Im Gespräch mit Anton Klischewski
Ich freue mich, heute einen ganz besonderen Gesprächspartner vorstellen zu dürfen: Anton Klischewski. Als Koordinator für Nachhaltigkeit und Engagement beim FC Internationale Berlin hat Anton wegweisende Einblicke in die erfolgreiche Ehrenamtsarbeit seines Vereins geliefert. Sein innovatives Konzept, Ehrenamtliche aktiv zu gewinnen und langfristig zu binden, inspiriert nicht nur den FC Internationale, sondern auch zahlreiche andere Fußballgemeinschaften.
In diesem Blogartikel erfährst du, welche zentralen Learnings Anton mit uns geteilt hat und wie du diese wertvollen Impulse in deinem Verein umsetzen kannst.
Willst du lieber hören statt lesen? Dann findest du hier die dazugehörige Podcast-Episode:
Inhaltsverzeichnis
Warum Vereine aktiv nach Ehrenamtlichen suchen müssen
Viele Vereine beklagen sich über einen Mangel an ehrenamtlicher Unterstützung – und dennoch warten sie oft passiv darauf, dass sich jemand von selbst meldet. Anton bringt es auf den Punkt:
„Wenn wir nicht sagen, dass wir Hilfe brauchen oder wenn wir nicht fragen, dann kommt auch keiner. Dann kann auch keiner wissen, dass wir Unterstützung brauchen.“
Das bedeutet: Es reicht nicht, auf ehrenamtliches Engagement zu hoffen, sondern man muss aktiv kommunizieren, welche Unterstützung benötigt wird. Klare Informationen darüber, wer gebraucht wird, welche konkreten Aufgaben anfallen und wie hoch der Zeitaufwand ist, schaffen Transparenz und senken die Hemmschwelle für potenzielle Engagierte.
Eine Kombination aus digitaler Präsenz – wie einer gut strukturierten „Mitmach“-Seite auf der Vereinswebsite, regelmäßigen Beiträgen in Social Media, informativen Newslettern und kurzen Videos – und persönlicher Ansprache vor Ort erweist sich als der Schlüssel zur erfolgreichen Ehrenamtsfindung.
Tipp für deinen Verein:
Richte auf eurer Website eine spezielle Rubrik ein, in der ihr offenlegt, welche Aufgaben anstehen und welche Unterstützung benötigt wird. Nutzt Plakate, Flyer und direkte Gespräche, um euer Anliegen klar und unmissverständlich zu kommunizieren.
Wie man Ehrenamtliche findet
Statt sich auf eine einzelne Person zu verlassen, setzt der FC Internationale Berlin auf eine breite, strukturierte Herangehensweise. Anton berichtet, wie bereits erste Initiativen, wie die Gründung einer Arbeitsgruppe zur Nachhaltigkeit, den Unterschied machten. Durch den gezielten Aufruf konnten sofort zahlreiche Interessierte gewonnen werden, die ihre individuellen Stärken einbringen wollten.
„Es braucht auf jeden Fall die verschiedenen Perspektiven. Das nachhaltigste Textil bringt nichts, wenn es niemand trägt – genauso wenig wie das beste Ehrenamtskonzept, wenn niemand sich angesprochen fühlt.“
Ein entscheidender Erfolgsfaktor liegt darin, Aufgaben in kleine, überschaubare Pakete aufzuteilen. Wer zum Beispiel für den Newsletter zuständig ist, muss nicht gleichzeitig Social Media betreuen oder sich um Sponsorenakquise kümmern. Diese klare Aufgabenteilung hilft nicht nur, Überforderung zu vermeiden, sondern sorgt auch dafür, dass sich jede*r dort einbringen kann, wo die persönlichen Stärken liegen.
Tipp für deinen Verein:
- Arbeitsgruppen oder Tandems: Statt auf Einzelkämpfer zu setzen, sollten Aufgaben in Teams verteilt werden, damit verschiedene Kompetenzen und Ideen zusammenfließen.
- Flexibilität: Ermögliche auch punktuelle Einsätze, sodass Ehrenamtliche ihre Unterstützung zeitlich an ihre Möglichkeiten anpassen können.
Ehrenamt als Karrieresprungbrett – Menschen langfristig binden
Ein weiterer zentraler Aspekt ist die langfristige Bindung der Ehrenamtlichen. Anton betont, dass Ehrenamtliche nicht nur zur Unterstützung, sondern auch zur persönlichen Weiterentwicklung gewonnen werden können. Seine eigene Karriere begann als freiwilliges Engagement – und er erlebte, wie schnell man durch Übernahme von Verantwortung und das aktive Mitgestalten im Ehrenamt wachsen kann.
