Nicht nur Fußballer brauchen Herausforderungen

Vor ein paar Wochen habe ich einen Artikel über Mikroabenteuer im Alltag geschrieben und angekündigt, dass ich mal eine Nacht auf dem Balkon schlafen werde. Wenn nicht jetzt bei diesen hochsommerlichen Temperaturen, wann dann …

Meine Freundin Asita, der ich davon erzähle, entschließt sich sofort mitzumachen und zieht auf ihre Terrasse. Peter, ein Freund meiner Freundin Janna, den ich zufällig gestern Abend bei ihr treffe, ist von dem Thema Mikroabenteuer ebenfalls angetriggert und packt auch spontan seine Luftmatratze in den Garten.

Garten ist mir persönlich eine Nummer zu groß. Ich habe zwar keine Angst vor Spinnen, finde es aber eklig, wenn irgendetwas an mir herumkrabbelt. Und die Wahrscheinlichkeit ist da unten viel größer als auf dem Balkon, denke ich mir. Also schleppe ich unsere Gästematratze auf unseren Balkon, stelle ein Sonnenlicht dazu, damit ich im Notfall sehen kann, was los ist und mit Einbruch der Dunkelheit liege ich.
Unsere Hunde kommen kurz dazu, entscheiden sich dann doch eher für das Sofa in meinem Arbeitszimmer, von wo aus sie mich gut im Blick haben.

Der erste Eindruck ist: „Ach, wie herrlich!

Ein leichtes Lüftchen lässt die Blätter tanzen, die Grillen zirpen, irgendwo raschelt es im Gebüsch – bevor ich mich versehe, bin ich eingeschlafen und werde heute Morgen vom Weckerklingeln wach. Ausgeschlafen und erholt!

Raus aus dem Alltag

Mir gefällt es, den Alltag durchbrochen zu haben, einfach mal zu schauen, was passiert. Es hätte auch sein können, dass mich die Mücken ärgern, ich immer wieder wach werde, weil ungewohnte Geräusche mich verunsichern, bereits bei Tagesanbruch senkrecht im Bett stehe und komplett gerädert bin und mich heute Mittag verfluche, weil mir der Kopf vor Müdigkeit auf den Schreibtisch fällt …

Sich aber auf das Unbekannte einzulassen und eben nicht sofort denken, was alles „schief“ gehen kann, sondern den anderen Blickwinkel zu öffnen, ist spannend und bereichernd.

Ich wusste z. B. gar nicht, dass wir so viele Grillen im Garten haben und ich draußen ebenso gut schlafe wie in meinem Bett. Das Gefühl unter freiem Himmel zu liegen ist toll und außergewöhnlich und ja, es hat auch etwas von Freiheit. Wären die oben genannten „Bedenken“ eingetreten, bin ich mir sicher, ich hätte dafür Lösungen gefunden. Genau das ist es, was uns Herausforderungen mitgeben:

Was immer passiert, ich kann damit umgehen und werde schon eine Lösung finden bzw. weiß, wer mir helfen kann.

Try and fail

Bereits beim Laufenlernen erfahren Kinder früh, dass nicht alles auf Anhieb klappt. Ich kenne kein Kind, was beim ersten Mal Hinfallen aufgibt und sagt, dann eben nicht. Immer wieder stehen sie auf, fallen hin, stehen wieder auf, laufen einen Schritt, plumpsen wieder auf den Po und so weiter. Im Laufe des Alters beschneiden wir aus den unterschiedlichen Gründen immer mehr diese Neugierde unserer Kinder. Eigentlich schade und leider sehr gut im Jugendfußball zu beobachten.

Ausprobieren, sich selbst finden, Stärken und Schwächen entdecken und zwangsläufig Fehler machen dürfen, ist etwas, was vielen SpielerInnen nicht ermöglicht wird. Nicht erst seit dem Ausscheiden der Nationalmannschaft bei der WM 2018 wird der Ruf danach immer lauter, dass die fehlende Individualität unserer Spieler u. a. den Unterschied zu Mannschaften wir Brasilien, Belgien und Frankreich macht. Der DFB steht vor einer Veränderung und ich wünsche mir sehr, dass die Verantwortlichen die entsprechenden Impulse setzen und jeder Spieler sein eigenes fußballerisches Mikroabenteuer erfahren darf.

Also wagt mal den Schritt aus der Komfortzone und testet, wie Ihr Euch dabei fühlt. Der Balkon/Garten ist ein wirklich entspannter Einstieg … Schreibt mir, wie Euer Mikroabenteuer aussieht.

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