Reflexion bietet dir ungeahnten Mehrwert
Früher habe ich viele Gespräche oftmals danach bewertet, ob ich mit ihnen zufrieden war oder nicht. War Letzteres der Fall, haben sie von mir schnell den Stempel „War blöd!“ erhalten. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, den Grund herauszufinden, weil ich auch nicht wusste, wie.
Durch meine Ausbildung zum systemischen Coach habe ich gelernt, wie hilfreich es ist, sich Workshops, Vorträge, aber auch Gespräche genauer anzuschauen. Denn sie zu reflektieren verschafft mir neue Erkenntnisse, die ich für den nächsten Austausch nutze.
Heute gehört Reflexion zu meinem Alltag. Ich liebe es mir genau anzusehen, was gut funktioniert und wo es noch hapert. So kann ich optimieren und immer besser werden bzw. zufriedener.
In diesem Blogartikel teile ich meine Erfahrungen mit dir und erkläre dir, wie du die Gespräche mit den Spielereltern reflektieren kannst, damit die nachfolgenden noch entspannter laufen.
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Inhaltsverzeichnis
1. Was ist Reflexion?
Laut Wikipedia kommt der Begriff aus dem Lateinischen und bedeutet Nachdenken und Überprüfen von etwas. Das Verb dazu ist reflektieren und steht für grübeln, nachdenken, etwas Revue passieren lassen.
Es gibt verschiedene Formen der Reflexion: die Selbstreflexion, in der du dir deine eigene Person und dein Verhalten näher anschaust. Und die Reflexion über etwas, z. B. das Gespräch mit dem Elternteil einer Spielerin oder eines Spielers.
Das Ziel einer Reflexion ist es, über Erfahrungen, die du gemacht hast, nachzudenken und sich mit ihnen näher zu befassen. Das schafft dir Erkenntnisse, die dir in ähnlichen Momenten weiterhelfen und dich wachsen lassen.
2. Wofür ist die Reflexion der Elterngespräche gut?
Die Reflexion kannst du dir wie die Analyse eines Spiels vorstellen. Da schaust du dir detailliert an, wie dein Spielsystem funktioniert hat, Spielzüge umgesetzt wurden, Spieler*innen ihre Aufgaben entsprechend erfüllt haben etc. Diese Erkenntnisse nutzt du und auf dieser Basis optimierst du die nächsten Trainingseinheiten und das nächste Spiel.
Unter anderen Aspekten jedoch mit der gleichen Intention, analysierst du das Elterngespräch. Jede Reflexion bringt dir neue Erkenntnisse. Egal, ob es sich um eins handelt, dass du positiv betrachtest oder das du eher unter „bloß nie wieder“ ablegst. Wenn du dir im Nachgang ein Gespräch noch mal vor deinem geistigen Auge ablaufen lässt, dann werden dir Zusammenhänge, Verhaltensweisen, aber auch Bedürfnisse klarer.
- Konnte sich der Vater gut auf dich einlassen, weil du im letzten Elternabend gute Vorarbeit geleistet und informativ und transparent dich und deine Arbeit vorgestellt hast?
- Bist du zu dem Ergebnis gelangt, was du dir erhofft hattest?
- Ist es euch beiden gelungen, wertschätzend und auf Augenhöhe zu sprechen?
Deine Antworten auf diese Beispielfragen bringen dir Klarheit, die du in weitere Gespräche einfließen lassen kannst.
3. Welche Fragen helfen dir bei der Reflexion?
Es gibt zahlreiche Reflexionsfragen. Ich möchte dir meine 4 Lieblingsfragen vorstellen, die ich gerne nutze, wenn ich zum Beispiel ein Erstgespräch reflektiere. Mit diesen Fragen kannst du leicht in deine erste Reflexion einsteigen.
1. Was hat mich meinem Ziel nähergebracht?
Für die Vorbereitung auf ein Gespräch empfehle ich dir, dich u. a. damit zu beschäftigen, was du von der Unterredung erwartest. Wenn du dein Ziel kennst, dann wird der Weg dorthin deutlicher. Und du kannst dich dieser Fragestellung klarer widmen.
Das kann in einem Gespräch z. B. bedeuten, das Elternteil besser kennenzulernen, eine Lösung für ein Problem zu finden oder deine Arbeit transparent darzustellen.
Schau dir genau an, wie du das Gespräch geführt hast. War es die Vorbereitung, das Zuhören, Infos, die du gegeben hast, die zum Ziel geführt haben? Alles und sei es deiner Meinung nach so klein, liste hier auf und verschaffe dir so einen Überblick.
2. Was habe ich heute aus dem Gespräch gelernt?
Diese Frage stelle ich mir vor allem dann, wenn es nicht so gut gelaufen ist. In der Regel verallgemeinern wir sehr gerne und schnell.
Wir neigen dazu, dem Negativen viel Raum zu geben.
