Design Thinking und was ich darüber kennengelernt habe

Vor ein paar Tagen, als alles noch „normal“ war, habe ich ein Seminar zum Thema Design Thinking Prozesse besucht. Kurz definiert ist Design Thinking ein Prozess zur Förderung kreativer Ideen. Dabei liegt der Fokus darauf, Ideen hervorzubringen, die sich am Endverbraucher orientieren und dessen Bedürfnisse befriedigen.

Der Prozess ist klar strukturiert und es werden nach ersten Erkenntnissen schnell Prototypen auf zum Teil ganz einfache Art hergestellt, zum Beispiel eine Theke für eine Bar aus alten Kartons. Das Spannende daran ist: Der gesamte Ablauf ist iterativ, d.h. er wird so lange wiederholt bis es ein optimales Produkt im Sinne des Nutzers entsteht.

Diesen Ansatz finde ich neben der Ideenfindung, in der es wild und kreativ wie bei Kindern zugeht, grossartig. Denn dadurch wird es „normal“, dass Dinge nicht funktionieren, nicht den Ansprüchen entsprechen und/oder einfach nicht gut sind.

Scheitern ist in diesem Kontext wünschenswert und damit positiv goutiert.

Etwas, womit wir uns in unserer Gesellschaft bekanntlich schwer tun. Scheitern will man nicht. Scheitern ist was für Looser. Über Scheitern reden wir nicht. Und dennoch ist es so wichtig. Denn nur durch das Fehler machen lernen wir, erfahren wir, wie wir es beim nächsten Mal anders machen wollen, wer uns durch seine Perspektive oder Erfahrung unterstützen kann und wo wir uns Hilfe holen können.

Leider lassen viele Eltern ihre Kinder immer weniger scheitern im positiven Sinne.

Bereits im Kindergartenalter sollen sie ihren Namen schreiben können, am besten schon eine erste Fremdsprache erlernen und in der Schule mit guten Noten bis zum Abi durchrauschen (ein anderer Schulabschluss kommt eh nicht in Frage).

In meinem Arbeitsumfeld komme ich oft mit diesem Thema in Berührung. Erhält ein Spieler*in nur unregelmäßig oder selten Spielzeit, wird er/sie nach einem Probetraining nicht vom neuen Verein genommen, ein Nachwuchsspieler nach einer Saison aus einem Nachwuchsleistungszentrum aussortiert oder wechselt ein U19-Spieler nach der Jugend nicht in den Seniorenbereich, reden wir davon, dass diese Menschen gescheitert sind. Was es mit ihrer Seele macht, lasse ich hier mal außen vor.

Gerade im Sport können spielerisch so tolle Erfahrungen gesammelt werden.

Vielleicht hilft ja der Impuls aus dem Design Thinking.

Vor allem in Zeiten von Corona, in denen Kinder und Jugendliche nicht mehr zur Schule gehen, mit ihren Lernpaketen zuhause unterrichtet werden bzw. sich selbst unterrichten, gelingt es möglicherweise ein bisschen wohlwollender auf seinen Nachwuchs zu schauen, wenn’s nicht sofort zur eigenen Zufriedenheit klappt. Auch diese Form von Lernen will gelernt sein und brauchst gegebenenfalls ein paar „Lernschleifen“ (siehe oben) …

Und für den Kinder- und Jugendfußball würde ich mir wünschen, dass Verantwortliche, Trainer und Eltern einmal mehr die „Ehrgeizbrille“ absetzen und mit dem Gedanken, dass Scheitern auch nötig ist, den jungen Spieler*innen mehr Freiraum gewähren und sie wild und kreativ sein lassen. Gegebenenfalls ist das auch eine Möglichkeit wieder zur gewünschten Bolzplatzmentalität zurückzufinden … 😉

Bleibt gesund und bleibt zuhause und sorgt in der aktuellen Situation gut für Euch und Eure Mitmenschen!