Bleibt der Spaß im Jugendfußball auf der Strecke?
Ist es wichtig und richtig, bereits in jungen Jahren SpielerInnen nur auf einer bestimmten Position auszubilden? Wird die Vielfalt und das Ausprobieren dadurch nicht schon frühzeitig eingeschränkt? Kann das Spaß machen, wenn Kinder schon früh in ein System gezwängt werden, ohne zu wissen, wo die Entwicklung noch hingeht? Wäre es für einen Trainer nicht einfacher, Spieler zu haben, die auf verschiedenen Positionen einsetzbar wären? Hilft das Kennen verschiedener Positionen dem Spieler seine Mitspieler besser zu verstehen und das Spiel besser lesen zu können?
The Secret Parent – Ages ans Positions
Als unser Sohn vor zwölf Jahren mit dem Fußball anfing, hatten er, seine Mannschaftskollegen und das Trainerteam eins: ganz viel Spaß! Und wir Eltern mit ihnen. Natürlich hat sich das Team mit anderen gemessen, hat sich weiterentwickelt, wollte gewinnen und war gefrustet, wenn das nicht immer geklappt hat. Da steckte in allen gesunder Ehrgeiz, aber eben kein Druck. Ich hatte nicht das Gefühl, dass bereits hier Positionen wichtig waren.
Laut DFB soll die Positionsspezialisierung erst ab der C-Jugend beginnen, doch gibt es hierzu unterschiedliche Meinungen, wie Ihr im Artikel von 1x1sport lesen könnt. Ich vermute mal, dass der Spaß bei Spielern im Alter von 8,9 Jahren davon abhängt, wie der Trainer mit diesem Thema umgeht. Oder was meint Ihr? Ab wann sollte mit der Positionsfindung begonnen werden?
Ich bin mir immer noch im Unklaren, ob die Frage nach einer Spielposition oder dem damit verbundenen Spielsystem so in den Vordergrund gestellt werden sollte. Für mich ist entscheidend, erkennt ein Spieler welche Position er gerade besetzt und kann er die für diese Position notwendigen Werkzeuge in der Spielsituation anwenden. Das ist aus meiner Sicht besonders wichtig, wenn ich in der Unordnung agieren muss. Da muss ein Spieler situativ erkennen, wie er auf dem Spielfeld zu agieren hat. Man sollte doch auch von einem Mittelfeldspieler erwarten können, dass er die Mittelstürmerposition besetzt, wenn dieser gerade auf dem Flügel agiert und mit dem Ball Richtung Grundlinie läuft. Der Außenverteidiger, der im Eins gegen Eins sich eine gute Ausgangsposition in der Flügelzone für eine Flanke in den gegnerischen Strafraum verschaft, sollte das Dribbling beim Spielaufbau in der eigenen Spielhälfte doch unterlassen. Und das Tor sollte doch auch jeder Fußballer aus aussichtsreicher Position treffen. Und beim Gegenpressing muss auch die Offensive individuelle Defensivtaktiken anwenden können.
Die taktischen Beispiele für eine flexible Besetzung von Positionen könnte man beliebig erweitern. Das soll jetzt nicht bedeuten, dass es insbesondere in der Defensive keine Ordnung geben sollte, dass nicht Spieler über besonders ausgeprägte Stärken auf bestimmten Positionen verfügen und dort auch eingesetzt werden, doch sollte jeder Spieler die taktischen Grundprinzipien einer jeden Position kennen und ggf. erfahren und anwenden können. Dies fördert einmal das Verständnis und das Zusammenspiel mit den Mitspielern und ermöglicht ein situatives und flexibles Positionsspiel.
Und für mich eigentlich der Widerspruch schlechthin: Da wird das Thema kognitives Training wie ein Schweinderl durch das Dorf getrieben und durch Positionstraining und starre Spielsysteme nehmen wir den Kindern jegliche persönliche Flexibilität wieder weg.
Die Kunst jetzt eines Trainers ist es, genau die Grenze zwischen Flexibilität, Eigenständigkeit und systemischer Ordnung zu finden. Man könnte fast denken, man wäre in der Chaos-Theorie angekommen ??
Vielen Dank für den tollen Kommentar und die vielen Infos! Schon sehr ambivalent, dieses Thema … Und Du bestätigst meine Vermutung, dass es doch von dem individuellen Umgang des Trainers abhängt.