5 einfache Gesten, die eine große Wirkung haben

Wie wichtig sie für uns ist, merken wir immer dann, wenn wir sie nicht bekommen. Die Rede ist von Wertschätzung.

Der Azubi, der nach bestandener Prüfung kein anerkennendes Wort von seinem Ausbilder hört. 

Der Mitarbeiter, der zum Ende seiner Berufstätigkeit ein standardisiertes Dankesschreiben erhält. 

Trainer*innen, die neben Job und Familie viel Zeit und Energie in den Jugendfußball stecken und am Wochenende oftmals mit unzufriedenen Eltern konfrontiert werden.

Die Pflegekraft, die von den Angehörigen immer nur dann angesprochen wird, wenn es Beschwerden gibt.

Das Ehrenamt, das einmal jährlich im Mittelpunkt steht und den Rest des Jahres kaum Aufmerksamkeit findet. 

Eine Mutter, die nach einem Arbeitstag und Hetze alles zu schaffen, gefragt wird, warum es denn heute Mittag nicht das Lieblingsessen gibt (ich spreche aus eigener Erfahrung). 

Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Jeder weiß, wie es sich anfühlt, wenn man enttäuscht, gefrustet, verletzt, sauer, wütend, fassungslos etc. pp ist, wenn das, was man macht, nicht wertgeschätzt wird. 

Wertschätzung und Anerkennung will jeder, egal ob im privaten oder beruflichen Kontext, auf großer Bühne oder im kleinen Umfeld.

Wertschätzung ist wichtig für unser Wohlbefinden, Motivation und zwischenmenschliche Beziehungen. Fehlt sie, kann das weitreichende Folgen haben.

Nicht immer bedeutet fehlende Wertschätzung, dass mein Gegenüber sie mir „verweigert“. Ganz häufig ist ihm/ihr nicht bewusst, wie das Verhalten auf andere wirkt.

Doch jeder von uns kann lernen, Wertschätzung zu zeigen. Es ist gar nicht so schwer und ist für jeden umsetzbar, wenn die Person denn wirklich „will“. 

Auch im Kinder-und Jugendfußball ist die fehlende Anerkennung und Wertschätzung ein Dauerthema. Es vergeht kaum ein Gespräch, kaum ein Vortrag oder Workshop, wo ich mit den Teilnehmer*innen nicht über dieses Thema spreche.

Da allgegenwärtig, beziehe ich mich in diesem Blogartikel nicht ausschließlich auf den Kinder- und Jugendfußball, sondern möchte ihn an alle Personen richten, die sich mit Wertschätzung beschäftigen möchten. Ich spreche darüber, was Wertschätzung bedeutet, wie du sie zeigen kannst und welche Rolle Informationen dabei spielen.

Willst du lieber hören statt lesen? Dann findest du hier die dazugehörige Podcast-Episode:

Was ist Wertschätzung?

Wertschätzung ist mittlerweile ein gängiger Begriff und wir benutzen ihn viel und oft. Wissen wir überhaupt, was genau darunter verstanden wird? Daher starte ich mit der Definition. Dazu habe ich mir einige angeschaut und die der Karrierebibel gefällt mir am besten, da sie den beruflichen wie auch den privaten Kontext m. E. wunderbar abdeckt. Sie lautet:

„Wertschätzung ist die positive Bewertung eines anderen Menschen. Sie gründet auf einer inneren Haltung anderen gegenüber. Wertschätzung betrifft einen Menschen als Ganzes, sein gesamtes Wesen. Sie ist unabhängig von Taten oder Leistungen, auch wenn diese die subjektive Einschätzung der Wertschätzung beeinflussen. Wertschätzung ist verbunden mit Respekt, Wohlwollen und Anerkennung. Sie drückt sich aus in Zugewandtheit, Interesse, Aufmerksamkeit und Freundlichkeit.“

Quelle: https://karrierebibel.de/wertschaetzung/

Ein Beispiel aus dem Berufskontext: Hier wird häufig Wertschätzung im Zusammenhang mit Mitarbeiterführung und Unternehmenskultur genannt. Viele Führungskräfte glauben, wenn sie ihre Mitarbeiter*in für eine bestimmte Leistung loben, dann haben sie sie wertgeschätzt. Grundsätzlich ist daran nichts falsch, wenn es aufrichtig gemeint ist. Es gehört jedoch mehr dazu, nämlich den ganzen Menschen zu sehen und nicht nur das, was er leistet und was der Gewinn für die Firma ist.

