So wirst du zufriedener in deiner Arbeit

Es gibt Eltern, die wollen nach jedem Training mit dir sprechen.

Andere glauben, dass ihr Kind bereits in jungen Jahren kurz vor der Profikarriere steht.

Wieder andere verlangen, dass du ihren Sohn immer von Anfang an spielen lassen sollst.

Die Liste könnte ich noch ellenlang fortsetzen …

Was sie eint, ist, dass sie alle einen Anspruch, eine bestimmte Erwartung an dich haben. Viele von ihnen fordern diese auch regelmäßig ein, was deine Arbeit als Trainer*in sehr anstrengend machen kann.

Ich möchte betonen, dass sich nicht alle Eltern anspruchsvoll verhalten. Und die, die es tun, weder negativ noch positiv bewertet werden. Ich möchte, dass du den Umstand einfach wahrnimmst und dir bewusst machst, dass du daran etwas verändern kannst.

In diesem Blogartikel teile ich meine Erfahrungen mit dir und erkläre dir, warum sich einige Eltern so verhalten und wie dir Klarheit und Kommunikation dabei helfen, Ansprüche zu reduzieren. So kommst du zufriedener in deinem Fußballalltag mit den Eltern in die Zusammenarbeit.

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1. Eltern wollen das Beste für ihr Kind

Wenn du selbst Vater oder Mutter bist, dann kennst du das Gefühl:

Du möchtest, dass es deinem Kind gut geht.

Wenn du noch keinen Nachwuchs hast, erkläre ich dir hier, was Eltern zu einem Verhalten veranlasst, das dich wiederum mal schnell zur Weißglut treiben kann.

Die meisten Eltern unterstützen und begleiten ihr Kind und wollen, dass es glücklich ist. Was sie darunter verstehen und dafür tun, hängt u. a. viel damit zusammen, wie sie aufgewachsen sind, welche Erfahrungen sie selbst in ihrer Kindheit und Jugend gemacht haben, wie sie in ihrer Familie sozialisiert und welche Werte gelebt wurden. Um nur ein paar Aspekte zu nennen.

Ein Beispiel …

Hat der Vater einer deiner Spieler*innen selbst mal Fußball gespielt und die Auswechslung während des Spiels war für ihn mit Gefühlen verbunden, wie „nicht gut genug zu sein“, „enttäuscht zu haben“, „der Trainer sieht nicht, was ich kann“ etc., kann er diese Emotionen auf seinen Sohn/seine Tochter übertragen. Nämlich genau dann, wenn sein Kind in einer ähnlichen Situation ist und von dir ausgewechselt wird. Je nach Typ und Alter kann es emotional mit Wut, Traurigkeit, Enttäuschung, Stress, Tränen etc. reagieren.

Dir steht dann der Vater gegenüber, …

  • der dafür sorgen möchte, dass sein Kind aus den negativen Gefühlen herauskommt.
  • dessen eigene Gefühle getriggert werden.
  • der das Bedürfnis hat, für sein Kind, aber auch für sich selbst den Wohlfühl-Zustand wiederherzustellen.

Eltern und Kinder haben eine symbiotische Beziehung miteinander

InsNetzgegangen_Jugendfußball_Eltern©Unsplash

Denn viele Eltern können es schwer aushalten, ihr Kind in einer Gefühlswelt zu lassen, die sie nicht als angenehm empfinden. Ihr Impuls ist es, daran etwas zu verändern. Das führt dazu, dass sie Lösungen suchen, die dem Kind, aber auch ihnen selbst helfen, wieder zu Zufriedenheit, Entspannung, Ruhe, Gerechtigkeit etc. zu finden.

Die Gefühlswelt des Kindes ist also eng mit der Gefühlswelt der Eltern verbunden, was vielen gar nicht bewusst ist.

Das Gespräch mit dir ist dann der Weg, den sie wählen, um wieder ihre bekannte „Normalität“ herzustellen. Doch durch die Emotionen verläuft es meist nicht sachlich und ruhig, wie du aus deiner Arbeit bestens weißt.

Du kannst dir also vorstellen, dass „das Beste für mein Kind zu wollen“ für jedes Elternteil anders aussehen kann, egal, ob anspruchsvoll, entspannt oder wenig interessiert. Daher begegnen dir oft Eltern, die in der gleichen Situation unterschiedlich agieren können.

 

2. Klarheit ist das A und O

Um bestimmte Ansprüche erfüllen zu können, muss ich sie kennen. Das kann ich nur, wenn ich das Wissen und die nötigen Informationen habe. Da im Kinder- und Jugendfußball der Austausch von Informationen zwischen dir als Trainer*in und den Eltern oftmals wenig stattfindet, kommt es hier häufig zu Enttäuschungen aufgrund fehlenden Wissens und weil Erwartungen nicht erfüllt werden.

Gleichzeitig haben viele Eltern wenig Vertrauen in deine Arbeit, weil sie kaum etwas über sie und dich wissen. Und Vertrauen ist neben Information und Transparenz ein wichtiger Baustein für eine wertschätzende Kommunikation.

