Damit bleiben sie auch über die Winterpause

Trainer*innen sagen häufig: „Ich habe kaum etwas an die Hand bekommen, als ich neu im Verein angefangen habe.“ 

 

Vereinsfunktionäre klagen: “Wir finden kaum Trainer*innen und viele bleiben nicht länger als ein paar Monate.”

Du kannst dir vorstellen, dass beide Aussagen etwas miteinander zu tun haben. Trainer*innen, die sich überfordert fühlen, vielleicht andere Erwartungen hatten, aufhören oder wenn sie noch motiviert sind, zum nächsten Verein ziehen.

Vereine, die oftmals froh sind, überhaupt Trainer*innen zu finden, jedoch glauben, je weniger über Anforderungen und Erwartungen gesprochen wird, desto eher finden sie jemanden. Dass das als Bumerang zurückkommt und sich ein paar Monate später häufig im Weggang des Trainers/der Trainer widerspiegelt, liegt nahe. Auch, und gerade wenn es ums Ehrenamt geht, ist ein wertschätzendes Onboarding sehr wichtig.

Wenn du für die Einstellung der Trainer*innen verantwortlich bist, möchte ich dir in diesem Blogartikel aufzeigen, wie sich junge Trainer*innen, die noch nicht so viel Erfahrungen haben, oftmals fühlen und welche Steigbügel du ihnen bieten kannst, damit sie sich weiterentwickeln können und der Trainerwelt im besten Fall in deinem Verein erhalten bleiben.

Willst du lieber hören statt lesen? Dann findest du hier die dazugehörige Podcast-Episode:

Das erleben viele junge Trainer*innen …

  • Spreche ich von jungen Trainern*innen, dann meine ich die, die Anfang 20 sind.
  • Einige von ihnen sind häufig noch nicht einmal volljährig, wenn sie eine Mannschaft trainieren.
  • Sie waren/sind bisher Spieler*innen gewesen und wachsen in eine neue Rolle hinein.
  • Nur weil sie selbst spielen/gespielt haben, heißt es nicht, dass sie automatisch wissen, was von ihnen als Trainer*in verlangt wird, Stichwort Rollenklärung. Nichtsdestotrotz macht es ihnen den Einstieg leichter, da sie aus dem Kontext kommen.
  • Sie haben zu Beginn wenig Erfahrungen, wie die Umsetzung ihrer Konzepte verläuft.
  • Sie haben wenig Erfahrungswerte, auf die sie in schwierigen Situationen zurückgreifen können.
  • Sie können auf Grund der Komplexität, die der Trainerjob mit sich bringt, schnell überfordert sein.
  • Zahlreiche stehen unter Druck, erfolgreich sein zu müssen, weil sie die Liga halten, in die nächste aufsteigen sollen etc.
  • Viele fühlen sich den Spielereltern nicht gewachsen, sind sie doch älter und könnten ihre Eltern sein.
  • Einigen ist es unmöglich um Unterstützung bei Trainerkolleg*innen oder Jugendleiter*innen zu bitten, da im Fußball „Schwächen“ ungern gezeigt werden.
  • Sprechen sie dennoch Schwierigkeiten oder Probleme auf, erhalten sie meist wenig Unterstützung.
  • Vereinzelt werden sie ins kalte Wasser geworfen und sind alleine für 20 Kinder verantwortlich.
  • Fast alle sind leidenschaftlich in ihrem Job und reiben sich bis zur Erschöpfung auf.
  • Wie auch ihre Trainerkolleg*innen investieren sie durchschnittlich 15 Stunden in der Woche in den Trainerjob.
  • Zusätzlich zu Schule, Ausbildung, Studium, Arbeit – höchstes Engagement bereits in jungen Jahren.

Meine Auflistung beruht nicht auf Vollständigkeit, doch sind einige Aspekte für den ein oder anderen Grund genug, den Trainerjob an den Nagel zu hängen. Dabei ist das nicht zwingend nötig. Nämlich dann nicht, wenn sie entsprechende Unterstützung erhalten und bereits beim Erstgespräch oder Erstkontakt informativ abgeholt werden. 

 

Was kannst du dafür tun?

1. Mache deine Erwartungen deutlich

Trainermangel ist für viele Vereine Alltag. Sie suchen händeringend nach Interessenten und sind froh, wenn sich jemand meldet. Da im Amateurfußball der größte Teil ehrenamtlich tätig ist und wenn überhaupt nur eine Übungsleiterpauschale o. ä. erhalten, formulieren einige für sich: Wir können froh sein, dass er/sie bei uns arbeiten will, da stellen wir mal nicht so hohe Ansprüche. 

