So kannst du junge Ehrenamtliche langfristig binden

Der Amateursport lebt vom Engagement seiner Ehrenamtlichen – doch gerade junge Menschen brauchen heute andere Rahmenbedingungen, damit sie motiviert und langfristig dabeibleiben. In diesem Blogartikel geht es darum, wie Vereine und Eltern junge Ehrenamtliche stärken, unterstützen und an den Sport binden können, damit ihre Begeisterung erhalten bleibt.

Letzte Woche durfte ich 46 jungen Menschen einen Einblick in die Elternarbeit geben. Sie erwerben bei der Thüringer Sportjugend im Landessportbund Thüringen die DOSB-Jugendleiter*innenlizenz. Zwischen 16 und Anfang 20 Jahre alt, kommen sie aus den unterschiedlichsten Sportarten: Basketball, Volleyball, Schwimmen, Radsport, Fußball, Karate und vielen mehr. In ihren Vereinen arbeiten sie als FSJler*innen und absolvieren ihr Freiwilliges Soziales Jahr. Einige kennen ihren Verein bereits gut, weil sie dort schon zuvor als Trainerinnen oder Betreuerinnen aktiv waren – eine Teilnehmerin sitzt sogar im Vorstand ihres Vereins. Andere wiederum sind erst durch ihr FSJ in die Vereinswelt hineingewachsen und hatten bisher kaum Berührungspunkte mit Eltern.

Was sie alle eint, ist ihre Leidenschaft für das, was sie tun und das hat mich sehr beeindruckt.

Willst du lieber hören statt lesen? Dann findest du hier die dazugehörige Podcast-Episode:

Zwischen Begeisterung und Herausforderung

In den zwei Tagen, die wir miteinander verbracht haben, erzählten mir viele von ihren Erfahrungen mit Eltern. Einige berichteten von Herausforderungen in der Kommunikation und davon, dass ihre Kompetenz von Eltern infrage gestellt wird. Dabei sind diese jungen Menschen gut vorbereitet, engagiert und hochmotiviert. Wenn ihre Arbeit jedoch nicht gesehen oder wertgeschätzt wird, kann das schnell zu Frust und Enttäuschung führen, manchmal sogar zum Rückzug aus dem Ehrenamt.

Ich möchte sensibilisieren, verständnisvoller mit jungen Ehrenamtlichen umzugehen und zeigen, was Eltern und Vereine tun können, damit diese tollen jungen Menschen ihre Freude behalten und dem Sport langfristig erhalten bleiben.

 

Ehrenamt im Wandel

In den letzten Monaten habe ich häufig über das Ehrenamt gesprochen. Dass es vor großen Herausforderungen steht, sollte mittlerweile allen bewusst sein. Immer weniger Menschen engagieren sich, weil das traditionelle Ehrenamt nicht mehr zu ihrer Lebensrealität passt.

Der Sportentwicklungsbericht, der alle drei Jahre vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft gemeinsam mit dem Deutschen Olympischen Sportbund und den Landessportbünden erstellt wird, zeigt ein ambivalentes Bild: Zwar sind über 25 Millionen Menschen in Deutschland Mitglied in einem Sportverein, ein neuer Rekord. Gleichzeitig klagt mehr als die Hälfte der Vereine darüber, dass sie nicht genug Ehrenamtliche finden. Jeder fünfte Verein bangt sogar um seine Existenz.

Wir können es uns schlicht nicht leisten, junge Engagierte zu verlieren. Bei diesen alarmierenden Zahlen sollten wir alles daransetzen, dass junge Menschen, die sich früh im Verein einbringen, langfristig dabeibleiben, mit Freude, Unterstützung und Wertschätzung.