„Ich wollte Verantwortung übernehmen und Dinge bewegen – und das ging im Ehrenamt viel schneller als in meiner hauptamtlichen Stelle, wo ich nur zugearbeitet habe.“
Regelmäßige Gespräche, gezielte Weiterbildungsmöglichkeiten und sichtbare Anerkennung, etwa durch Zertifikate oder öffentliche Erwähnungen auf Vereinskanälen, sind essenziell, um das Engagement zu festigen.
Gleichzeitig muss aber auch akzeptiert werden, dass nicht alle Ehrenamtlichen dauerhaft bleiben – deshalb sollte der Verein Strukturen schaffen, die über einzelne Personen hinaus funktionieren. Eine sorgfältige Dokumentation und ein reibungsloser Wissenstransfer stellen sicher, dass neue Engagierte stets auf bereits Erarbeitetes aufbauen können.
Tipp für deinen Verein:
- Schaffe Weiterbildungsmöglichkeiten und regelmäßige Feedbackgespräche.
- Setze auf sichtbare Wertschätzung, die das Engagement belohnt und motiviert.
Transparente Kommunikation vermeidet Widerstände
Neue Ideen und Veränderungen stoßen nicht selten auf Widerstände. Insbesondere in etablierten Strukturen können innovative Ansätze als Bedrohung empfunden werden. Anton schildert, wie wichtig es ist, diese Bedenken ernst zu nehmen und durch offene, regelmäßige Kommunikation abzubauen.
„Wir mussten lernen, dass Veränderungen Zeit brauchen. Manchmal ist es okay, erst einmal anzustoßen, dass sich etwas bewegt – auch wenn es nicht sofort sichtbar ist.“
Durch klare Berichte in Vorstandssitzungen, regelmäßige Updates in Mitgliederversammlungen und offene Gesprächsangebote können Unsicherheiten reduziert werden. Die transparente Darstellung der neuen Strukturen und Ziele schafft Vertrauen und fördert die Akzeptanz – sowohl bei langjährigen Mitgliedern als auch bei neuen Engagierten.
Tipp für deinen Verein:
Erklärt in regelmäßigen Meetings, warum neue Maßnahmen eingeführt werden und welche Vorteile sie für den Verein und die Gemeinschaft bringen. So wird jeder Schritt nachvollziehbar und Widerstände werden frühzeitig adressiert.
Kleine Schritte statt Perfektionismus – einfach anfangen!
Oftmals zögern Vereine, den ersten Schritt zu machen, weil sie glauben, erst ein perfektes Konzept vorweisen zu müssen. Anton räumt auf: Der erste, kleine Impuls kann der entscheidende Auslöser für eine nachhaltige Entwicklung sein.
„Viele denken, sie brauchen das perfekte Konzept, bevor sie mit Ehrenamtsgewinnung starten. Aber der erste Schritt ist oft viel kleiner – einfach mal ein Plakat drucken oder eine Info auf die Website stellen.“
Dieses Prinzip der „kleinen Schritte“ ermutigt dazu, nicht zu lange zu warten, sondern einfach anzufangen. Mit der Zeit werden Prozesse optimiert und die gewonnenen Erfahrungen fließen in die kontinuierliche Verbesserung des Ehrenamtsmanagements ein.
Tipp für deinen Verein:
Starte mit kleinen Aktionen und beobachte, wie diese erste Initiative Wirkung zeigt. Oft genügt ein erster Impuls, um die Dynamik im Verein zu verändern und weitere engagierte Helfer anzuziehen.
Fazit: Einfach loslegen!
Die Erkenntnisse aus dem Gespräch mit Anton Klischewski zeigen deutlich: Ehrenamtsgewinnung funktioniert dann, wenn Vereine aktiv, strukturiert und wertschätzend vorgehen. Es gibt kein perfektes Konzept – der Erfolg liegt im Mut, einfach anzufangen und kleine Schritte zu gehen, die mit der Zeit zu großen Veränderungen führen.
Der FC Internationale Berlin ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie durch klare Kommunikation, gezielte Aufgabenverteilung, kontinuierliche Wertschätzung und transparente Prozesse eine nachhaltige Ehrenamtskultur geschaffen werden kann.
Welche der Tipps kannst du in deinem Verein umsetzen? Schicke mir eine Mail – ich freue mich darauf, von dir zu hören!
Wenn dir dieser Artikel gefallen hat, teile ihn gerne mit Kolleg*innen und Vereinsverantwortlichen, die ebenfalls ihre Ehrenamtsarbeit verbessern möchten. Gemeinsam können wir die Strukturen im Vereinsleben nachhaltig stärken und für ein engagiertes Miteinander sorgen.
Hier findest du alle wichtigen Links und weiterführende Informationen:
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