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Erwartungen und wie schnell wir sie an andere stellen
Für mich ganz untypisch, habe ich innerhalb der letzten Woche drei Filme gesehen. Angefangen hat alles am Donnerstag mit Being Mario Götze, am Freitag ging es weiter mit Boyhood und endete am Samstag mit 3 Tage in Quiberon. Jeder Film hat mich auf seine Weise beeindruckt und unterschiedlicher hätten sie nicht sein können, doch geht es in allen um eins: Erwartungen.
Bereits in frühen Jahren fängt es an …
Im Fall des 6-jährigen Mason hat seine Lehrerin wenig Verständnis dafür, dass ihr Spitzer kaputt ist, nur weil er herausfinden wollte, ob er auch Steine anspitzen könne. Seine Erklärung, er wollte die Steine für seine Sammlung haben, lässt mich sehr schmunzeln, ist aber nur einer von vielen Momenten, der zeigt, wie unterschiedlich die Bedürfnisse jedes Einzelnen sind.
Der Film begleitet Mason, seine Schwester und seine Eltern (mit ihren neuen Partnern) über 12 Jahre und zeigt das Erwachsenwerden mit Höhen und Tiefen. Außergewöhnlich ist, dass die Schauspieler, neben Arquette spielt Ethan Hawke den Vater, im Laufe der Zeit selbst wachsen und älter werden. Regisseur Richard Linklater ist eine wunderschöne, filmische „Langzeitstudie“ gelungen, die zeigt, dass Erwartungen zum Leben dazugehören.
In „3 Tagen in Quiberon“ geht es um das Treffen von Romy Schneider mit ihrer Freundin Hilde, Stern-Journalist Michael Jürgs und Fotograf Robert Lebeck in Frankreich. Sie hält sich dort zur, heute würde man sagen, Rehab auf und gibt ihr legendäres Interview, in dem sie über die Ambivalenz der öffentlichen und der privaten Person sehr ehrlich spricht. Auf der einen Seite ist da Romy Schneider, einer der erfolgreichsten Schauspielerinnen. Auf der anderen Seite Romy, die seit ihrem 14. Lebensjahr keine Kindheit mehr hat, nur von ihrer Mutter und deren Mann „gesteuert“ wird und im Alter von 20 Jahre zusammen mit Alain Delon durchbrennt. Durch diesen „Ausbruch“ nabelt sie sich zwar von ihrer Familie ab, die an sie gestellten Erwartungen ziehen sich dennoch durch ihr gesamtes Leben.
… und gehört zum Fußball dazu
Was soll danach noch kommen, wenn das die Messlatte für alles ist? Egal, was Mario Götze macht, es reicht nicht aus.
Mich beeindruckt, wie er in seinem Alter mit der Situation umgeht. Mich freut, dass er den Spaß am Fußball nicht verliert. Mich verwundert nicht, dass er unter diesem Druck krank wird, der Körper streikt. Ich möchte nicht in der Situation seiner Eltern stecken. Mit Anschauen und Aushalten zu müssen, was um meinen Sohn herum passiert und wie über ihn gesprochen/geschrieben wird, ist nicht einfach. Denn Zuhause ist er vermutlich immer noch der Mario …
Der Umgang mit Fußballern
In der Doku bezeichnet Sportjournalist Oliver Müller Götze als „Veredler eines Spiels“,
Ich stimme allen zu, dass viele Profis utopisch viel Geld verdienen.
Deswegen mit ihnen tauschen? Nie im Leben!
Aus dem einfachen Grund, dass ich es nicht ertragen könnte, dass jeder, der mich NICHT kennt, eine Meinung zu mir hat, die Presse über jede Kleinigkeit, die ich mache, berichtet. Gerade von den jungen Spielern, ähnlich wie von Romy Schneider nach ihren „Sissi“-Erfolgen, wird oftmals schon so viel verlangt: Erfolg, Verantwortung, Leistung, Beständigkeit.
Ein anderer Blickwinkel kann manchmal helfen
Kritik an seiner Arbeit kennt vermutlich jeder. Wie fühlt es sich an, wenn der Chef uns nach unserem letzten Auftrag zur Seite nimmt (weil er Führungsqualitäten hat und weiß, dass man das nicht vor den Kollegen macht) und uns ehrlich sagt, dass er nicht zufrieden mit uns ist? Meist nicht gut, oder? Auch wenn es wertschätzend und wohlwollend formuliert ist, zeigen sich Gefühle wie Wut, Verletzung, Enttäuschung, Unsicherheit, Traurigkeit, Kontrollverlust, Existenzängste …
Wir werden auch zukünftig unseren „Senf“ zu allem geben, was der Fußball so bietet. Vielleicht kann der Film von Aljoscha Pause ein bisschen dazu betragen, dass wir wohlwollender und respektvoller mit Fußballern in der Öffentlichkeit umgehen, denn wir kennen sie nicht, wissen oftmals nicht, in welchen Umständen sie stecken.
Meiner Meinung nach reicht im Fall von Götze der Hinweis von Sportreporter Tom Bartels im Interview mit Thomas Broich im Anschluss an die Kinovorführung in Köln nicht aus, dass es Mario Götze gut tun und ihm Ruhe verschaffen würde, ein bisschen weniger auf Instagram zu sein. Ich glaube, so einfach ist es nicht. Wir reden hier von einem 26-Jährigen, der in einer anderen Generation aufgewachsen ist, in der soziale Medien einfach dazugehören. Anders als bei uns …
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