Ich verstehe vieles im Fußball einfach nicht!

 

Dieser Satz hat mich immer wieder begleitet, als unser Sohn Fußball gespielt hat. Weil ich vieles einfach nicht verstanden habe und nicht wusste. Und das Gleiche höre ich heute in meiner Arbeit oft von anderen Spielereltern.

Ich habe in den 13 Jahren mit den Möglichkeiten, die mir zur Verfügung standen versucht, Entscheidungen zu treffen, um unserem Sohn und dem Fußball gerecht zu werden.

Es gab dabei Momente, die mich glücklich gemacht, die mich erstaunt haben, die mich haben zweifeln lassen, Momente, in denen ich mir Sorgen um ihn gemacht habe und ja, es gab auch die, in denen die Tränen geflossen sind …

Und ich habe vor allem eins: viele Erfahrungen gesammelt.

Wenn ich zurückblicke, nehme ich drei Learnings mit, die ich gern mit dir teilen möchte:

  • Fußballinformationen für Eltern sind wichtig!
  • Das Familienmanagement richtet sich nach dem Fußball!
  • Gespräche zwischen Eltern und Trainer*innen finden selten statt!

Dazu habe ich eine 3-teilige Artikelreihe geschrieben und starte in diesem Blogartikel mit meiner ersten Erfahrung: Es braucht auch für Eltern Regeln und Infos, um ihr Kind kompetent begleiten zu können.

Drei Themen stehen dabei sehr im Fokus. Ich erkläre dir, warum gerade die wichtig sind, warum Eltern dazu mehr wissen sollten und wie du dieses Wissen für deine Arbeit nutzen kannst.

Möchtest du lieber reinhören? Dann drück einfach auf die Play-Taste …

1. Elternverhalten

Eltern, die wild gestikulieren, wenn ihr Kind spielt, die ihm Anweisungen zu rufen, dass es ganz kopflos wird, die ihren Emotionen freien Lauf lassen, als ständen sie in der Fankurve ihres Lieblingsvereins. Und vergessen dabei, dass es hier um den Kinder- und Jugendfußball geht …

Nicht schön! Nur diesen Eltern einfach zu sagen, dass sie es aufhören sollen, bringt meist nicht den gewünschten Effekt.

Es ist hilfreich, zu schauen, was Eltern zu einem bestimmten Verhalten treibt. Ganz vorne steht bei fast allen der Wunsch, das Beste für ihr Kind zu wollen.

Wichtig! Jede(r) versteht darunter zwar etwas anderes und drückt es anders aus, doch eint sie, dass sie trotz Mannschaftssport den Blick nur auf ihr Kind richten.

Bleiben wir beim vermeintlichen Coaching von der Seitenlinie und den häufigsten Gründen, die einen Vater oder Mutter dazu treiben, zum „Hooligan“ zu werden.

  • Es die Vorstellung den Sohn/die Tochter darüber zu Höchstleistung anzutreiben.
  • Vielleicht triggert auch die eigene Geschichte und der Wunsch, dass das eigene Kind mal den Erfolg hat, der einem selbst womöglich vergönnt war.
  • Es ist einfach das Ausleben der Emotionen, so wie es bei den Profis im Stadion ganz normal ist.
  • Das Elternteil ist unzufrieden mit deiner Trainerarbeit und glaubt, es besser machen zu können und „übernimmt von außen die Regie“.

Du wirst vermutlich selten wirklichen den Grund erfahren, was auch nicht so wichtig ist. Doch ist klar: Hier muss gehandelt werden, denn es dreht sich um Kinder und Jugendliche …

Die Perspektive zu verändern hilft

Speziell hier, ist ein Perspektivwechsel super hilfreich. Und zwar nicht zwischen dir und den Eltern, sondern den Eltern und ihren Kindern.

