher, dass hier ein Umdenken nötig ist. Wir sollten überlegen, wie es uns gelingt, diese Situation zu verändern und neue Möglichkeiten zu schaffen, die alle mitnehmen. Gerd Thomas von FC Internationale Berlin und ich haben dazu ein Projekt ins Leben gerufen, in dem wir uns gemeinsam mit Berliner Vereinen austauschen und ins Gespräch gehen möchten, um miteinander Ideen und Handlungsoptionen zu entwickeln, die das Ehrenamt im Amateurfußball stärken.

Unser Blick richtet sich dabei auf die drei Säulen in den Vereinen: Vorstand, Trainer*innen und Eltern.

Ich habe noch nie in einem Vorstand gearbeitet, kenne ihn nur aus der Schilderung von Funktionären und aus meiner Zeit als unser Sohn Fußball gespielt hat. Daher bin ich unbelastet und schaue von außen darauf. In der Vorbereitung auf die erste Veranstaltung, die sich an Vorstände richtet und sich mit der Frage “Ehrenamt am Ende? Wie Vorstände das ändern können” beschäftigt , habe ich mir ein paar Gedanken gemacht. In meinem Blogartikel möchte ich einige davon mit dir teilen. Ich spreche darüber, warum es wichtig ist, deine Vorstandsarbeit transparent darzustellen und du über Teamarbeit nachdenken solltest.

Willst du lieber hören statt lesen? Dann findest du hier die dazugehörige Podcast-Episode:

1. Seid offen für einander

Wir sind alle Individuen, haben unser eigenes Wertesystem, Vorstellungen, bringen vielfältige Kompetenzen und Wissen mit und vielleicht auch verschiedene Einstellungen zum Fußball und der Vereinsarbeit. Per se ist das erst einmal gut so. Schwierig wird es, wenn diese Vielfalt keinen Raum hat und darüber nicht gesprochen wird.

Um ein gutes Miteinander zu schaffen, braucht es Wertschätzung, Akzeptanz und Vertrauen.

Das erreichst du, wenn du bereit bist, dein Gegenüber kennenzulernen, ihm zuzuhören ohne zu (be)werten.

In diesem Stadium geht es nicht darum, Position zu beziehen, um sie zu stärken und schon klar zu machen, wie wir es machen und was nicht geht. Damit lockst du niemand hinterm Ofen hervor und Personen, die vielleicht Lust haben, sind schneller wieder weg als du schauen kannst.

 

2. Erfahrungswissen meets Innovationen

Altes ist nicht immer oll. Gleiches gilt für Erfahrungswissen. Es ist unbezahlbar und hat eine Berechtigung. Gleichzeitig kann es sein, dass es nicht mehr up to date ist und vielleicht ein Face-Lift benötigt. Denn macht man einen Job schon lange, kann man schnell „betriebsblind“ werden. 

Das bedeutet aber nicht, dass alles über Board geworfen wird, sondern eher, wie und wo können neue Wege gegangen und implementiert werden. Diese Impulse bringen meist Menschen mit, die neu oder von außen hinzukommen.  

Treffen nun diese beiden Parteien aufeinander, haben einen erfolgreichen Joining-Prozess durchlaufen, sind bereit sich zusammen der Vereinsarbeit zu widmen und ihr Wissen zu bündeln, kann daraus was wirklich Gutes entstehen. Voraussetzung dafür ist das Miteinander und nicht das Beharren auf bestimmten Dingen, nur weil sie einerseits schon immer so gemacht wurden oder andererseits gerade hip sind. 

Was braucht unser Verein?”, “Was können wir leisten?” und “Was sind die ersten wichtigen Schritte?” sind einige Fragen, mit denen ihr euch beschäftigen solltet. Denn hier kommt der Individualität sowie der Selbstwirksamkeit des Vereins eine große Bedeutung zu.  

 

3. Teambildung auch neben dem Platz

Obwohl im Fußball auf dem Platz nur als Team gewonnen werden kann und das auch jeder weiß, sind in der Vorstandsarbeit Einzelpersonen, im schlimmsten Fall Ich-AGs, tätig. Warum nicht auch im Vorstand von Teamarbeit profitieren?

InsNetzgegangen_Jugendfußball_Onboarding©Canva

Denn dass sich kaum jemand für die Vorstandsarbeit findet, hat auch damit zu tun, dass sie so umfangreich ist und viele dazu keine Zeit haben. Teilen sich 1-2 Leute eine Position, ist es für den einzelnen weniger Arbeit, die Aufgaben werden auf mehrere Schultern verteilt und die Sicherheit, dass es immer eine(n) Ansprechpartner*in gibt und die Arbeit erledigt wird, steigt. Voraussetzung dafür ist, dass dieses Modell vom gesamten Vorstand getragen wird und die entsprechenden Strukturen eingerichtet werden.

Ich hoffe, ich habe dir mit meinen Impulsen einen Denkanstoß gegeben. Klar ist, es braucht noch weitere. Denn ganz ehrlich, die Herausforderungen im Amateurfußball sind groß. So groß, dass der ein oder andere Verein sie nicht alleine stemmen kann. Lass uns daher in den Austausch kommen. 

Als Berliner Verein hast du die Möglichkeit gemeinsam mit anderen Vorständen, Expert*innen, Gerd und mir über deine Herausforderungen zu sprechen. Zusammen entwickeln wir Ideen und Lösungsansätze, damit du individuelle Handlungsoptionen für dich und deinen Verein in deinen Alltag mitnimmst. Solltest du außerhalb Berlins leben, schick mir gerne eine Mail, was dich zu dem Thema bewegt und ich nehme es mit in den Austausch.

In der Veranstaltung am Freitag, 23. Februar 2024 widmen wir uns im Gespräch mit Jan Holze (Vorstand DSEE), Yvonne Schumann (Vorstand FFC Berlin) und Malte Schruth (Präsidialmitglied BFV) der Frage “Ehrenamt am Ende? Wie Vorstände das ändern können”. 

Im Anschluss möchten wir erfahren, was dich bewegt, vor welchen Herausforderungen dein Verein steht und was ihr braucht, um euren Verein zukunftsfähig zu machen.

Dazu möchten wir zu diesen 3 Themen mit dir in den Austausch gehen: 

1️⃣ Wie gewinne ich Ehrenamtler*innen?

2️⃣ Vom Ehrenamt zum Hauptamt

3️⃣ Nachfolge im Vorstand erfolgreich regeln

Das Event wird von der Sportjournalistin Tiziana Höll moderiert und findet ab 16.00 Uhr in der Sportschule des LSB statt. Über diesen Link kannst du dich anmelden.

 

SAVE THE DATE …

Merk dir schon mal die weiteren Veranstaltungen zu folgenden Themen vor:

15. April 2024: Eltern stets ein Ärgernis? Vom Stressfaktor zu Partnern.

Alle Veranstaltungen finden in Kooperation mit dem Berliner Netzwerk Fußball und Gesellschaft, dem Berliner Fußball-Verband e.V. und dem Landessportbund Berlin statt.