Die Persönlichkeit, Einzigartigkeit und individuelle Fähigkeiten spielen eine wichtige Rolle, wenn echte Wertschätzung gezeigt werden möchte. 

Wertschätzung hat psychologisch betrachtet viel mit dem eigenen Selbstwertgefühl zu tun: Wenn ich mich selbst nicht wertschätzen kann, dann fällt mir das auch bei meinem Gegenüber schwer.

Das ist aber eine Voraussetzung dafür, einen anderen Menschen so akzeptieren zu können, wie er ist. Gleichzeitig ist es sehr davon abhängig, wie ich selbst wertgeschätzt werde und diese in der Vergangenheit kennengelernt habe. Fehlt sie bisher, dann weiß ich gar nicht, wie es sich anfühlt, Wertschätzung zu erhalten. Doch kann ich den Umgang damit üben.

Wie in vielen Dingen heißt es auch hier: Je früher erlernt, desto besser verinnerlicht. Aber auch wenn das nicht der Fall sein sollte, ist es nie zu spät, wertschätzenden Umgang zu erlernen.

In Eltern-Kind-Beziehungen herrscht oft das Missverständnis vor, dass Eltern, die ihr Kind für ein bestimmtes Verhalten oder Ergebnis loben, sich wertschätzend ihm gegenüber verhalten. Leider wird dabei nicht das Individuum dahinter gesehen, sondern nur eine Momentaufnahme.

Auf dem Blog von “StarkeKids“ findest du dazu einen sehr informativen Artikel, wie du selbst mit deinem Kind wertschätzend bist und es dadurch gleichzeitig Wertschätzung erlernt. Hier kommst du zu: “Wie lernt mein Kind Wertschätzung? 8 ultimative Alltags-Tipps

Quelle: https://starkekids.com/wertschaetzende-kommunikation/

 

Wie kannst du Wertschätzung zeigen?

Da ich nachfolgend ein paar konkrete Möglichkeiten auflisten werde, mache ich das an Beispielen aus dem Kinder- und Jugendfußball. Sie zeigen dir, wie du sie leicht in deinem Alltag umsetzen kannst. Ganz wichtig: Wertschätzung MUSS ausgesprochen werden!

Und da sind wir schon bei einem wichtigen Punkt: 

Sprich es aus! 

Wer glaubt, mein Gegenüber erahnt, dass ich ihn wertschätze, liegt leider daneben. Menschen möchten hören, sehen und fühlen, dass sie Anerkennung erhalten. Vor allem bei ehrenamtlichen Trainer*innen meinen einige Eltern, dass sie den Trainer*innenjob doch freiwillig machen und es dafür keine besondere Wertschätzung braucht. Doch gerade in den Bereichen, in denen es keine finanzielle „Anerkennung“ gibt, ist die verbale Wertschätzung umso wichtiger. Das gilt im Kinder- und Jugendfußball natürlich auch für die Eltern, die ambitioniert ihre Kinder unterstützen.

Wertschätzung zu zeigen ist keine Einbahnstraße, sondern kann/soll von beiden Seiten gezeigt werden.

Sei respektvoll!

Zeige deinem Gegenüber im Umgang, in deiner Körpersprache, deiner Wortwahl, deiner Tonalität, dass du ihn respektierst. Gerade in Momenten, wo es ein bisschen emotionaler hergeht, versuche bei der Sache zu bleiben, sachlich zu kommunizieren und dein Gegenüber nicht als Person anzugehen. Trenne die Situation und das Verhalten von dem Menschen vor dir und versuche nicht zu verallgemeinern. Richte die Wertschätzung immer an denjenigen, mit dem du gerade sprichst.