Erfahren Eltern von ihrem Kind, wie es ihm durch ihr Verhalten geht, – und glaube mir, fast alle finden es peinlich, nervig, stressig, fühlen sich hilflos, weil sie gar nicht wissen, wo sie hinhören sollen – wird das Auswirkungen haben.

Denn hier schließt sich wieder der Kreis, dass Eltern das Beste für ihr Kind wollen.

Transparent und informativ erklärt – ohne Vorwürfe – sind sie oftmals auch in der Lage, diese unschönen Verhaltensweisen abzulegen.

Natürlich nicht alle und es finden sich immer wieder vereinzelte, denen nicht beizukommen ist. Doch du wirst sehen, dass so eine transparente Erklärung mit ausreichenden Informationen dir hilft, immer mehr Eltern zu erreichen.

2. Zuverlässigkeit

Zuverlässigkeit ist ein beständiges Thema, vor allem in den Altersgruppen, die noch viel Unterstützung durch die Eltern benötigen.

Nicht jeder Mutter und jedem Vater ist klar, dass mit dem Eintritt in die Mannschaft eine regelmäßige Trainings- und Spielteilnahme verlangt wird. Natürlich gibt es Geburtstage, Familienfeiern etc. die das auch mal verhindern, doch ist es auch hier wichtig, rechtzeitig abzusagen.

Darum brauchst du Zuverlässigkeit

Du als Trainer*in verfolgst ein Ziel mit deiner Mannschaft. Um das zu erreichen, machst du dir zu Beginn der Saison deinen Plan, der wiederum in Monats- und Wochenpläne heruntergebrochen ist. D.h. du hast einen Plan für jedes Training, der darauf fusst, dass alle dabei sind, um sich gemeinsam entwickeln zu können. Um am Spieltag das umzusetzen, was unter der Woche gelernt wurde. Im optimalen Fall …

Für dich das Normalste von der Welt, für viele Eltern unverständlich, weil sie es nicht wissen.

So verschaffst du Eltern einen Einblick

Auch hier kann dir der Perspektivwechsel wieder helfen, Eltern mehr Einsicht zu verschaffen. In dem du ihnen erklärst, wie sich ihr Kind fühlt, wenn es nicht regelmäßig Teil der Mannschaft ist, was das für seine sportliche Entwicklung, für die Gruppendynamik, fürs Wohlfühlen bedeutet, können sie dein Anliegen viel besser verstehen und umsetzen. Denn erinnere dich: Eltern wollen das Beste für ihr Kind …

Erkläre ihnen gleichzeitig auch deine Position, wie viel Arbeit du investierst – im Amateurfußball häufig neben Job, Studium, Ausbildung, Familie & Freund*in und ehrenamtlich.

3. Umgang mit Spielzeit

Der 3. und letzte Punkt ist ein Thema, dass sich ab der D-Jugend in jeder Mannschaft, in jedem Verein, im Amateur- wie auch im Nachwuchsbereich wiederfindet: Mein Kind spielt zu wenig! 

Zuallererst … Das ist eine Fußballregel, die es gibt, weil in den meisten Mannschaften mehr Spieler*innen sind, als am Wochenende auf dem Platz stehen werden. Somit gibt es immer welche, die auf der Bank sitzen und eingewechselt und andere ausgewechselt werden oder auch mal gar nicht spielen.

Etwas ganz Normales, was für die meisten Kinder und Jugendliche zum Fußball dazugehört, auch wenn es nicht immer leicht fällt, dass zu akzeptieren.

Das Gefühl nicht gut genug zu sein, den Ansprüchen nicht zu entsprechen, die Leistung nicht zu erbringen, die Erwartungen nicht zu erfüllen bis hin nicht erfolgreich zu sein, kann frustrieren, traurig und wütend machen.

Und genau diese Gefühle können/wollen viele Eltern nicht aushalten, nämlich ihr Kind so zuerleben. Sie wollen den Feel good-Modus ihres Kindes wieder herstellen und damit auch ihre eigenen Bedürfnisse nach Zufriedenheit, Entspannung und Ruhe befriedigen. Denn ungute Gefühle möchte niemand.

