Manchmal bist Du auch für die Sekretärin verantwortlich

Wie einige von Euch wissen, bin ich mit Anton Schumacher, pädagogischer Leiter des Sportinternats Eintracht Frankfurt und Baldo di Gregorio, ehem. Fußballprofi, Trainer von Spvgg 05 Frankfurt-Oberrad und Betreiber einer Fußballschule zusammen von Karin Plötz, Direktorin der LitCam zu einer Podiumsdiskussion auf der Frankfurter Buchmesse eingeladen gewesen. Im Vorgespräch kommen wir auf ein Thema zu sprechen, das mir bis dahin nicht so bewusst war.

Der Weg vom Jugendspieler zum Profi

Baldo spielte in der Jugend bei Kickers Offenbach und wechselte mit 8 Jahren zu Eintracht Frankfurt. Dort gelang ihm auch der Sprung in die 1. Mannschaft. Der ehemalige Innenverteidiger berichtet, wie er mit dem Leistungsdruck als Nachwuchsfußballer und als Profi umgegangen ist. Es ist nicht nur der eigene Anspruch an sich, erfolgreich zu sein, sondern auch der Druck der Mitspieler ein Spiel zu gewinnen sowie des Trainers, der die Erwartungen eines Jugendleiters oder eines Vorstands erfüllen will. Und natürlich der Fans, die ihren Verein glänzen sehen wollen. Besonders schwierig wird, wenn die Mannschaft nicht erfolgreich ist und sich im Abstiegskampf befindet.

Bis hierhin alles bekannt. Was ich aber nicht wusste … Wie weit eine Niederlage, die vielleicht das Aus aus dem Wettkampf oder der Liga bedeutet und die damit verbundenen finanziellen Einbußen Auswirkungen nicht nur auf den Einkauf von Spielern oder dem Trainer für die nächste Saison, sondern auch auf die Mitarbeiter in einem Verein haben. Ist nämlich nicht mehr genügend Kapital da, wozu es z. B. bei kleineren Vereinen in den ersten Ligen durch fehlende TV-Rechte rasch kommen kann, wirkt sich das auch innerhalb des Vereins aus.

Wie bei vielen Unternehmen setzt es auch hier erst mal unten an. Meist trifft es nicht zuallererst den Vorstand, sondern z. B. den Physiotherapeuten, da es zukünftig keine Zwei, sondern nur noch einen geben wird.
Und wie Baldo sagt, „ist es schon hart, wenn Du weißt, dass mit dem nächsten verlorenen Spiel, der Arbeitsplatz der Sekretärin wackelt.“
Schon eine Menge Verantwortung … Mit dem Wechsel zu den Senioren bist Du kein Jugendspieler mehr, egal ob 16, 18 oder 21 Jahre. Du musst Deine Leistung erbringen. Was alles damit verbunden ist, was auf Dich zu kommen kann, darüber werden die wenigsten Spieler aufgeklärt. Für viele ehemalige Jugendspieler ist es u. a. nicht leicht, dass es bei den Senioren keinen altersbedingten Wechsel gibt wie in der B- und A-Jugend, in der sie zu Anfang der junge, im nächsten Jahr der alte Jahrgang sind. Hier geht es rein um Leistung und jeder in der Mannschaft will seinen Stammplatz.
Da werden die Ellbogen ausgefahren, mit harten Bandagen gekämpft und der eben noch Leistungsträger in der Jugendmannschaft ist hier das Küken.

Und wenn der Trainer der Profis nicht auf Jugendspieler setzt, wie Baldo erleben musste, weil es zu diesem Zeitpunkt entweder um Aufstieg oder Abstieg geht und deswegen hauptsächlich auf Erfahrung gesetzt wird, kann es sehr schwer werden.

Das Neue braucht Zeit

Wie in jeder ungewohnten und neuen Situation verläuft auf Anhieb vermutlich nicht alles perfekt. Der Respekt im ersten Spiel ist riesengroß, das verschossene Tor hängt einem noch Ewigkeiten hinterher, der von einem selbst als überdurchschnittlich bewertete Trainingseinsatz wird nicht mit einem Platz im Kader für das nächste Spiel belohnt, die Erwartungen, die man an sich selbst stellt und die von außen gemacht werden, bekommen neue Dimensionen.
Und je nach Liga oftmals alles unter den Augen der Öffentlichkeit. Puh, das kann ganz schön am Selbstbewusstsein knapsen.
Es braucht oftmals Geduld und Zeit sich damit auseinanderzusetzen und sich zu entwickeln. Etwas, was jungen Spielern nicht immer zugestanden wird. Von einem Schreinerazubi zu Beginn der Lehre erwarten wir auch nicht, dass ihm direkt das Meisterstück gelingt …