Wirf sie nicht ins kalte Wasser!

 

  • „Ich möchte endlich sicher im Umgang mit den Eltern sein!“
  • „Ich überdenke nach einem Gespräch noch lange den Verlauf, weil ich nicht weiß, ob ich mich richtig verhalten habe!“
  • „Ich will nicht gestresst sein, wenn ich weiß, dass ich mit der Mutter/dem Vater eines Spielers sprechen muss!“

 

Ein paar Aussagen, die ich immer wieder von Trainern*innen höre, wenn es um die Kommunikation mit Eltern ihrer Spieler*innen geht. Sie sind meist Anfang bis Mitte 20 und mit Leidenschaft für den Fußball dabei. Auf dem Platz fühlen sie sich wohl, sobald es neben den Platz geht und Eltern ins Spiel kommen, fangen sie an zu schwimmen. Heute spreche ich darüber, warum ein Dialog mit Eltern auf Augenhöhe für junge Trainer*innen schwer ist und wie Du sie als Jugendleiter, sportlicher Leiter, Cheftrainer oder Vereinsvertreter unterstützen kannst, damit auch für sie der Umgang mit den Eltern entspannt & stressfrei wird.

 

Ein Gespräch mit einem erfahrenen Trainer hat mich zu dem Thema inspiriert und ich will heute ganz bewusst das Augenmerk auf die jungen Trainer*innen richten. Aber natürlich betrifft Elternkommunikation und wie sie gut gelingen kann auch alle anderen Trainer, egal ob Elterntrainer, ehrenamtlicher, hauptberuflicher Trainer und Mitarbeiter im Verein …

Möchtest Du lieber hören? Dann ist hier die dazugehörige Podcast-Episode für Dich.

 

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als unser Sohn in einer Fußballschule gespielt hat. Hier gab es tolle, super ambitionierte und gut ausgebildete Trainer. Jedoch waren die meisten alle sehr jung. Und die wurden buchstäblich nach dem Training oder dem Spiel von einigen Eltern – Vätern wie Müttern – regelrecht überrannt. Meist sah das dann so aus, dass die Eltern auf sie einredeten, die Trainer einsilbig antworteten, sich wanden, immer stiller wurden, und man ihnen die Erleichterung ansah, wenn so ein Dialog – ich tue mich schwer hier wirklich von einem Gespräch zu sprechen – vorbei war.

Kennst Du das auch? Einigen Eltern war überhaupt nicht bewusst, wie sehr sie den Trainer damit überforderten, weil … ja, weil sie nicht wussten, dass er über die gemeinsame Kommunikation nur das weiß, was er von sich aus mitbringt.

 

Und da sind wir wieder bei meinem Herzensthema, wie sinnvoll es ist, sich mit seinem Gegenüber zu beschäftigen und ihn oder sie zu kennen und zu verstehen. Doch dazu muss Du auch wissen, wie Dir das gelingt. Darüber habe ich in der Vergangenheit bereits einiges geschrieben und gesagt. Dazu möchte ich Dir die Podcast-Episode #10 empfehlen und den dazugehörigen Blogartikel  3 ASPEKTE, DIE DIR ALS TRAINER HELFEN AUCH KRITISCHE THEMEN MIT ELTERN ZU BESPRECHEN.

 

Wer sind denn häufig diese jungen Menschen?

 

Je nach Verein beginnen einige Trainer*innen ihre Laufbahn bei den Bambinis oder in der F-Jugend während sie selbst noch in der B- oder A-Jugend spielen. Sie machen ihre Übungsleiterscheine, ihre erste Trainer-Lizenz und geben ihr Bestes, um ihrem Team den Spaß am Fußball zu vermitteln.

Wieder andere sind Sportstudenten, studieren Sportmanagement oder ein anderes Fach aus dem Sportkontext und sind, wie viele andere auch, ehrenamtlich in Fußballvereinen tätig.

Oder junge Spieler*innen, die sich neben ihrer Spielertätigkeit auch als Trainer*in engagieren. Um nur mal ein paar Beispiele zu nennen …

 

Egal, wie sie als Trainer*in zum Kinder- und Jugendfußball kommen haben sie eins gemeinsam, wenn sie als Trainer*in arbeiten: kaum einer hat in der Regel Erfahrungen als Elternteil und kaum einer weiß, was es für eine Mutter oder einen Vater bedeutet, wenn das Kind Fußball spielt. Was – und das ist mir super wichtig zu betonen – nicht von Nachteil für sie sein darf. Es ist ein Fakt, ein Umstand, dem sich alle Beteiligten im Kinder- und Jugendfußball bewusst sein müssen.

 

Nun könnte man ja denken, kein Problem … Sie machen ja ihre Trainer C-Lizenzen (ab 16 Jahre) oder wenn sie jünger sind ihren JUNIOR-COACH (15 Jahre) und da werden sie das schon lernen. Vor allem, wenn sie die jungen Mannschaften trainieren, in denen Eltern aufgrund des Alters ihres Kindes beständig dabei sind. Leider ist das nicht wirklich so. Viele Trainer erzählen mir immer wieder, dass das Thema Elternarbeit, Elternkommunikation in solchen Lehrgängen zwar gestreift wird, es wird mal in einem kleinen Modul angesprochen, jedoch nicht vertieft. Es wird nicht erklärt, wie beide zu einem Team werden, wie sie es schaffen ihr Engagement, ihre Zeit und Kraft, die sie aufbringen wertzuschätzen und wie wichtig es dafür ist, zu wissen, wer der andere ist, was er macht.

