Was, wenn gar nicht das fehlende Interesse der Eltern schuld daran ist, dass so viele ihr Kind einfach nur am Fußballplatz absetzen?

 

Für die Recherche eines kostenlosen LIVE-Webinars für Jugendleiter*innen, das ich Ende Juli 2021 geben werde, habe ich im Vorfeld einige Gespräche mit ihnen geführt.

Und dabei ist mir ein Thema besonders ins Auge gesprungen, was alle beschäftigt:

Der Verein als Dienstleister.

Die Vereine, die mit den Eltern in den Austausch gehen wollen, berichten, dass es unabhängig von Corona mittlerweile normal ist, dass viele Eltern ihr Kind nur noch am Fußballplatz absetzen und nach dem Training wieder einsammeln. Sie steigen nicht aus, sind nicht bei den Spielen dabei und somit für den Jugendleiter*in und den Trainer*in nicht greifbar, um mit ihnen ins Gespräch zu gehen.

Vielen Jugendleiter*innen geht es nicht nur um Themen wie Mithilfe beim Turnier oder Kuchenspende, sondern auch um Nachfragen, wie es dem Sohn/der Tochter geht, ob es etwas gibt, was die Trainer*in wissen sollte, oder Rückmeldungen, weil ihnen etwas im Training aufgefallen ist.

Viele Eltern sehen den Fußballverein mittlerweile als Dienstleister, als Dienstleistungsunternehmen und der „Trainer ist eher Angestellte“ und „Wertschätzung und Respekt sind kaum vorhanden“.

Steve Göritz, Jugendleiter und Trainer, BSV Blumberg sagt mir im Interview: „Manchmal hat man auch das Gefühl, ohne jetzt den Eltern zu nahe treten zu wollen, dass wir so eine Art Betreuungsersatz sind. … Also ich gebe mein Kind ab, und ihr kümmert euch. Solange alles gut ist, ist alles gut und der Rest interessiert mich nicht …“

Vielleicht gehörst auch du zu den Jugendleiter*innen, die den Kontakt mit den Spielereltern möchten und suchen, anderseits auch Sorge haben, dass die Spielereltern dir die Tür einrennen, sie dauernd bei dir stehen, weil irgendetwas nicht nach ihren Wünschen ist, und du langsam deine Kompetenz verlierst.

Diese Bedenken führen oftmals dazu, dass Eltern lieber auf Abstand gehalten werden. Dadurch fühlen sich viele Eltern nicht im Verein willkommen, sehen daher keine Notwendigkeit anwesend zu sein oder haben schlichtweg kein Interesse an deiner Arbeit und dem Sport ihres Kindes.

Das führt dann zu den bereits erwähnten Szenen: Spieler*in wird bei laufendem Motor am Fußballplatz abgegeben und nach dem Training ebenso wieder abgeholt. Schnell fühlst du dich als Trainer*in schnell ausgenutzt. Vor allem, wenn sich Eltern nur dann bei dir melden, wenn sie unzufrieden sind, sich beschweren wollen, irgendetwas nicht so läuft, wie sie es gerne hätten. Das Gefühl, du bist eine „kostengünstige Betreuung“, denn der Vereinsbeitrag ist ja in den meisten Amateur- und Breitensportvereinen gering, drängt sich schnell auf. Sind die geführten Gespräche dann auch noch stressig, führt das dazu, dass fehlende Wertschätzung und Respekt im Vordergrund stehen und das Verhältnis zu den Spielereltern dominieren.

Mit Leidenschaft machst du deinen Job im Verein, oftmals ehrenamtlich, neben deiner Arbeit, Studium, Ausbildung oder anderer Verpflichtungen. Und dann gibt es dafür noch nicht mal ein Dankeschön, eine Anerkennung. Das frustriert, macht wütend, nervt. Und auch ratlos, was und wie du es verändern kannst.

 

Warum du als Jugendleiter*in nie regelmäßig die Spielereltern auf den Fußballplatz bekommen wirst, wenn du nicht anfängst ihnen zu erklären, wie wichtig ihre Anwesenheit für dich und eure Zusammenarbeit ist.

 

Du hast 2 Möglichkeiten:

  • du belässt alles beim Alten und machst weiterhin einen Bogen um die Eltern, oder
  • du überlegst dir, ob und was du ändern kannst.

Wenn du dich dafür entscheidest zu handeln und ins Tun zu kommen, habe ich 3 Tipps für dich, die du direkt in deinem Trainingsalltag umsetzen kannst – ohne dass du dafür Erfahrungen in der Kommunikation mit Eltern brauchst oder ein Kommunikationsexperte sein musst.