Doch um hohe Ansprüche geht es nicht, es geht um transparente Informationen der Zusammenarbeit. Sind sie nicht deutlich kommuniziert, führen sie zeitnah zu Konflikten und Stress. Im schlimmsten Fall zum Rauswurf, weil der Verein nicht zufrieden ist oder zum freiwilligen Ausstieg, weil Trainer*innen sich etwas anderes vorgestellt haben. Und die Suche geht wieder von vorne los. Etwas, was dich wieder Zeit und Nerven kostet, viel Unruhe in den Verein bringt und nicht in deinem Sinn sein kann.

 

2. Entwickle einen Leitfaden

Welche Informationen braucht ein(e) Trainer*in, wenn sie neu in den Verein kommt? Was sollte sie über die Vereinsphilosophie wissen? Was zu Trainingskonzepten, organisatorischen Fragen, Umgang mit Spieler*innen und Eltern, Entwicklung der Mannschaften, Strukturen zu Elternabenden und Elterngespräche? An wen kann sie sich bei Fragen wenden?

Nur ein paar Fragen, die dir helfen, den Leitfaden mit Inhalten zu füllen. Damit vermittelst du deinem Gegenüber einen ersten Eindruck, stellst dich als „Arbeitgeber“ vor und erläuterst deine Erwartungen und Wünsche. Gleichzeitig kann der Trainer damit auch überprüfen, ob seine Vorstellung mit dem Jobangebot in Korrespondenz geht. Also, eine Klarstellung für beide Seiten.

Zusätzlich erspart es dir Zeit und schafft Synergien, wenn du es verschriftest. Denn es können andere Kolleg*innen nutzen, es sind Unterlagen, auf die der neue Trainer bei Fragen zurückgreifen kann und zukünftige Einstellungsgespräche sind leichter zu führen.

In der weiteren Zusammenarbeit gehören ebenfalls Strukturen und unterstützende Informationen, wie Elternabende erfolgreich umgesetzt und Elterngespräche effizient geführt werden können.

 

3. Das haben wir schon immer so gemacht

In jedem Team, das aus mehr als 2 Personen besteht, entwickeln sich mit der Zeit Regeln für die Zusammenarbeit. das können welche sein, über die man klar spricht, verhandelt, gemeinsame Wege findet oder die, die sich einfach so ergeben und gelebt werden, ohne dass sie hinterfragt werden. Diese informellen Kommunikationsstrukturen funktionieren innerhalb eines eingearbeiteten Teams gut, können jedoch die Person, die neu dazu kommt, vor große Herausforderungen stellen.

Daher schau dir die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den Trainerkolleg*innen an und achte darauf, welche Regeln, Vorgaben, vielleicht auch Erwartungen sich entwickelt haben, die für „den Neuen/die Neue“ nicht ersichtlich, jedoch wichtig zu wissen sind. 

Es geht nicht darum, sie auf den Prüfstand zu stellen, doch möchte ich dich ermutigen, sie transparent zu machen. Damit kannst du unnötigen Stress bereits zu Beginn verhindern.

Diese 3 Handlungsoptionen bieten eine gute Grundlage für ein erfolgreiches Onboarding junger Trainer*innen und steigern die Wahrscheinlichkeit, dass sie über die Winterpause bleiben. In meinem Artikel Onboarding für Eltern im Jugendfußball nenne ich Prozessschritte, die du auch auf die Einstellung von Trainer*innen anwenden kannst.

Wenn ich mich nur auf junge Trainer*innen bezogen habe, gilt das Gleiche auch für Personen, die vielleicht älter, jedoch noch unerfahren sind.

 

Mein Fazit

Auch und gerade im Ehrenamt ist es wichtig, junge und unerfahrene Trainer*innen verantwortungsvoll in ihre Aufgabe einzuführen, damit ihre Leidenschaft für den Fußball erhalten bleibt, sie sich weiterentwickeln können und so ein fester Bestand deines Vereins werden. Ich weiß, dass diese Veränderung Zeit braucht, doch sind zufriedene Trainer*innen Multiplikatoren, denn sie teilen ihre Erfahrungen und „locken“ weitere an.

Wie führt dein Verein neue Trainer*innen in die Mannschaft ein? Schicke mir gerne ein Mail und ich bin gespannt auf deine Antwort …