Eine Situation, die wir m. E. unbedingt ändern müssen, wenn wir wollen, dass sich der Kinder- und Jugendfußball einerseits weiter entwickeln soll, auch schon im Amateurfußball bei den Kleinsten, und was ich persönlich viel wichtiger finde andererseits allen Beteiligten weiterhin Spaß machen sollen.

Einige Vereine und Institutionen sehen mittlerweile die Notwendigkeit, dass Eltern auch zum Fußball dazu gehören. Wie zum Beispiel die DFL Stiftung. Sie hat zusammen mit der Robert Bosch Stiftung das Projekt „Jugend – Trainer – STÄRKEN“ ins Leben gerufen. Dort erhalten wichtige gesellschaftspolitische Themen Beachtung als auch die Zusammenarbeit mit Eltern. In den Workshop, die ich als Dozentin für sie deutschlandweit halte, treffe ich immer wieder auf Teilnehmer*innen, für die sich, ich zitiere, „eine neue Welt eröffnet, die sie bisher nicht kannten.“ Ein Thema, was ich gerne anspreche, da es jeder Trainer*in kennt, sind die Aussagen von Eltern „Mein Kind spielt zu wenig! Mein Kind ist zu früh ausgewechselt! Mein Kind ist nicht aufgestellt! Dazu setzen sich die Teilnehmer*innen sehr aktiv auseinander und das Fazit ist bei allen: Jetzt kann ich viele Situationen viel besser einschätzen und habe damit die Möglichkeit, beim nächsten Mal anders damit umgehe.

Gleiches erlebe ich übrigens auch bei Veranstaltungen in Vereinen, in denen ich einen Vortrag oder einen Workshop – Corona bedingt derzeit online – halte. Durch das Kennenlernen des Gegenübers, fällt das Verstehen leichter, was die Basis dafür schafft, miteinander in den Dialog zu kommen.

 

Wie kannst Du Deine jungen Trainer*innen nun unterstützen, um im Miteinander mit den Eltern sicher und entspannt zu sein?

 

  1. Wirf sie nicht ins kalte Wasser!

Ein Trainer schilderte folgendes: „Wir sind überhaupt froh, wenn wir Trainer finden und die, die wir dann haben, werden ins kalte Wasser geworfen und müssen schwimmen. Bedeutet, sie müssen selber schauen, wie sie sich zurechtfinden.“

Das ist eine Möglichkeit, die leider nur nicht von Erfolg und Beständigkeit gekrönt ist. Der oder die, wenn noch nicht extrem erfahren, wird vermutlich relativ schnell aus Frust und Stress untergehen und wieder gehen. Etwas, was nicht in Deinem Sinne und dem Deines Vereins sein kann.

 

  1. Gib ihnen einen Leitfaden an die Hand!

Unterstütze die Trainer*innen, die neu in Deinen Verein kommen. Entwickle ein Handout mit den wichtigsten Informationen, die für einen reibungslosen Trainingsablauf sorgen. Im ersten Schritt ist es Arbeit, jedoch nur einmalig, denn das entstandene Dokument erspart Dir zukünftig Zeit mit jedem Neuling immer wieder alles besprechen zu müssen.

Gleiches gilt für den Umgang mit den Eltern. Erkläre, warum Eltern schnell emotional reagieren, wenn es um ihr Kind geht, wie eine gemeinsame Gesprächsebene geschaffen werden kann, wie wichtig es ist, am Anfang der Saison einen Elternabend zu veranstalten, um sich und den Saisonverlauf vorzustellen und gleichzeitig Erwartungen und Fragen der Eltern zu beantworten, Kommunikationsregeln festzulegen, Zusammenarbeit zu organisieren, etc. … Und keine Sorge – gut strukturiert und moderiert gelingt das super.

 

  1. Lass ihnen Möglichkeiten zum Entwickeln!

Auch wenn es anfangs nicht immer rund läuft, gib einem jungen Trainer*in Zeit, die er oder sie braucht. Denn einmal schlechte Erfahrungen gemacht, kann dazu führen, dass ein weiterer Versuch in einem anderen Verein vielleicht nicht mehr gestartet wird. Was ich unheimlich schade finde …

Damit ein junger Trainer*in die nötigen Erfahrungen im Umgang mit den Spielereltern sammeln kann, um sich weiter entwickeln zu können und immer sicherer und selbstbewusster zu werden, braucht es Unterstützung. Die kannst Du ihm persönlich oder der ganze Verein geben. Dafür ist es wichtig, dass die Trainerarbeit und die Vereinsarbeit transparent ist. Schaffe eine Gesprächskultur zum Austausch. Ältere Trainer*innen mit viel Trainererfahrungen können als Mentoren fungieren. Gib Raum zum Fragen stellen, Probleme besprechen, auch wenn es im Fußball ja eigentlich keine Probleme gibt, wenn Du weißt, was ich meine …

Du siehst, für junge, unerfahrene Trainer*innen, die noch nicht so sicher im Umgang mit den Spielereltern sind, gilt genau das gleiche, wie für die Eltern. Sie müssen das Gegenüber kennenlernen und je mehr sie darüber wissen, desto besser klappt das Miteinander.

 

Ich freue mich, wenn Du den Artikel und die Folge mit Familie, Freunden und Deiner Community aus dem Kinder- und Jugendfußball teilst.

 

Wie sind Deine Erfahrungen mit jungen Trainern*innen in Deinem Verein?

Wie sind Deine Erfahrung als junger Trainer*in mit Eltern?

 

Schreib mir dazu gerne ein Kommentar, eine Mail oder kontaktiere mich über LinkedIn oder Facebook  oder das Kontaktformular auf meiner Homepage.

Möchtest Du mehr über mich erfahren? Dann schaue gerne hier vorbei.