  1. Finde heraus, was du willst

Ganz wichtig für jede Veränderung ist, ob du sie willst und, ob du die alten Strukturen aufbrechen möchtest. Es gibt noch immer viele Vereine, in denen lautet die Devise:

Die Eltern geben bitte ihre Kinder am Eingang des Trainingsgeländes ab und halten sich ganz weit entfernt vom Fußballfeld!

Ich kenne das auch noch aus der Zeit, als ich unseren Sohn in seinem Sport begleitet habe. Er hat auch in dem ein oder anderen Verein bzw. NLZ gespielt, in dem um die Eltern gerne ein Bogen gemacht wurde. Schaut man sich an, welche Aufgaben Eltern im Kinder- und Jugendfußball übernehmen, eine fatale Entscheidung, die so nicht funktioniert.

Wenn du herausgefunden hast, dass du etwas daran verändern willst, dass die immer gleichen 2-3 Eltern am Platz sind und der Rest kaum gesehen wird, folgt der nächste Schritt.

Wie genau sieht die optimale Anwesenheit der Eltern für dich neben dem Fußballfeld aus? Bei jedem Training anwesend? 1-2 Mal/Woche? Die letzten 10 Minuten? Nur zum Spiel? Geht es dir vielleicht gar nicht um die Anwesenheit, sondern eher darum, dass dir der Umgang nicht gefällt, wenn ein Elternteil nur dann da ist, wenn er/sie meckern will?

Du willst nicht mehr das Dienstleistungsunternehmen sein, sondern als Vereinsmitglied gesehen werden, das sich mit viel Spaß und Leidenschaft um fremde Kinder kümmert. Das soll gesehen und geschätzt werden.

  1. Finde heraus, welche Informationen Eltern dafür von dir brauchen?

Jetzt wirst du vermutlich ein paar erste Ideen und Impulse haben. Kennen die Spielereltern diese Ideen? Wissen sie, was du von ihnen möchtest, wie du ihre Unterstützung oder Mitarbeit brauchst?

In meiner Arbeit sehe ich häufig, dass viele Eltern das NICHT wissen. Und die meisten Trainer*innen und Jugendleiter*innen jedoch davon ausgehen, dass sie es wissen. Nein, das ist nicht so. Geht es hier bei vielen Eltern gar nicht um fehlendes Interesse, sondern eher um fehlende Informationen?

  1. Wie kannst du die Informationen an die Eltern geben?

Wenn du meinen Podcast regelmäßig hörst oder meine Blogartikel liest, weißt du, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, Informationen an Eltern zu vermitteln: Flyer, Newsletter, Handout, Elternabend, Elterngespräche.

Die einfachste und effektivste Art ist für mich jedoch eine Elternseite auf deiner Vereinshomepage.

Warum?

Auf dieser Seite ….

  • Kannst du ALLE Informationen packen, die für Eltern wichtig sind.
  • Die Seite ist für jeden zugänglich, also für Eltern, die bereits im Verein sind und die Neuen, die sich für den Verein interessieren und mit dem Gedanken spielen, ihr Kind anzumelden.
  • Du erreichst Eltern, ohne direkt in den persönlichen Austausch zu gehen.
  • Mit den Erstinfos werden Hemmschwellen der persönlichen Kommunikation reduziert.
  • Durch die klare Ansprache machst du Eltern zu einem Teil des Fußballs.
  • Du schaffst durch die erarbeitete Struktur Synergien, die u. a. den Trainer*innen in der Elternkommunikation helfen.
  • Du gibst Kommunikationsstrategien vor, die dazu führen, dass du das Ruder in der Hand behältst und „Ich machen einen Bogen um die Eltern!“ Schnee von gestern ist.

Was bringen dir meine erprobten Tipps?

Wenn du diese Impulse für dich nutzt, …

  • lernen Eltern dich und deine Arbeit kennen.
  • wird sich deine Gefühlswelt von Frust, Enttäuschung, Überforderung hin zu Entspannung, Wertschätzung, Miteinander verändern.
  • sehen Eltern dich in deiner Position als Jugendleiter*in.
  • du kommst aus der Dienstleister-Rolle heraus, da ihr euch auf Augenhöhe bewegt.
  • werden Eltern verstehen, warum es wichtig ist, regelmäßig auf dem Fußballplatz zu sein, um in den gemeinsamen Austausch zu kommen.

Das sind meine 3 Tipps für dich, mit denen du den ersten Schritt machst, um die gewünschte Unterstützung und Wertschätzung von den Spielereltern für deine Arbeit zu bekommen – auch wenn du noch nicht viel Erfahrung in der Elternkommunikation hast.

Schreib mir gerne eine Mail an info@susanne-amar.de und sag mir, ob dir die Tipps weiterhelfen. Und welchen du vielleicht umsetzen wirst bzw. direkt umgesetzt hast.

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Foto: Omar Ram/Unsplash