Auf die richtige Ansprache kommt es an
Neulich erzählte mir ein Jugendleiter, dass sie so viele Angebote für Eltern machen, doch würden sie nicht angenommen werden. Er war ganz schön gefrustet, weil er auf der einen Seite sehr an der Zusammenarbeit mit den Eltern interessiert ist und auf der anderen Seite nicht versteht, dass seine Angebote nicht zünden.
„Wenn niemand kauft, fühlt er sich nicht angesprochen!“ ist ein Spruch aus dem Marketing, den auch ich sehr schmerzvoll erfahren musste.
Als ich vor 5 Jahren meine ersten Online-Angebote erstellte, hatte ich quasi einen Bauchladen. Zu allen wichtigen Themen zwischen Eltern und Trainer*innen hatte ich mir etwas überlegt und habe ALLE angesprochen: Eltern, Trainer*innen und Jugendleitungen. Also, im Grunde niemand, weil es sich zwar schön las, aber keiner wusste, ob der Kurs oder das Coaching etwas für ihn/sie ist. Und noch etwas kam hinzu, was extrem wichtig ist: Mich kannte kaum jemand. Und wir „kaufen“ am liebsten von Menschen bzw. nehmen etwas von ihnen an, die wir kennen und denen wir vertrauen.
In meinem heutigen Artikel möchte ich dir erklären, was diese Erkenntnisse mit der Elternarbeit zu tun haben und was du machen kannst, dass deine Angebote für Eltern von ihnen auch angenommen werden. Da das Thema nicht nur den Kinder- und Jugendfußball betrifft, sondern sportartübergreifend ist, werde ich von Sportler*innen sprechen.
Willst du lieber hören statt lesen? Dann findest du hier die dazugehörige Podcast-Episode:
Die Situation des Jugendleiters stelle ich mir wie eine E-Mail-Akquise vor. Du erhältst immer wieder eine Mail, in der dir etwas Schönes angeboten wird. Aber du liest sie erst gar nicht bis zum Ende, weil es dich bereits in den ersten Zeilen nicht interessiert, du dich nicht angesprochen fühlst oder du nicht die Zielgruppe bist . Du weißt nicht, warum es für dich interessant sein kann, was der Mehrwert für dich wäre oder du kennst den Absender nicht und bist damit auch nicht emotional mit ihm verbunden.
Ich erlebe es in der Zusammenarbeit mit Eltern häufig, dass Verhaltensregeln erstellt oder Vorgaben gemacht werden, ohne das Gegenüber einzubinden. Damit meine ich, dass ihnen nicht erklärt wird, warum beispielsweise die Teilnahme am Elternabend wichtig ist – für sie, aber auch für ihr Kind und die Trainer*innen – und was sie davon haben, wenn sie dabei sind.
Einige Vorteil möchte ich dir gerne nennen: Sie sind dadurch besser informiert, können ihr Kind kompetenter in seinem Hobby begleiten, das Trainerteam effizienter unterstützen, Trainingsbedingungen schaffen, damit die Sportler*innen optimal trainieren können und damit auch ihr eigenes Kind. Und hier schließt sich sehr schön der Kreis, dass Eltern aus dem Wunsch, dass es ihrem Kind gut gehen soll, motiviert werden können. Wenn die Ansprache die Richtige ist …
Inhaltsverzeichnis
Der Erstkontakt ist deine Visitenkarte
Der erste Kontakt entscheidet oftmals darüber, wie man sich zukünftig begegnet und welche Beziehung man miteinander aufbauen wird. Daher solltest du auch als Verein einen Blick darauf haben, wie das erste Kennenlernen zwischen dir und den Eltern ist. Finden sie auf deiner Vereinshomepage die nötigen Informationen zum Sport allgemein, zur Zusammenarbeit, zu Anforderungen und Unterstützung im Verein und in der Mannschaft? Fühlen sie sich angesprochen und mitgenommen? Haben sie einen Ansprechpartner, wenn sie zum Probetraining kommen bzw. für die Zeit danach? Wissen sie, wo sie hin müssen, was sie und ihr Kind erwartet? Gibt es eine Onboarding-Mappe mit allen wichtigen Unterlagen und Informationen?
Schau dir hierzu gerne den Artikel „3 Tipps, warum eine Elternseite auf deiner Vereinsseite wichtig ist“.
Sprich Eltern so an, wie du selbst gerne angesprochen werden möchtest
Damit Eltern die Mail, die WhatsApp-Nachricht mit deiner Anfrage nicht ungelesen löschen und ignorieren, baue frühzeitig eine Beziehung zwischen euch auf. Denn bist du nicht mehr die anonyme Person, sondern der Frank oder die Paula, die um Mithilfe bittet und erklärt, warum sie die braucht und welche positiven Auswirkungen sie für die Sportler*innen hat, dann sind Eltern eher bereit zu helfen. Dazu sollten sie dich als Jugendleiter*in und Trainer*innen so früh wie möglich kennen und nicht erst nach Monaten zum ersten Elternabend oder womöglich zum ersten Elterngespräch, das im ungünstigsten Fall auch noch ein kritisches Thema beinhaltet.