Sei aufmerksam im Gespräch, stell Fragen. So signalisierst du Interesse an deinem Gegenüber und am Inhalt des Gesprächs.

Hierzu zählt für mich auch die Einladung zum Elternabend. Sich die Zeit dafür zu nehmen und dabei zu sein, spiegelt Aufmerksamkeit und Respekt für die Arbeit des Trainerteams von Seiten der Eltern wider.

Sei authentisch!

Meine und fühle das, was du sagst. Sei glaubwürdig, wenn du etwas wertschätzt. Stehst du nicht emotional dahinter, spürt es dein Gegenüber. Gleichzeitig ist auch Vertrauen ein wichtiger Aspekt von Wertschätzung.

Im Kinderfußball ist es das Vertrauen, das Eltern den Trainer*innen entgegenbringen, wenn sie ihr Kind in ihre Mannschaft geben. Eltern leisten hierbei einen großen Vertrauensvorschuss, da sie oftmals wenig über das Trainerteam und das, was im Fußballtraining passiert, wissen.

Sei dankbar!

Klingt so lapidar und ist schnell gesagt, hat aber einen großen Impact. Ein „Danke“ aus einer inneren Haltung heraus zeigt Respekt und Anerkennung für das, was andere für uns tun oder welchen Wert sie in unser Leben bringen. Ein bewusstes „Danke“ verdeutlicht, dass das nicht selbstverständlich ist und wir den Wert dahinter schätzen.

Dankbarkeit stärkt die Beziehung: im Fußballkontext zwischen Eltern – Spieler*innen – Trainer*innen. Sie fördert positive Emotionen und stärkt das Gefühl der Verbundenheit und des Miteinanders.

Sei hilfsbereit!

Biete deine Hilfe, Unterstützung oder Ressourcen an, wenn jemand sie braucht und du sie in dem Moment auch geben kannst. Voraussetzung dafür ist m. E., dass dir die Kraft und Energie zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung steht, um zu agieren. Gleichzeitig brauchst du auch das Wissen, wie du helfen und unterstützen kannst, was uns zum nächsten Aspekt bringt …

 

Was hat Wertschätzung mit Information zu tun?

Damit ich den Menschen wertschätzen kann und nicht nur sein Verhalten oder Leistungen, muss ich ihn kennen. Dazu brauche ich das Gespräch, den Austausch, um Informationen zu bekommen. Ohne dich mit deinem Gegenüber zu beschäftigen, wirst du sie/ihn nicht kennenlernen. 

Im Kinder- und Jugendfußball bedeutet das: Hier treffen Kinder wie Erwachsene aufeinander, die sich bis dato gar nicht bis kaum kennen. Aber auch wenn sie schon länger zusammenspielen, bedeutet es nicht immer, dass sie vertraut miteinander sind. Das Kennenlernen steht hier also neben dem Sport im Fokus.

Da in einem Fußballverein die Trainer*innen und Funktionäre die „Gastgeber*innen“ sind, hilft es, wenn sie eine Willkommenskultur entwickeln, die das Kennenlernen, das Miteinander ermöglichen und aufbauen.

Zu den Kindern und Jugendlichen UND den Eltern. Transparente Informationen über den Verein und den Sport können über eine Elternseite auf der Vereinshomepage vermittelt oder ein Handout zum 1. Probetraining ausgehändigt werden. Mehr über die Eltern erfahren Trainer*innen im Elternabend und über strukturierte Elterngespräche. 

Auch wenn ich die Perspektive des Trainers/der Trainer*in einnehme, möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass Gleiches ebenso für die Eltern gilt. Denn auch sie bekommen wenig Wertschätzung für ihr Engagement und die Zeit, die sie in den Kinder- und Jugendfußball investieren.

 

Mein Fazit:

Wertschätzung geht uns alle an und ist jedem wichtig. Ein wertschätzender Umgang erleichtert das Miteinander, stärkt den Einzelnen und zeigt bereits in „kleinen Dosen“ seine Wirkung.