So habe ich doch noch Gefallen an Hallenturnieren gefunden

In der Winterpause finden wir sie an allen Ecken: Hallenturniere. Jeder große und kleine Verein richtet sie aus, nimmt daran teil. Am Wochenende bin auch ich in den „Genuss“ eines Jugendturniers gekommen. Ich war zum Jean-Löring-Gedächtniscup von S.C. Fortuna Köln eingeladen. Wer mich kennt, weiß, dass ich so meine Abneigungen gegen solche Veranstaltungen habe.

Hallenturniere wie ich sie bisher sah 
Meine jahrelangen Erfahrungen damit beruhen auf langen Wartezeiten, weil die eigene Mannschaft je nach Alter maximal 15 Minuten spielt und die Pausen dazwischen echt lang sein können. Müffelnde Turnhallen, die sofort Erinnerungen an meine Schulzeit hervorrufen. Der Mix aus dem Geruch von Würstchen, Kaffee und Kuchen – Letztere von mir schon nach einer Stunde abgegrast. Das Kaufen unzähliger Lose, weil mein Sohn hofft, den Hauptgewinn – irgendeinen EM-, WM- oder Confed Cup-Ball – zu gewinnen. Schlechte Luft und zu wenig Sauerstoff, die bei mir immer eine bleierne Müdigkeit auslösen und mich am liebsten direkt in den Mittagsschlaf fallen lassen möchten. Und schlussendlich das Ausharren bis zum Schluss, wenn die Mannschaft schon in der Vorrunde ausscheidet, die Teilnehmermedaille aber erst am Ende des Turniers vergeben werden.
So viel kann ich mich mit den anderen Eltern gar nicht unterhalten, dass so ein Tag auch für mich interessant ist …

Also, nicht gerade beste Voraussetzung für mein aktuelles Vorhaben. Das Einzige, was dieses Mal anders ist: Ich bin Besucherin und nicht Mutter eines spielenden Kindes.

Und genau das ist der Unterschied! Das ist es, was den Hebel umlegt.

Zwar rieche ich den Grill schon, sobald ich mein Fahrrad anschließe und der Kaffeeduft zieht mir in die Nase, als ich das Gebäude betrete, aber überraschenderweise müffelt die Halle nicht. Ansonsten ist alles beim Alten. Mütter  betreiben die Tombola und verkaufen Kuchen, Väter stehen am Grill und braten Würstchen. Geschwisterkinder toben herum und werden mit Obst und Süßigkeiten bei Laune gehalten.

Die Spannung steigt 
Da die Vorrunde läuft, erwartet mich direkt ein spannendes Spiel. Noch mal schnell das Reglement: Bei einem U13-Turnier spielen vier Feldspieler und ein Torwart pro Mannschaft gegeneinander, die regelmäßig ein- und ausgewechselt werden und ein Spiel dauert 12 Minuten. Kaum ist das eine fertig, wird zwei Minuten später das Nächste angepfiffen. Das geht Schlag auf Schlag und ich fühle mich bestens unterhalten.

Vor allem die Spannung, wenn die letzte Minute angezeigt wird, meist mit Musikeinlage. Was für eine Energie auf einmal in der Halle zu spüren ist. Die Spieler auf der Bank feuern ihre Mitspieler an. Mütter hinter mir rufen „Nicht zuschauen! Mitspielen!“ und ich hoffe für sie, dass ihr Kind sie bei dem Lärmpegel erhört. Trainer stehen am Rand und hoffen, dass sie nicht noch in der letzten Sekunde ein Tor kassieren und der erhoffte Sieg fott ist.

Das macht den Fußball aus 
Auf der Tribüne um mich herum sitzen Spieler der verschiedenen Vereine. Zwei Jungs, die vermutlich in einem kleineren Verein spielen, sind ganz beeindruckt von der ein oder anderen Mannschaft eines Bundesligisten. Ein anderer erwähnt, wie „krass gut die 20 ist“. „Hab echt Schiss, wenn ich im nächsten Spiel gegen den verteidigen muss“, gesteht er seinem Teamkollegen. Zwei Jungs – verschwitzt und mit hängenden Schultern – wecken mein Interesse. „Warum habe ich den denn nicht reingemacht?“, fragt sich einer der beiden, frustriert und sauer über sich selber. Sein Freund versucht ihn zu trösten, in dem er immer wieder betont, wie gut er doch heute gespielt hat. Klar wäre das Tor super für sie gewesen, aber sie sind doch eine Mannschaft und spielen und verlieren zusammen. Da ist es wieder dieses Gefühl von Gemeinschaft, Teamgeist, Unterstützung, Solidarität.

Genau DAS liebe ich am Fußball!

Kinder erlernen durch den Sport viele soziale Kompetenzen, die ihnen im späteren Leben weiterhelfen werden.

Wenn ich das hier so beobachte, werden bei mir alte Erinnerungen wach. Und nicht nur die oben erwähnten. Wie oft habe ich in ähnlichen Momenten unseren Sohn und seine Freunde getröstet? Die Daumen gedrückt, für den Einzug in die nächste Runde? Mich mit ihnen über den Sieg gefreut? Eine Meute Sieger, aber genauso oft auch Verlierer nach so einem Tag müde nach Hause gefahren?
Toll war die Zeit und ich möchte sie nicht missen, auch wenn ich damals nie gedacht hätte, dass ich heute so etwas sagen würde. Umso mehr freut es mich, dass ich nach so vielen Jahren Hallenturnieren auch etwas Schönes abgewinnen kann.

Übrigens, das Turnier hat die U13 von Fortuna Köln gewonnen. Herzlichen Glückwunsch, Jungs!

Mehr über meine Erlebnisse findest Du in meinem Buch Ins Netz gegangen – Mein Leben mit einem Nachwuchskicker zwischen Schulbank und Torjubel.