 

Was Vereine tun können

Ich plädiere immer wieder dafür, dass neue Vereinsmitglieder und Engagierte ein gutes Onboarding erhalten, unabhängig von ihrer Position. Auf meine Frage, wie das Onboarding der Workshopteilnehmenden verlaufen ist, bekam ich sehr unterschiedliche Antworten:

Einige fühlten sich gut vorbereitet, kannten ihr Umfeld und die Menschen, mit denen sie arbeiten würden. Andere waren trotz Vorbereitung aufgeregt. Wieder andere erhielten nur wenige Informationen und einige wurden regelrecht ins kalte Wasser geworfen und mussten sich vieles selbst erarbeiten.

Dabei wissen wir aus der Arbeitswelt, dass sich Neuankömmlinge wohler fühlen, wenn sie im Vorfeld klare Informationen bekommen, jemanden als Mentor*in an ihrer Seite haben und Unterstützung in den ersten Wochen erfahren.

Genau dieses Prinzip lässt sich wunderbar auf Vereine übertragen:
Warum also nicht eine Person benennen, die neuen Engagierten zur Seite steht, Fragen beantwortet und Orientierung gibt?

In Podcast-Folge 115 und dem dazugehörigen Blogartikel „Warum du mal über Mentoring nachdenken solltest“, habe ich bereits erläutert, warum Mentoring auch Vereinen guttut – hör da gerne mal rein.

Darüber hinaus können Jugendleitungen Leitlinien für die Zusammenarbeit mit Eltern entwickeln:

  • einen roten Faden für Elternabende
  • Kommunikationsrichtlinien für Gespräche nach Spielen
  • klare Regeln, wann und wie Eltern das Trainerteam ansprechen können

All das hilft, Missverständnisse zu vermeiden und sorgt für ein entspanntes Miteinander.
Je früher junge Menschen positive Erfahrungen im Zusammenspiel mit Eltern und Verein machen, desto stärker fühlen sie sich zugehörig und desto wahrscheinlicher bleiben sie langfristig engagiert.
Das ist gelebte Nachhaltigkeit im Ehrenamt.

 

Was Eltern tun können

Vielen Eltern ist gar nicht bewusst, dass Trainer*innen im Amateursport ehrenamtlich arbeiten. Sie erhalten oft keine Bezahlung oder lediglich eine geringe Aufwandsentschädigung. Gleichzeitig sind die Mitgliedsbeiträge in vielen Vereinen niedrig und damit sind große Sprünge einfach nicht möglich.

Wer also für einen geringen Jahresbeitrag Training und Spielbetrieb erwartet, sollte sich bewusst machen, dass das nur durch engagierte Ehrenamtliche funktioniert und eben auch durch junge Trainer*innen, die noch am Anfang stehen, aber mit Herzblut dabei sind.

Natürlich läuft da nicht immer alles perfekt.

Aber statt vorschnell Kritik zu äußern, hilft es, die Perspektive zu wechseln:
Wie war das damals, als wir selbst neu im Job waren und noch nicht alles konnten? Waren wir nicht auch dankbar für Wertschätzung und Unterstützung, statt für bloße Kritik?

Genau das wünschen sich auch die jungen Engagierten, mit denen ich gesprochen habe. Sie möchten, dass Eltern zuerst mit ihnen direkt sprechen, statt sofort zur Jugendleitung zu gehen. Solange das eigene Kind Spaß hat und nicht zu Schaden kommt, darf ein bisschen Toleranz, Vertrauen und Geduld ruhig sein.

Fehler gehören dazu, sie sind die Basis jeder Entwicklung. Eine gesunde Fehlerkultur ist nicht nur wichtig, sondern essenziell, um zu wachsen.

 

Unser gemeinsames Ziel

Ich bin immer wieder beeindruckt, wie viel Power, Begeisterung und Verantwortungsbewusstsein in diesen jungen Menschen steckt. Wir sollten alles daransetzen, sie in ihrer Arbeit zu stärken und zu unterstützen, damit sie uns lange im Ehrenamt erhalten bleiben.

Wie unterstützt ihr eure FSJler*innen und jungen Trainer*innen in eurem Verein?
Ich bin neugierig auf eure Erfahrungen, schreibt mir dazu gerne eine Mail.

Ich wünsche euch viel Freude und Erfolg bei der Umsetzung!