Bündelt euer Wissen und schafft Synergien in der Elternarbeit

Wie begeistern wir Eltern für das Ehrenamt? Wie folgen viele Eltern meiner Einladung zum Elternabend? Was brauchen Eltern, um ihr Kind kompetent und hilfreich zu begleiten?

Fragen, die sich nicht nur Fußballtrainer*innen stellen, sondern auch Trainer*innen aus anderen Sportarten. Vor allem in Breitensportvereinen, in denen verschiedene Disziplinen angeboten werden, führt das dazu, dass sich jede Jugendleitung mit diesen und weiteren Fragestellung beschäftigt.

Heute möchte ich dir erklären, wie diese Zeit und Energie effektiver genutzt werden kann, was jeder wissen sollte, der von der Zusammenarbeit mit Eltern in seinem Sport profitieren möchte und wie Teamarbeit dabei helfen kann.

In Breitensportvereinen finden sich mehrere Sportarten unter einem Dach: z. B. Fußball, Handball, Basketball, Volleyball, Leichtathletik, Schwimmen, Turnen, Kampfsport und Tanzen. Sportarten, die nicht nur von Erwachsenen, sondern auch von Kindern und Jugendlichen ausgeübt werden. 

Sobald es um junge Sportler*innen geht, kommen auch ihre Eltern ins Spiel. In meiner Arbeit erlebe ich, dass die Fußballtrainer*innen die gleichen Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit den Eltern beschäftigt, wie z. B. die Handballtrainer*innen, Schwimmtrainer*innen oder Trainer*innen der Turner*innen. Doch statt sich gemeinsam dem Thema zu widmen, arbeitet jede(r) alleine im stillen Kämmerlein. Das muss nicht sein und kostet darüberhinaus Zeit und Energie, die gerade im Ehrenamt sinnvoller eingesetzt werden kann.

Willst du lieber hören statt lesen? Dann findest du hier die dazugehörige Podcast-Episode:

 

So verstehst du Eltern besser

Den Leser*innen, die aus anderen Mannschaftssportarten kommen und meinen Blog nicht regelmäßig lesen, möchte ich ein kleine Einführung ins Thema geben, um meine Impulse leichter umzusetzen zu können.

In der Zusammenarbeit mit den Eltern sind zwei Aspekte für deine Arbeit wichtig.

  1. Ohne die Eltern ist das Hobby meist nicht umsetzbar.

Egal, ob du im Handball, Schwimmen oder Kampfsport aktiv bist, wirst du wissen, dass du auf die Unterstützung der Eltern angewiesen bist. Das beginnt schon bei der Anmeldung im Verein, die bei Minderjährigen durch die Eltern erfolgt und geht über den Support in der Mannschaftsarbeit bis hin zur Vereinsarbeit.

Um erfolgreich zusammenarbeiten zu können braucht es bei dir zu Anfang die Bereitschaft nach Veränderung sowie Kommunikation und Aufklärung.

Denn nur, wenn du wirklich die Eltern einbinden möchtest, schaffst du die Grundlage dafür. Es wird ein Miteinander geschaffen, dass es erlaubt sich kennenzulernen, zu respektieren und wertzuschätzen. Durch Informationen erfahren sie, wie sie dir und damit auch ihrem Kind unter die Arme greifen können und werden Teil des Teams.

 

  1. Viele Eltern wollen das Beste für ihr Kind.

Eltern haben unterschiedliche Vorstellungen davon, wie sie mit ihrem Kind zusammenleben, welche Erwartungen sie an es stellen, wie ihre Unterstützung aussieht. Die meisten vereint jedoch, dass sie möchten, dass es ihm gut geht, es sich wohl fühlt, sicher und gesund ist. Sie befinden sich mit ihrem Kind auf der Beziehungsebene, reagieren emotional und haben meist nur ihr Kind im Blick. Daher kommt es oft vor, dass sich Eltern in gleichen Situationen unterschiedlich verhalten. Auch wenn du es häufig nicht nachvollziehen kannst, helfen dir diese Fakten solch einen Moment aus einer anderen Perspektive, nämlich aus der Elternperspektive zu betrachten.

