Alles braucht seine Zeit – auch die Elternarbeit

Ich bin bereits im letzten Jahr über #28TageContent von Anna Koschinski gestolpert. 28 Tage, jeden Tag schreiben, was und wie viel, spricht mich sehr an. Weil Schreiben mir unglaublich viel Spaß macht, es mittlerweile jedoch in meinem Alltag zu kurz kommt. Als ich vor 8 Jahren mein Buch geschrieben habe, habe ich es so genossen, jeden Tag an den Schreibtisch zu gehen und nur zu schreiben. Das war herrlich.

Daher hat es mich nicht wirklich überrascht, dass mich #28tageContent dieses Jahr wieder so angezogen hat und ich mich noch einen Tag vorher entschieden habe an diesem Experiment mitzumachen. Denn das gefällt mir so gut daran. Es ist keine Challenge, sondern ein Experiment. Jeder Teilnehmende wählt sein eigenes Ziel, wie lange er schreiben will, was am Ende des Monats herauskommen soll, für welches Medium etc. pp. Es gibt kein Muss an allen Live-Meetings teilzunehmen, in der Community aktiv zu sein, im beständigen Austausch mit anderen zu sein. Ich kann für mich alleine entscheiden und bin dafür verantwortlich, was ich mitnehme, was mir hilft und was am Ende herauskommen wird.

In diesem Blogartikel erzähle ich dir, wie mein Experiment verlaufen ist, welche Erfahrungen ich gemacht habe und wie viele meiner Learnings sich auch in der Elternarbeit wiederfinden. Ich zeige dir an einem konkreten Beispiel, wie dich kleinteilige Minimalziele dein Ziel erreichen lassen.

Willst du lieber hören statt lesen? Dann findest du hier die dazugehörige Podcast-Episode:

Mein Experiment

Als ich Anfang Februar starte, bin ich super motiviert und es klingt alles entspannt. Eins meiner Ziele: jeden Tag 20-30 Minuten nur schreiben, ohne irgendetwas anderes zu machen. Bedeutet mir das Zeitfenster dafür bewusst zu nehmen, denn die Zeit habe ich nicht übrig, nur weil ich an dem Experiment teilnehme. Gelingt mir super gut und das erste Script für eine Podcast-Folge und den dazugehörigen Blogartikel habe ich schnell fertig. Themensammlungen folgen, ich weiß gar nicht, wohin mit meinen ganzen Ideen und Gedanken und meine Schreibzeit hat einen festen Tag in meinem Kalender. 

In der zweiten Woche gerät meine Struktur etwas ins Wanken. Meetings fallen genau in die Zeit, die ich mir eigentlich fürs Schreiben reserviert hatte. Gleichzeitig stehen Workshops und Vorträge kurz bevor, die ebenfalls Vorbereitung erfordern. Und auch privat ist einiges los: Ich bin mit unseren drei Hündinnen unterwegs – darunter eine zuckersüße, acht Monate alte Junghündin. Sie ist sehr lernfähig, aber hat natürlich auch jede Menge Flausen im Kopf. Unsere beiden älteren Hunde kommen dabei natürlich ebenfalls nicht zu kurz – ihre Bedürfnisse fressen ebenso Zeit.

Ich hadere sehr mit mir und meinem Experiment und bin nicht sicher, ob ich meine Ziele umgesetzt bekomme. In Woche 3 beschließe ich einfach nochmal ein paar Schritte zurückzugehen, an den Anfang. 

 

Warum erzähle ich dir das?

Weil das, was ich gerade erlebe und beschreibe. auch viele Trainer*innen und Jugendleiter*innen in der Elternarbeit erleben. Voll motiviert legen sie los, anfangs klappt auch vieles wie gewünscht. Nur an irgendeinem Punkt hakt es plötzlich. Das, was vorher gut lief, zeigt erste Risse, das nächste Ziel wird nicht so leicht erreicht, wie die Ziele davor. Schnell kommen erste Gedanken auf, wie „Ach, klappt doch eh nicht.“

Was ich dir jetzt schon sagen kann: Gib bitte nicht auf! Atme erst einmal tief durch und schau dir an, wie die letzten Wochen und Monate verlaufen sind. 

 

Was hat gut funktioniert? 

Wenn du den Entwicklungsprozess nicht schon reflektierst, schau ihn dir spätestens jetzt an. Ganz genau und notiere dir wirklich jedes kleine Detail. Dadurch wirst du feststellen, WIE VIEL du schon erreicht hast. Und das ist unerlässlich fürs Dranbleiben. Kleine Erfolge motivieren uns nämlich und lassen uns weitermachen.

Genau das habe ich auch gemacht und gesehen, dass ich an den Tagen, an denen ich geschrieben habe, auf viele kleine Zwischenerfolge blicken kann, die mich motiviert haben, bis zum Ende weiterzumachen.

