Wie ich das Verhalten vieler Eltern im Fußball erkläre
Revolution im Jugendfußball: „Man muss Kinder vor Eltern schützen“ im Merkur.de vom 27.7.18, 13.15 Uhr ist ein toller Artikel über BFV-Jugendleiter Florian Weissmann, seine Arbeit und Impulse, die er in den letzten Jahren gesetzt hat und Veränderungen bewirkt haben.
Auf die Aussage „Man muss Kinder vor Eltern schützen“ springe ich direkt an … Ist es so einfach? Als systemischer Coach hinterfrage ich solche Situationen gerne und m. E. beeinflussen folgende Gründe das Verhalten vieler Eltern:
- Leistungsgedanke
Viele Eltern UND auch Trainer wollen Leistungen und Erfolge. Sie definieren sich darüber und ihr Blick liegt aus den unterschiedlichen Gründen nicht immer auf dem Spaß des SpielerIn. Findet sich übrigens auch in anderen Bereichen wieder. Oftmals ist nicht klar, wer betreibt den Sport: das Kind oder die Eltern bzw. Vater/Mutter?
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UnwissenheitDie Aussage „Eltern sollen loslassen“ ist einfacher gesagt, als getan und nicht immer leicht. Vor allem in einem Umfeld, in dem man sich nicht wirklich gut auskennt. Und das ist bei vielen Eltern der Fall. Sie wissen nicht, wie das System Fußball/Verein funktioniert, wie es z. B. in der Umkleide zugeht, welche Aufgaben ihnen zufallen, was ein Trainer alles stemmt, damit ihr Kind Fußball spielen kann (umgekehrt ist das ebenso der Fall!), was die Dos and Don’ts sind. Nun gibt es verschiedene Handlungsmöglichkeiten, damit umzugehen: Ich frage nach, setzt eine gute Kommunikation zwischen Eltern und Trainer voraus, die m. E. nicht überall vorhanden ist. Oder ich handle so, wie ich es für mich und mein Kind passend finde, bestärkt durch den Gedanken, dass es ihm gut gehen soll. Oftmals nicht immer zur Zufriedenheit des Trainers und Spielers. Oder ich lasse es einfach so laufen und kümmere mich nicht drum.
- Fehlende Kommunikation
Aus eigener Erfahrung und in meinen Coachings erlebe ich oft, dass das Zusammenspiel von Eltern und Trainer nicht immer von Erfolg gekrönt ist, zum Sieg meistens nicht ausreicht. Oftmals stehen Eltern vor einer Herausforderung und wissen nicht, wen sie im Verein ansprechen sollen. Umgekehrt sind Trainer häufig froh, wenn sie neben ihrer Arbeit nicht auch noch der Gesprächspartner der Eltern sein müssen. Kann das die Basis einer wertschätzenden Zusammenarbeit sein? Nein!
Wir sollten uns einfach eingestehen, dass Eltern, Trainer und Spieler Teile eines Systems sind.
Damit das gut funktioniert, müssen ALLE etwas tun. Und wir brauchen u. a. unsere Sprache als Kommunikationsmittel, um in einen wohlwollenden Dialog zu kommen.
Was bringt mir das?
Wenn ich mit meinem Gegenüber rede, schaffe ich einen Anknüpfungspunkt und signalisiere, dass ich ihn höre und ihm zuhöre. Doch schon mal etwas Nettes, was sich jeder von uns in einem Gespräch wünscht.
Durch Nachfragen und Informationsaustausch lerne ich den Anderen kennen, weiß, was er – im Falle des Fußballs – leistet, was dazu führt, ihn zu verstehen, klarer zu sehen und zu akzeptieren.
Voraussetzungen für ein gutes Miteinander, das es allen Beteiligten leichter macht, zu weniger Stress führt und Handlungsmöglichkeiten für jeden bietet.
Zugegeben nicht einfach umzusetzen und es braucht Zeit und Geduld, ist dennoch einen Versuch wert …
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