Diese Erkenntnisse kannst du gut in deine Arbeit einfließen lassen. In dem du den Eltern erklärst, warum ihre Hilfe benötigt wird und wie sie ihrem Kind nutzen wird, schaffst du einen Mehrwert für sie. Denn ihre Unterstützung führt dazu, dass ihr gemeinsam optimale Trainingsvoraussetzungen für die Spieler*innen ermöglicht und ist für sie leichter umzusetzen, weil es sie emotional berührt. Auch wenn es ein Mannschaftssport ist, steht ihr Kind in ihrem Fokus.

 

Warum erzähle ich dir das?

Diese beiden Aspekte sind in jeder Disziplin aus dem Kinder- Jugendsport wichtig und du solltest sie kennen, wenn du dich mit der Elternarbeit beschäftigten möchtest. Denn sie greifen immer dort, wo es um Eltern, ihr Kind und eine 3. Instanz geht, hier um eine Sportart. Also, deinen Trainerkolleg*innen aus dem Basketball oder Schwimmen wird es nicht anders gehen als dir. Doch arbeitet jede Sportabteilung für sich, setzt sich mit den gleichen Herausforderungen auseinander, ist mit ähnlichen Problemen beschäftigt und sucht nach umsetzbaren Lösungen.

 

Warum Einzelkämpfer sein, wenn es auch im Team geht?

Nachfolgend nenne ich dir 4 Impulse mit denen ihr gemeinsam die Elternarbeit in eurer jeweiligen Sportart verändern könnt und so Energien spart.

Sorgt für Klarheit

Egal in welcher Sportart du unterwegs bist, solltest du dich zu Beginn mit diesen Fragen beschäftigen, wenn du Eltern für das Ehrenamt und die Unterstützung für dich und die Sportler*innen gewinnen möchtest:

  1. Möchte ich die Eltern in meine Arbeit einbinden? Ja, warum? Nein, warum nicht?

Sei hier ehrlich und schau dir genau an, welche Gründe du für die eine oder die andere Entscheidung hast. Welche Bedenken halten dich davon ab und wie kannst du dich ihnen stellen und sie auflösen?

  1. Welches Basiswissen brauchen sie von mir, um sich im Hobby ihres Kindes zurechtzufinden? Welche Erwartungen stelle ich an sie?

Versetze dich in die Rolle der Eltern, die nicht dein Expertenwissen haben, und finde so heraus, was sie wissen sollten.

  1. Welche Aufgaben möchte ich an Eltern abgeben? Wo genau können sie mir helfen?

Schau dir hierbei kleinteilig dein Aufgaben-Portfolio z. B. mit Hilfe einer Mind-Map an und überlege, welche Aufgaben du delegieren kannst.  

  1. Welche Informationen benötigen sie, um die Aufgaben erfolgreich umzusetzen?

Setzt auch hier wieder die „Elternbrille“ auf und schreibe kurz und knackig die Aufgaben und deren Umsetzung in einem Handout zusammen. Hast du das einmal erstellt, kannst du es übrigens immer wieder verwenden und es dient deinem Gegenüber auch zum Nachschlagen. Es ist zeitsparender als Gespräche.

Ich habe eine Checkliste für dich erstellt, die nochmal alle Fragen aufzeigt. Du kannst sie dir unter diesem Link herunterladen.

 

Geht in den Austausch

Wenn du die Fragen innerhalb deiner Sportart mit deinen Teamkolleg*innen bearbeitet und dir darüber Klarheit verschaffen hast, tausche dich mit den Kolleg*innen der anderen Sportarten aus. Du wirst sehen, dass es viele Überschneidungen geben wird und du wirkst merken, dass es nicht nur dir/euch so ergeht.