Beziehe in deine Überlegungen mit ein, was du dir in diesem Moment aus der Perspektive der Eltern wünschen würdest. Als Hilfestellung hab den folgenden Moment vor deinem geistigen Auge. Das hilft dir, konkrete Maßnahmen zu ergreifen.
Stelle dir vor, du gehst zu einem Vorstellungsgespräch. Wie würde es im besten Fall verlaufen, was würdest du erwarten, wodurch würdest du dich willkommen und wohl fühlen? Das, was du bei diesem Gedankenspiel empfindest, erwarten auch Eltern, die mit ihrem Kind in deinen Verein kommen und hilft ihnen, schnell Vertrauen aufzubauen.
Mach das richtige Angebot
Wenn du etwas von den Eltern möchtest, ist es wichtig, dass du sie „erreichst“. Ich habe dir bereits erklärt, wie wichtig dabei der Erstkontakt ist. Zusätzlich ist es sinnvoll zu wissen, was Eltern an Informationen und Wissen benötigen, um deinem Angebot oder deiner Anfrage zu folgen. Beschäftige dich dazu mit den Eltern deiner Sportler*innen. Die Perspektive zu wechseln und den Blick der Eltern einzunehmen hilft dir dabei.
Willst du beispielsweise eine Elternsprechstunde zu einem festen Termin einrichten, weil die Gespräche nach Training oder Spiel überhand nehmen, dann reicht es nicht aus, dass du ab nächsten Monat nicht mehr dafür zur Verfügung stehst und die Eltern einen Termin über eine Kalender-App buchen sollen. Das führt eher zu Verwirrung, der eine sieht darin, dass du nicht mehr mit ihnen reden willst. Der andere darin seine Annahme bestätigt, dass Eltern nicht wichtig sind. Und schon wird dein von dir so gut gemeintes Angebot leicht über Board geworfen.
Bevor du die Elternsprechstunde kommunizierst, mach dir zu folgenden Fragen ein paar Gedanken:
- Was ist der Grund, dass du etwas verändern möchtest?
- Welche Auswirkungen hat die aktuelle Situation auf dich und deine Arbeit?
- Welche Konsequenzen hat die aktuelle Situation für die Sportler*innen?
- Wie sieht das Angebot für die Eltern aus? Welche detaillierten Infos (Fett) benötigen sie?
- Was verändert sich für sie durch dein Angebot?
- Was ist der Mehrwert (Fett) für dich, für die Sportler*innen und die Eltern?
- Wie kannst du die Eltern darüber informieren?
- Mit welchen Reaktionen solltest/könntest du seitens der Eltern rechnen?
- Wie kannst du ihnen begegnen?
Je klarer du dir mit deinem Anliegen bist und dahinter stehst, desto klarer kannst du es kommunizieren. Das führt zu Verständnis und baut immer mehr Vertrauen bei deinem Gegenüber auf. Alles Gelingensfaktoren für ein wertschätzendes Miteinander.
Miste aus
Wie du zu Beginn gelesen hast, habe ich anfangs gedacht, ich muss viele Angebote machen. Damit bin ich nicht alleine, denn auch andere Menschen neigen dazu. Wenn dir das auch so ergeht und du bereits mehrere Angebote oder Anfragen an Eltern gerichtet hast, auf die du kaum Resonanz bekommen hast, dann kann es sein, dass es nicht nur daran liegt, dass sie sich nicht persönlich angesprochen fühlen, sondern dass es einfach zu viel ist, was auf sie einprasselt. Gibt es zu viel auf einmal, fühlen wir uns häufig überfordert. Das führt schnell dazu, dass wir gar nichts mehr machen, weil es uns überfrachtet. Daher ist weniger mehr.
Schaue dir vor diesem Hintergrund die beiden ersten Punkte nochmals genau an:
- Seid ihr bereits auf der Ebene des vertrauensvollen Miteinanders?
- Fühlen sie sich mit deiner Anfrage angesprochen?
Analysiere anhand deiner Ergebnisse, wie du optimieren kannst und was du verändern solltest. Auch wenn der Erstkontakt nicht zufriedenstellend war, gibt es noch immer Möglichkeiten, auch später daran zu arbeiten.
Stelle bei der Auswahl und dem Aussortieren das in den Fokus, was derzeit Priorität hat. Bist du beispielsweise am Ende der Saison, dann plane für den Start in die neue Saison den nächsten Elternabend. Bereite dich gut darauf vor, beziehe die Eltern frühzeitig ein und überlege, was das Ergebnis aus der Veranstaltung sein soll. Wie du dir einen Leitfaden erarbeiten kannst, der dich sicher durch den Elternabend führt, erkläre ich dir in diesem Artikel.
Mein Fazit:
Wenn ihr in deinem Verein noch keine Elternseite auf der Homepage oder eine Onboarding-Struktur für Eltern aufgebaut habt, dann starte mit dem, was in der Umsetzung am leichtesten ist und baue sie kontinuierlich weiter aus. Es braucht zu Anfang Zeit eine Philosophie zu erarbeiten, wie die Elternarbeit aussehen kann und welche Maßnahmen ihr ergreifen wollt. Doch kann ich dir versichern, dass die Energie und Zeit gut investiert sein wird und es dir in der weiteren Zusammenarbeit leichter macht.
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