So wirst du selbst wirksam

Selbstwirksamkeit ist ein wichtiger Faktor in meiner Arbeit mit Trainer*innen, Jugendleitungen, Vereinen und Eltern. 

Warum? Weil ich davon überzeugt bin, dass das Miteinander zwischen Trainer*innen und Eltern bereits durch erste, zielgerichtete Aktionen verändert werden kann.

Und dazu ist jede Person im Kinder- und Jugendfußball mit ihren Möglichkeiten, ihrem Wissen und Kompetenzen in der Lage. Oftmals erlebe ich, dass viele in einer Warteposition verharren. Hoffen, dass von außen, z.B. von Verbänden, DFB oder DFL Unterstützung kommt, sie an die Hand genommen werden. Wenn das nicht passiert, sind sie gefrustet, denn es ändert sich nichts an der Situation.

Hier ist es wichtig, selbst aktiv zu werden. Dabei tauchen dann schnell weitere Hürden auf. Zeit fehlt, viele wissen nicht, wo und wie sie starten sollen, die Ziele werden einfach zu hoch gesteckt, sodass die Herausforderungen als unlösbar erscheinen.

Bricht man das große Ziel auf viele Zwischenziele herunter, entdecken jedoch viele, dass die Umsetzung auch für sie möglich ist und so werden sie aktiv.

In meinem heutigen Artikel möchte ich darüber sprechen, was Selbstwirksamkeit bedeutet, wie sich meine Selbstwirksamkeit im Laufe der Jahre verändert hat und ich möchte dir ein paar Beispiele nennen, wie du selbstwirksam sein kannst. 

Willst du lieber hören statt lesen? Dann findest du hier die dazugehörige Podcast-Episode:

 

Was ist Selbstwirksamkeit?

Selbstwirksamkeit bezeichnet die persönliche Überzeugung, selbst schwierige Aufgaben oder Herausforderungen durch eigenes Handeln erfolgreich zu bewältigen. Dabei spielt die Fähigkeit, an sich selbst und an den Erfolg zu glauben, eine entscheidende Rolle. 

Ein hohes Maß an Selbstwirksamkeit zeigt sich zum Beispiel dadurch, dass die Personen an ihre Kompetenzen glauben sowie davon überzeugt sind, mit ihren Entscheidungen und Handlungen etwas zu bewirken und Einfluss auf das eigene Leben oder die Umwelt nehmen zu können.

Fehlt die Selbstwirksamkeit, führt das eher zu Zweifel und Vermeidung und diese Menschen fühlen sich oft ohnmächtig und hilflos. Sie glauben, äußeren Umständen, Einflüssen und Entscheidungen hilflos ausgeliefert zu sein.

Das Konzept der Selbstwirksamkeit wurde von dem kanadischen Psychologen Albert Bandura geprägt und hat einen großen Einfluss auf unsere Entscheidungen. Wer an sich glaubt, wagt mehr, ist mutiger und steckt sich oftmals höhere Ziele. Das führt dazu, dass diese Menschen mehr erreichen, als die, die sich von ihren Selbstzweifeln ausbremsen lassen.

 

Ist Selbstwirksamkeit erlernbar?

Ja, Selbstwirksamkeit kann man erlernen. Denn es ist ein erlerntes Verhalten und beruht auf unseren Erfahrungen aus Kindheit, Jugend oder Erwachsenenleben. Ähnlich wie im Sport, kann man Selbstwirksamkeit trainieren.

Vergleichbar mit einem Muskel: Je öfter ich mit diesem arbeite, desto stärker wird er.

 

Wie kann ich Selbstwirksamkeit fördern?

Albert Bandura benennt 4 Faktoren, die uns dabei helfen unsere Selbstwirksamkeit zu stärken:

1. Positive Erfahrungen

Die Selbstwirksamkeit beruht auf dem, was wir bisher an Erfahrungen und Erfolgen erlebt haben. Positive Erlebnisse und Gewinne fördern die Selbstwirksamkeit, weil sie uns zeigen, dass wir das schaffen (können), was wir uns vornehmen.

Je mehr wir davon haben, desto größer ist die Auswirkung auf unsere Selbstwirksamkeit.

InsNetzgegangen_Jugendfußball_Kommunikation©Canva

 

2. Vorbilder

Bereits die jüngsten Kicker haben Vorbilder, denen sie nacheifern. Etwas, was wir uns zu eigen machen können. Wir müssen  nicht alle Erfahrungen selbst machen, sondern können schauen, ob es jemanden in unserem Umfeld gibt, der vor der gleichen Herausforderung steht oder stand.