Eine Ausnahme wird es geben: Das Basiswissen zur jeweiligen Sportart.

 

Gründet Arbeitsgruppen

Im nächsten Schritt gründet sportübergreifende Arbeitsgruppen. Ich persönlich bin ein großer Fan von Teamarbeit, da jeder unterschiedliche Erfahrungen und Kenntnisse mitbringt. Das weitet den Blick und schafft andere/neue Lösungsmöglichkeiten.

Zusätzlich ist eine Gruppe, die aus mehreren Personen besteht immer arbeitsfähig, auch wenn mal jemand krank ist oder ausfällt.

Außerdem macht es das Dranbleiben leichter und führt erfolgreich zum Ziel, wenn die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt werden.

Eine Gruppe könnte beispielsweise der Frage nachgehen, welche Informationen benötigen Eltern zum Ehrenamt, damit sie in jeder Sportart wissen, dass es ohne sie nicht gehen wird? Eine weitere kann Vorlagen zu Handout, Aufbau einer Elternseite etc.pp erarbeiten.

Nach 2-3 Treffen werdet ihr schnell konkrete Ergebnisse haben, die ihr auf einer Elternseite der Vereinshomepage, über Handouts, auf Elternabenden, in Erstkontakten/Probetrainings etc. pp übergreifend an die Eltern geben könnt. Damit gebt ihr einem der wichtigsten Themen eine Sichtbarkeit und macht es für Eltern transparent und informativ.

Und statt sich nun in jeder Sportart 1-2 Personen dazu Gedanken machen, kann das spartenübergreifend in einer Gruppe von 3-4 Personen passen. Das spart Zeit UND Energien. So könnt ihr mit allen Themen verfahren, zu denen es Gemeinsamkeiten gibt. 

 

Es kostet Zeit, spart aber auch Zeit

Für die, die sich mit der Elternarbeit beschäftigen, ist es zu Beginn eine Investition – zeitlich wie auch energetisch. Im Ehrenamt nicht etwas, was in Fülle vorhanden ist. Ich weiß selbst, dass es nicht immer einfach ist, Prioritäten zu setzen, vor allem wenn es um Themen geht, die für mich neu sind. Doch ich weiß auch, wie toll es ist, wenn man genau diesen Schritt macht.

Daher möchte ich dich darin bestärken, mit dem ersten Schritt loszulegen. Du wirst sehen, dass sich alleine durch die Beschäftigung mit den oben genannten Fragen der Blick innerhalb deiner Sportart/deiner Mannschaften auf die Zusammenarbeit mit den Eltern verändern wird. Ein wichtiger Moment und der Startschuss für den Veränderungsprozess. Sei dir gleichzeitig bewusst, wie viel Potenzial in der Elternarbeit liegt.

Denn Eltern sind „da“ und diese Ressource kannst du effektiv in deine Arbeit einbinden, um gemeinsam mit ihnen optimale Bedingungen für die Sportler*innen zu schaffen.

Mein Fazit

In Breitensportvereinen steht jede Sportart in der Elternarbeit vor ähnlichen Herausforderungen, wenn es um die Zusammenarbeit mit den Eltern der Sportler*innen geht. Jede Jugendleitung setzt sich mit Lösungs- und Veränderungsmöglichkeiten auseinander, doch muss das Rad nicht immer neu erfunden werden. Macht es euch leichter, in dem ihr eure Energien aus den verschiedenen Disziplinen bündelt, euch miteinander austauscht und so Synergien für gemeinsame Handlungsoptionen schafft.

Wenn du in einem Breitensportverein aktiv bist, würde ich gerne von dir wissen, ob ihr eure Kräfte Spartenübergreifend zur Elternarbeit bereits bündelt. Schicke mir gerne ein Mail und ich bin gespannt auf deine Antwort …