Bei Dingen, die nicht zufriedenstellend waren, fällt es uns schwer, den Blick darauf zu lenken, was auch gut gelaufen ist. Denn meist ist eben nicht das ganze Gespräch blöd gewesen, sondern vielleicht nur ein Aspekt. Aber genau der bekommt die Oberhand und bleibt uns im Gedächtnis.
Bist du beispielsweise nicht zu einer Lösung mit den Eltern gekommen, dann wirst du im ersten Impuls sagen, dass das Gespräch Mist war, zu nichts geführt hat. Die positiven Aspekte, die es sicherlich auch in eurem Austausch gegeben hat, finden kaum Beachtung. Dabei sind sie ebenso wichtig, weil sie dich bestärken. Um auch an sie gut ranzukommen, hilft es dir, wenn du eure Unterredung noch mal mit ein bisschen zeitlichem Abstand betrachtest. Du bist dann weniger emotional und kannst dir das Ganze mehr von außen anschauen. Mir hilft es oft, wenn ich eine Nacht drüber schlafe. Dann haben sich einige Dinge relativiert und mir fällt es leichter, objektiv zu sein.
3. Was möchte ich beim nächsten Mal anders machen?
Wenn du dir deine Antworten der ersten beiden Fragen anschaust, kannst du aus deinen Erkenntnissen Veränderungen für das nächste Mal ziehen. Vielleicht weißt du jetzt noch nicht, wie du es anders machen kannst. Doch ist das auch noch nicht wichtig. Vielmehr geht es darum, dass dir bewusst ist, was du anders machen möchtest.
Das Wie wird sich mit der Zeit finden.
Um mich besser mit der Umsetzung beschäftigen zu können, sammle ich in solchen Situationen. Und zwar alles, was mir dazu einfällt, schreibe ich auf: Gedanken, Ideen, Infos, die ich im Austausch mit jemanden erhalte, … So ergibt sich eine Liste und ich bekomme weitere Optimierungsideen.
Gleichzeitig schaue ich mir in diesem Zusammenhang auch an, was ich beim nächsten Gespräch wieder machen möchte, weil es gut verlaufen ist. Denn diese Erfahrungen lassen wir oft außer Acht. Schreibst du dir auch hierzu deine Erkenntnisse auf, legst du dir einen Erfahrungspool an, auf den du immer wieder zurückgreifen kannst.
4. Wer kann mich bei meinen nächsten Gesprächen unterstützen?
Ich bin ja ein großer Fan meiner Community. In ihr finde ich immer jemanden, der mich unterstützt, wenn ich eine Frage habe, mit mir auf einem Thema herumkaut, wenn ich nicht weiterkomme oder ein bisschen brainstormt. Da wir nicht alles können, gibt es zwangsläufig Momente, in denen wir Unterstützung brauchen. Und ich möchte dich ermutigen, sie dir zu holen. Es macht einiges leichter.
In einem Elterngespräch, an dem beide Elternteile teilnehmen, du jedoch allein bist, kann es vielleicht sein, dass du dich wohler fühlst, wenn auch du einen Sparringspartner*in an deiner Seite hast. Frag für das nächste Gespräch Trainerkolleginnen oder Jugendleiter*innen, ob sie/er dabei wäre.
Hast du für dich noch keine Struktur entwickelt, wie du einen Austausch mit den Eltern vorbereiten und durchführen kannst, zapfe deine Kollegen/Kolleginnen an und greife auf ihre Erfahrungen zurück.
Diese vier Fragen bieten dir eine Basis für deine Reflexion. Du wirst mit der Zeit merken, dass Weitere hinzukommen. Nämlich die, die sich aus der jeweiligen Situation ergeben und die du dir selbst stellst.
Wie oft, entscheidest du
Wie oft und wann du reflektierst, ist dir selbst überlassen. Ich finde es sehr wichtig, dass du hier den Modus findest, der zu dir passt.
Es darf kein Stress oder Zwang sein!
Ich habe mir angewöhnt, beispielsweise nach Erstgesprächen direkt zu reflektieren. Dann sind die Eindrücke noch frisch und mittlerweile reichen mir ein paar Minuten dafür.
Mach dir Notizen
Ich notiere mir meine Gedanken immer. Dazu möchte ich dich auch bestärken, denn so werden sie klarer. Wenn du das regelmäßig machst, wirst du auch sehen, wie sich die Gespräche verändern und welchen Weg du bereits gegangen bist. Dieses Gefühl für die eigenen – kleinen – Erfolge verlieren wir gerne mal aus den Augen. Gleichzeitig sind sie so wichtig, denn sie motivieren dich dranzubleiben.
4. Mein Fazit
Nimm dir die Zeit und reflektiere deine Elterngespräche. Das bietet dir Mehrwert, indem du die Erkenntnisse in weitere Unterredungen einfließen lassen kannst und sie so immer leichter werden.
Möchtest du weitere Tipps und Impulse von mir, die dir die Zusammenarbeit mit den Eltern angenehm und stressfrei machen? Dann trage dich in meine Mailingliste ein, damit ich dir weitere Infos schicken kann.
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