Ohne Ehrenamt gehts im Kinder-und Jugendfußball nicht!

Vor einigen Wochen habe ich an der Onlinekonferenz Rettet den Amateurfußball teilgenommen. Die Interessengemeinschaft ist von Engelbert Kupka 2017 ins Leben gerufen worden. Der Ehrenpräsident der SPVgg Unterhaching und weitere Aktive fordern mehr Unterstützung der Amateurvereine beim Deutschen Fußball-Bund.

In der Videokonferenz wurde viel Ärger über DFB und Landesverbände geäußert, auch die mangelnde Unterstützung der Politik und die fehlende Wertschätzung für die Ehrenamtlichen stieß auf Kritik. Im Rahmen unserer Diskussionen zum Thema Ehrenamt wurde deutlich, dass es zukunftsfähige Strukturen und Konzepte und finanzielle Unterstützungen braucht, will der Amateurfußball überleben.

Ein Aspekt, der mich überrascht hatte, war die Altersstruktur vieler Ehrenamtlicher. Sie sind meist unter 30 Jahre oder über 60 Jahre alt. In den Jahren dazwischen finden sich verschwindend wenige.

Daher lasse ich dich in diesem Artikel an meinen Gedanken teilhaben …

  • warum das so ist.
  • was sich verändern kann.
  • und wie du konkret Eltern für ehrenamtliche Arbeit in deinem Verein gewinnen kannst.

Möchtest du lieber reinhören?

Tipp 1: Warum engagieren sich mehr Ehrenamtliche, die jünger als 30 und älter als 60 Jahre sind, als die, die altersmäßig dazwischen liegen?

  • Diese Altersgruppen haben oftmals noch keine Kinder bzw. bereits erwachsene Kinder.
  • Sie haben noch keine Familie bzw. im Laufe der Zeit verändern sich die Familienstrukturen.
  • Viele unter 30 stecken noch in Ausbildung und Studium und sind teils flexibler in ihrem Zeitmanagement.
  • Sie haben noch keine beruflichen Verpflichtungen.
  • Ab 60 beginnt für viele das Rentenalter und sie wollen auch diese Zeit sinnvoll nutzen.
  • Viele wissen um den Mehrwert, den der Sport liefert und bleiben ihm daher über die Jugend verbunden bzw. steigen wieder ein, sobald sich die zeitlichen Möglichkeiten bieten.
  • Viele wollen sich schlichtweg engagieren.

Natürlich weiß ich aus eigener Erfahrung, dass du zwischen 30 und 60 mit anderen Aufgaben beschäftigt bist.

Du hast vielleicht Kinder, kümmerst dich um die Familie, bist berufstätig, hast Eltern, die versorgt werden müssen etc. Da bleibt nicht viel Zeit fürs Ehrenamt.

Dennoch ist die Frage, warum engagieren sich wenige bzw. die immer gleichen Eltern im Verein ihres Kindes. Das Potenzial ist da. 2,1 Millionen Kinder und Jugendliche spielen in Vereinen. Da kommen eine Menge Hände zusammen, oftmals auch von Großeltern, die anpacken können.

Andererseits wissen viele Eltern nicht, wie viel Ehrenamt im Verein steckt und welche ehrenamtlichen Aufgaben es überhaupt gibt!

Vor einigen Tagen habe ich ein sehr inspirierendes Gespräch mit einem Vorstandsmitglied eines Amateurvereins geführt. Er erzählte mir eine Anekdote, die er vor Jahren mit einer Mutter erlebt hat, deren Sohn in seiner Mannschaft trainierte. Sie ist aus allen Wolken gefallen, als sie hörte, dass das Trainerdasein nicht sein Beruf ist und er nicht fest angestellt beim Verein ist. Und für ihn war es unverständlich, dass sie nicht wusste, dass er Ehrenamtler ist.

Annahmen sind nicht hilfreich!

Daran sieht man eins ganz gut: Wir gehen viel von Annahmen aus! Mein Gegenüber wird schon wissen, wie das hier läuft.

Durch seine Geschichte habe ich mich sehr an meine Zeit erinnert, als unser Sohn Fußball gespielt hat. Ich wusste damals überhaupt nicht, wie ein Verein aufgebaut ist, was sein Trainer alles gemacht hat, damit unser Sohn nachmittags trainieren konnte.

Ich wusste nicht, was die Aufgabe der Jugendleitung ist, was der Vorstand macht, welche Jobs der Platzwart übernimmt oder andere Verantwortliche im Verein. Und dass sie alle ehrenamtlich tätig sind. Und so wie es mir erging, so ergeht es vielen Eltern. Wir wissen es oftmals nicht!

Lass uns Fahrdienst, Wäschedienst und die Kuchenspende zu Turnieren oder Festen mal weglassen, dann habe ich in keinem Verein Informationen bekommen, sodass ich wusste, wo und wie ich mich engagieren kann.