Eltern, die du als anspruchsvoll beschreibst, haben entweder eine klare Vorstellung davon, was ihr Kind erreichen soll und was es dazu braucht, dass das gelingt. Vor allem, wenn es um Leistung und die fußballerische Entwicklung geht. Oder sie haben gar keine Idee und reagieren situativ. Um mal zwei Möglichkeiten zu benennen …

Egal, zu welcher Gruppe sie gehören:

Ihnen fehlt oftmals das benötigte Basiswissen, damit Erwartungen realistisch sind.

Sie haben meist ein anderes Bild vor Augen als sich in der Realität darstellt. Und selten stimmt es mit deinem überein.

Daher empfehle ich dir bereits im Erstkontakt oder zum ersten Probetraining über die (Leistungs-) Anforderungen und Erwartungen zu sprechen.

Hobby- vs. Leistungsfußball

Ich möchte dir das an dem nachfolgenden Beispiel erklären:

Hat eine Mannschaft mehr den Spaß- und Hobby-Faktor im Fokus, dann wird ein Spieler/eine Spielerin, die sich weiter entwickeln möchte bzw. weiterkommen will, zusammen mit ihren Eltern hier wahrscheinlich nicht zufrieden werden. Denn ihre Ansprüche des Leistungsfußballs werden nicht erfüllt und Stress und Frust ist für alle Beteiligten vorprogrammiert.

Umgekehrt gilt genau das Gleiche … Kommt jemand, der eher „nur“ aus Spaß kicken möchte in eine leistungsorientierte Mannschaft, dann wird auch hier schnell die Lust dahin sein.

Du siehst hier: Klarheit ist ein wichtiger Faktor für Zufriedenheit. Eine transparente Informationspolitik und Aufklärung helfen dir, um Eltern zu kompetenten Begleitern und Unterstützer für ihr Kind und für dich zu machen.

Hab dabei immer im Hinterkopf: Du bist im Fußball zu Hause. Erwarte also nicht, dass Eltern, die mit ihrem Kind in dieses System einsteigen, dass gleiche Wissen haben, wie du.

InsNetzgegangen_Jugendfußball_Eltern@Jeffrey F Lin-pmglB2Oq3Xc/Unsplash

3. Ein Handout kann dir helfen

Jetzt habe ich dich ein bisschen in die (Gefühls-)Welt der Eltern mitgenommen, wenn ihr Kind Fußball spielt. Ich habe dir gezeigt, wie wichtig es ist, dass du sie „an die Hand nimmst“. Und nun möchte ich dir ein einfaches Tool zeigen, wie du Eltern mit den für sie wichtigen Informationen versorgst.

Und zwar mit einem Handout.

Was ist ein Handout?

Ein Handout ist ein Einseiter, in dem du kurz und präzise Infos für die Eltern zusammenfasst, mit denen sie sich einen ersten Eindruck verschaffen kann.

Damit du dir darunter etwas vorstellen kannst, findest du hier ein Beispiel. Dabei handelt es sich um einen Leitfaden, wie du dich auf Elterngespräche vorberieten kannst. Hier geht’s zum Handout

Diese Infos helfen Eltern 

Darin sollten Informationen stehen, wie …

  • Erwartungen von dir/Verein an die Eltern (z. B. Unterstützung, Ehrenamt)
  • Leistungsniveau Verein/Mannschaft
  • Trainingszeiten
  • Spielzeiten
  • Regeln und warum es wichtig ist, dass sie erfüllt werden (z. B. Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit)
  • und alles, was deine Spielereltern wissen sollten, damit ihr in eine entspannte Zusammenarbeit kommt

Dieses Dokument ist variabel einsetzbar.

  • Wenn ihr keine Elternseite auf eurer Vereinshomepage habt, dann kann der Verein es als pdf zum Download interessierten Eltern zur Verfügung stellen.
  • Du kannst es den Eltern z. B. beim ersten persönlichen Kennenlernen oder Probetraining überreichen.
  • Du kannst es als Grundlage für deinen Elternabend verwenden.
  • Du kannst es immer weiter mit neuen Infos ergänzen.

Ja, du brauchst Zeit, ein Handout zu erstellen. Es ist jedoch eine Investition in die Zukunft und in die Zusammenarbeit mit den Eltern. Es schafft dir die Basis für ein wertschätzendes und effizientes Miteinander.

Zusätzlich bietet ihr gemeinsam als Team den Spieler*innen ein angenehmes Umfeld, sodass sie sich noch erfolgreicher entwickeln können.

Bedenke bitte, dass du eine Beziehung zu den Eltern aufbaust, die ihr bisher nicht hattet. Wie in jeder Beziehung braucht das Zeit. Sei daher geduldig – mit dir, aber auch mit den Eltern.

Mein Fazit

Das Verhalten von Eltern im Kinder- und Jugendfußball ist oftmals geprägt durch ihre eigenen Erfahrungen, ihre Emotionen, fehlendem Wissen und Vertrauen. Durch frühzeitige Informationen verschaffst du ihnen optimale Voraussetzungen, sodass sich ihre realistischen Ansprüche mit deiner Arbeit decken.

Hast du Lust auf weitere Tipps für die Zusammenarbeit mit den Spielereltern? Dann trage dich in meine Mailingliste ein und du erhältst regelmäßig Impulse, die du direkt in deinem Trainingsalltag umsetzen kannst.