InsNetzgegangen_Jugendfußball_Kommunikation©Canva

Du siehst, das, was du in der Zusammenarbeit mit den Eltern erlebst, ist nicht weit davon entfernt, was ich in meinem Experiment erlebe. Wir setzen uns ein Ziel bzw. Ziele, es wird Momente geben, da geraten wir ins Wanken und dann ist es wichtig, wieder auf Spur zu kommen und dranzubleiben. Vielleicht ist es auch sinnvoll, das Ziel nochmals genau unter die Lupe zu nehmen und den aktuellen Gegebenheiten anzupassen.

Ich möchte dir anhand eines Beispiels zeigen, wie du vorgehen kannst, um deine Ziele nicht aus dem Auge zu verlieren.

Als Erstes ist es wichtig, ein realistisches und konkretes Ziel zu formulieren , das du über viele kleine Zwischenziele oder auch Minimalziele erreichst.

Lass uns dafür ein Informations-Handout für die Eltern wählen, dass sie mit den ersten Infos versorgt, wenn sie beispielsweise zum Probetraining kommen. Es ist eine perfekte Grundlage, auf der du weitere Informationen für den Mitgliedsantrag, den Elternabend, das Elterngespräch aufbauen kannst. Mit jedem der nachfolgenden Punkte, kommst du deinem Ziel näher, was dich bestärkt dranzubleiben und weiterzumachen. Das Handout  sollte kurz und einfach gehalten und max. eine bis anderthalb Seiten lang sein. 

Folgende Arbeitsschritte können dir beim Erstellen helfen:

  1. Nimm die Perspektive der Eltern ein: Wenn du Elternteil wärst, keine Ahnung vom Fußball hättest, dein Kind neu im Verein und der Mannschaft ist und du möchtest, dass es ihm dort gut geht, was würdest du wissen wollen?
  2. Erstell eine Liste, Mind-Map o.ä. mit ALLEN Punkten, die dir dazu einfallen. Schreib auch die auf, die du vielleicht für unnötig erachtest. Aussortiert wird später.
  3. Gehe die Liste durch und cluster die Punkte, die du unter einem Themenbereich zusammenfassen kannst, z.B. alle Infos zum SPIELTAG.
  4. Finde zu jedem Themenbereich die 3 wichtigsten Informationspunkte, die sie zu Beginn wissen sollten. Weitere können mit jedem Schritt, den sie weiter in die Fußballwelt machen, folgen. (Sie sind nicht für die Tonne, sondern für später und schaffen Synergien).
  5. Fasse sie kurz und knapp und verständlich in einem PDF zusammen (denk daran, nicht länger als eine Seite)
  6. Hol dir ein Feedback bei Kolleg*innen, Jugendleiter*innen, Eltern.
  7. Ein Handout ist nicht statisch, sondern wächst und verändert sich mit der Zeit, also überarbeite und ergänze, wenn nötig.
  8. Nimm dir Zeit dafür, denn es wird nicht mal eben so neben den alltäglichen Aufgaben entstehen.

Ich weiß, dass du im Ehrenamt neben fehlender Bezahlung auch wenig Zeit hast. Daher schaffe Synergien. Im besten Fall suchst du dir Kolleg*innen, mit denen du eine Arbeitsgruppe gründest und ihr euer Wissen, eure Erfahrungen bündelt und gemeinsam ein Handout erarbeitet.

Ich habe mir damals meine Ziele nochmals angeschaut und ein bisschen modifiziert. Ich habe mich von dem starren Zeitfenster gelöst und lege am Tag vorher fest, wann ich morgen schreibe, wenn ich weiß, wie meine Termine liegen. Ja, ich weiß, eine feste Struktur hilft, engt mich derzeit jedoch zu sehr ein und führt eher dazu, dass ich gar nicht schreibe. Die Flexibilität nimmt mir Druck, gibt mir Freude und lässt mich weitermachen. 

Am Ende des Monats ist klar, dass ich meine Anfangsziele nicht erreicht habe. Da ich sie in der Mitte aber angepasst habe, bin ich dennoch mit meinem Ergebnis zufrieden. Ich bin zwar nicht täglich, aber drangeblieben, habe mindestens 20 Minuten, an vielen Tagen auch viel länger geschrieben, weil ich so im Flow war. 

Ich wünsche mir für dich, dass du in der Elternarbeit individuell schaust, was ihr als Verein, du als Trainer*in brauchst.

Setz dir realistische Ziele und Zwischenziele, sei flexibel und passe an, wenn es nötig ist.

So individuell wie dein Verein ist, wie du bist, sind auch die Eltern. Also, sei milde mit ihnen und mit dir, habt Geduld und entwickelt gemeinsam die Strukturen eurer Zusammenarbeit. Das wird dich eher ans Ziel bringen, als mit Siebenmeilenstiefel loszumarschieren und auf der Hälfte die Kraft und Lust zu verlieren.

Wie sieht dein EINES Ziel aus und welche Zwischenziele sind dafür nötig, um in die Zusammenarbeit mit den Eltern zu kommen? Teile gerne deine Erfahrungen per Mail mit mir.