Und der Weg dahin führt häufig zu dir und einem Gespräch mit dir. Und wie der weitere Verlauf ist, weiß du am besten …

Darum solltest du das Thema direkt ansprechen

Ich weiß, dass das ein Thema ist, um das viele Trainer*innen einen Bogen machen bzw. machen möchten, jedoch wöchentlich damit konfrontiert werden.

Also ist doch die Frage: Wenn ich eh immer von Eltern dazu angesprochen werde, wie kann ich eine Struktur schaffen, die es für mich angenehm und leicht macht?

Meine Antwort dazu ist:

Das Thema so früh wie möglich aktiv ansprechen und nicht ausgrenzen!

Je mehr du die Spielzeit zur Normalität im Fußball machst und offen damit umgehst, desto eher kannst du einen strukturierten Umgang damit schaffen. Der baut eine Beziehung zwischen dir und den Eltern auf und auch solche – konfliktreichen – Gespräche sind entspannt und stressfrei möglich.

Eltern aufklären – so geht’s

Weißt du schon, welches Thema du in der Zusammenarbeit mit den Spielereltern verändern möchtest? Prima! Dann erfährst du jetzt, welche drei Tools du nutzen kannst, damit du Eltern besonders einfach mit Infos versorgst.

Wenn du meine Blogartikel regelmäßig liest, dann kennst du mein Credo bereits:

Je früher und transparenter du Eltern Infos zum Kinder- und Jugendfußball gibst, desto besser kennen sie sich aus, vertrauen dir und können ihr Kind und dich unterstützen.

Eine gute Grundlage für Euch drei in eine respektvolle Zusammenarbeit zu kommen.

Eins vorneweg: Infos sind oftmals leichter zu streuen, als du denkst!

1. Die Elternseite

Jeder Verein sollte eine Elternseite auf seiner Homepage haben. Denn das ist für viele Eltern die erste Kontaktaufnahme mit einem Verein. Je deutlicher sie sich als Partner*in angesprochen fühlen, desto eher bauen sie eine erste (Ver-)Bindung zum Verein ihres Kindes auf.

Über die Seite hast du die Möglichkeit alle Informationen, die dem Verein in der Elternarbeit wichtig sind, offenzulegen. Du gibst Spielereltern damit eine Sichtbarkeit, zeigst, dass sie Teil des Fußballs sind und sie fühlen sich willkommen.

2. Das Handout

Ein Handout ist ein Einseiter, in dem du kurz und präzise Infos für dein Gegenüber zusammenfasst, damit er sich einen ersten Eindruck verschaffen kann.

Dieses Dokument ist variabel einsetzbar und du kannst es den Eltern z. B. beim ersten persönlichen Kennenlernen oder Probetraining überreichen. So schaffst du eine Grundlage für sie und erste Fragen können direkt geklärt werden.

3. Der Elternabend

Für mich ein absolutes MUSS mindestens 1-2 Mal in der Saison. Gut geplant und durchgeführt, hilft er dir mit den Eltern in die gewünschte Zusammenarbeit zu kommen, von der auch du profitierst.

Mein Fazit: Ja, Eltern in deine Arbeit einzubinden, kostet erst mal etwas Zeit, schafft dir langfristig eine Menge Vorteile und erleichtert dir deinen Trainer*innenalltag. Wenn du klein anfängst und mit nur einem Thema beginnst, wirst du merken, dass es zudem nicht so schwer ist.

Konnte ich dich von der Wichtigkeit überzeugen, Eltern ausreichend Infos zu geben? Oder arbeitest du bereit mit einem der Info-Tools?

Schreib mir gerne in die Kommentare, wie deine „Informationspolitik“ ist. Ich freue mich auf dein Feedback!