Ich bin auch ehrlich … Natürlich habe ich mich auch nicht darum gerissen, da ich dachte, dass jede Tätigkeit mit viel Aufwand verbunden ist und vor allem, ich muss Ahnung vom Fußball haben.

Aber das ist ja gar nicht so!

Dass es Aufgaben gibt, die kein Fachwissen brauchen und die mit wenig zeitlichem Aufwand zu erledigen sind, habe ich eher durch Zufall erfahren.

Wenn du meine Artikel und meinen Podcast regelmäßig hörst, weißt du, dass ich in der ersten Fußballmannschaft, in der unser Sohn war, die Mannschaftskasse übernommen habe. Das konnte ich mit meinen Möglichkeiten leisten, war zeitlich ungebunden und meine Aufgaben waren überschaubar.

Oder in einem anderen Verein haben wir Eltern die Betreuung des Schiedsrichterteams zu jedem Spiel übernommen und den Trainer dadurch entlastet.

Tipp 2: Was kannst du als Verein oder Trainer*in und Jugendleitung verändern, um Eltern das Ehrenamt attraktiv zu machen?

Du kannst an dem, was ich gerade geschildert habe, schon erkennen, wie wichtig Transparenz und Informationen sind.

Die folgenden Fragen helfen dir dabei …

  • Was sind ehrenamtliche Aufgaben im Verein?
  • Wie viel Zeit nehmen sie in Anspruch?
  • Sind sie frei planbar oder zeitlich begrenzt?
  • Welche Erwartungen sind daran verknüpft?

Ich erlebe immer wieder, wie wichtig es ist, über die Erwartungshaltung klar zu sprechen. Oftmals wird nur gesagt, was getan werden soll, über das wie wird wenig informiert.

Hab folgendes im Blick, wenn du das nächste Mal eine Aufgabe vergibst:

Du weißt als Experte/Expertin im Fußball ganz genau, wie du eine Aufgabe umsetzen möchtest. Jemand, der von außen kommt, hat dieses Wissen meist nicht und wählt vermutlich eine andere Herangehensweise. Das kann erfolgreich gelingen und eine Bereicherung sein. Das kann dich aber auch nicht zufriedenstellen und dann sind Unmut bis hin zu Stress schnell vorprogrammiert.

Denn ein motivierter Ehrenamtlicher ist dann vermutlich schneller wieder weg, als du als Trainer*in schauen kannst, wenn sein Engagement statt wertgeschätzt eher kritisiert wird. Schlussendlich ist damit niemanden geholfen.

Auch wenn sich bereits 1,6 Millionen Menschen ehrenamtlich im Fußball engagieren und sie Werte in Höhe von 13,9 Milliarden Euro pro Jahr schaffen, wie die UEFA in Zusammenarbeit mit 10 Universitäten ermittelt hat, reicht es nicht aus, am 5. Dezember jährlich auf den Internationalen Tag des Ehrenamts aufmerksam zu machen.

Informationen sind wichtig!

M. E. braucht es mehr. Es braucht mehr Informationen, Darstellungen und niederschwellig Möglichkeiten für Eltern, sich über ihre klassische Unterstützung – Fahrdienst, Wäschedienst, Kuchenspende – zu engagieren.

Ich bin überzeugt, dass Eltern sich einbringen, wenn sie wissen, dass das Ehrenamt ihrem Kind zugutekommt. Hier geht es wieder um den Mehrwert und das Warum … Und ich glaube Ehrenamt können viel mehr Personen – es muss für sie/ihn nur passen und er/sie muss wissen, was es zu tun gibt.

Denn es ist ganz klar …

Der Kinder- und Jugendfußball braucht die ehrenamtlichen Trainer*innen, Jugendleitungen und Verantwortliche in Vereinen genauso wie die Eltern.

Und wie zu Anfang bereits erwähnt, blicke ich hier nur auf die ehrenamtliche Unterstützung durch die Spielereltern. Dass es Unterstützung und veränderte Strukturen durch Politik und DFB geben muss, ist keine Frage und bedarf dringender Veränderungen.

Tipp 3: Am Schluss möchte ich dir 3 Fragen mit auf den Weg geben, mit denen du deine Spielereltern fürs Ehrenamt motivieren kannst.

Geh ganz kleinteilig vor und schreibe alles, was dir dazu einfällt:

  • Bei welcher einen konkreten Aufgabe können dich deine Spielereltern unterstützen?
  • Welche Infos benötigen sie von dir, um sie so gut wie möglich auszuführen?
  • Welche positive Unterstützung kommt ihrem Kind dadurch zugute?

Ich wünsche dir viel Spaß beim Umsetzen. Und Sharing is caring: teile den Artikel gerne mit jemand, der sich auch dafür interessiert.