Wie ist die Person damit umgegangen? Das kann z.B. der Trainerkollege sein, der seinen ersten Elternabend plant. Mit einer ansprechenden Einladung, einer genauen Planung und Vorbereitung, einer Umfrage an die Eltern im Vorfeld schafft er es, den Großteil der Eltern begrüßen zu können. 

Sein Erfolg kann uns darin bestärken, dass auch wir das schaffen können, z.B. in dem wir seine gute Vorbereitung auf unsere Elternschaft adaptieren, ihn um Unterstützung bitten, von seinen Erfahrungen lernen.

 

3. Mut

Die Unterstützung und Bestätigung durch Familie, Freunde oder in unserem Fall Trainerkolleg*innen und Jugendleitungen stärken unsere Selbstwirksamkeit. Wir sind eher davon überzeugt, dass wir der Herausforderung gewachsen sind, wenn nicht nur wir selbst, sondern auch andere Personen an unsere Fähigkeiten glauben und uns Mut machen, uns der Situation zu stellen.

Wichtig ist hierbei, dass der Glaube realistisch ist, die Umsetzung möglich, sonst führt das Tun eher ins Gegenteil.

 

4. Emotionen

Stehen wir vor Herausforderungen oder Problemen, kann das zu unangenehmen Gefühlen führen und unsere Reaktionen können schnell außer Kontrolle geraten. Wir haben Angst, möchten eher flüchten, fühlen uns klein, hilflos, ohnmächtig … Wenn wir verstehen, was unseren Körper und unsere Psyche so reagieren lässt, können wir unsere Gefühle besser kontrollieren.

Wir erfahren, was oder wer uns unterstützen kann. Das bestärkt uns, in unserem Tun dranzubleiben, was wiederum unsere Selbstwirksamkeit steigert. Denn nur weil uns etwas Sorge bereitet, bedeutet es nicht, dass wir es nicht schaffen können. 

Bleiben wir beim Beispiel des Elternabends. Für viele Trainer*innen kann die Aussicht darauf schnell zu Schnappatmung, Magengrummel und Unsicherheit führen. Schau dir mit Hilfe der 3 Reflexionsfragen an, was die Gründe dafür sein können.

  1. Wie wünsche ich mir den perfekten Elternabend? Was möchte ich nicht mehr? Was möchte ich stattdessen?
  2. Was muss ich dafür tun? Was könnte der kleinstmögliche erste Schritt sein?
  3. Wer kann mich dabei unterstützen? Welche Erfahrungen aus der Vergangenheit sind hilfreich?

 

Wie kann ich Selbstwirksamkeit in der Zusammenarbeit mit den Spielereltern fördern?

Die Zusammenarbeit mit den Eltern kann oftmals schwierig sein. Fehlendes Wissen, unzureichende Informationen und unklare Erwartungshaltungen führen häufig dazu, dass sich beide Parteien nicht auf Augenhöhe begegnen können und sich unsicher fühlen. Doch ist es meistens leichter, als viele denken, um ins Miteinander zu kommen.

Ein erster Schritt, der mir persönlich immer hilft, wenn ich mit neuen Situation konfrontiert bin und gleichzeitig handlungsfähig zu sein, ist, mir ausreichend Informationen zu besorgen. 

In Zusammenarbeit mit den Eltern könnte es folgendermaßen aussehen: Du kannst ihnen Infos zu den wichtigen Themenbereichen geben, damit sie sich sicher und informiert fühlen und du so mit ihnen in die Zusammenarbeit kommen kannst.

Wenn du in die Arbeit mit den Eltern gehst, beginn mit einem kleinen, erreichbaren Ziel. Wähle es so aus, dass es für dich erfolgreich umsetzbar ist. Diese Teilerfolge motivieren dich, das nächste Zwischenziel ins Visier zu nehmen.

Je mehr Erfolge du hast – egal, ob große oder kleine – desto größer wird der Glaube an dich und deine Selbstwirksamkeit.

 

Mein Fazit: 

Selbstwirksamkeit ist erlernbar und macht dir die Zusammenarbeit mit den Eltern leichter. Wichtig ist, dass du dein Ziel in sehr kleine Etappenziele unterteilst. Das erhöht die Erfolgschancen, die dich einerseits motivieren, weiterzumachen und anderseits dein Vertrauen in deine Fähigkeiten stärken. So kannst du handeln, die Dinge selbst in die Hand nehmen und musst nicht warten, bis von außen „etwas“ passiert. Lass dich bei Bedarf von einem Kollegen oder einer Kollegin unterstützen.

Und Selbstwirksamkeit ist auch über den Fußball hinaus anwendbar …

Was machst du, um deine Selbstwirksamkeit zu stärken? Teile gerne deine Erfahrungen mit mir und schick mir eine Mail. Ich freue mich 🙂