ELFEN – Das neue Magazin zur Flyeralarm Frauen-Bundesliga

Ich habe in der letzten Wochen auf Facebook gepostet, dass ich die ELFEN entdeckt habe und lesen werde. Da mittlerweile einige Nachfragen kamen, wie ich das Magazin finde, hier nun mein Feedback …

Vorab: Ich fand’s informativ, unterhaltsam und kurzweilig, und zwar aus den folgenden Gründen:

1. Aufmachung

Mir gefällt das Layout, das Format, die übersichtliche Gestaltung und ich mag das feste Papier. Da hat man was zum Anfassen 🙂 Mit dem Titel habe ich anfangs ein bisschen gefremdelt, aber irgendwie braucht es ja Aufmerksamkeit und er ist jedenfalls ein Hingucker.

2. Inhalt

Ich habe viel Wissenswertes erfahren. Angefangen mit dem Überblick zu 50 Jahren Frauenfußball. Da ich mich bisher damit nicht so viel beschäftigt habe, war das eine spannende Zeitreise. Obwohl ich nicht weiß, wieso man Spielerinnen als Models in die Klamotten der jeweiligen Dekaden steckt. Denke, das ist Geschmacksache.

Oder die 30 besten Geschichten aus 30 Jahre Frauen-Bundesliga … Dass z. B. beim heutigen Regionalligisten FC Erzgebirge in der Saison 91/92 drei Zwillingspärchen gespielt haben. Oder wie Turbine Potsdam 1971 zu ihrem Trainer Bernd Schröder fand, mit dem sie sechsmal Deutscher Meister wurde und was ein Brathähnchen damit zu tun hat. Und das Monika Staab der einzige weibliche Coach in der Bundesliga war und mit FFC Frankfurt viermal den Titel holte …

Die Porträts der Spielerinnen lassen sie wunderbar „lebendig“ werden. Ebenso der Artikel der vier Geschwisterpaare, die alle in der Bundesliga spielen und ich gestehen muss, dass ich die Brüder alle kenne, bei den Schwestern mir nur Anna Gerhardt präsent ist. Alleine deswegen ist das Magazin für mich ein absoluter Zugewinn.

Es ist aber bei Weitem nicht nur ein „Feel good“-Magazin, sondern es berichtet auch über kritische Themen.

Der Artikel über Maryam Majd, iranische Fotografin und Aktivistin, die für Gleichberechtigung kämpft und dafür sogar ins Gefängnis geht, hat mich sehr berührt. Und mir wieder mal vor Augen geführt, wie privilegiert ich/wir hier leben.

Das Interview mit der Soziologin Prof. Dr. Nina Degele, die über die Schwierigkeiten der Gleichstellung des Frauenfußballs gesprochen hat, war mir dagegen zu kurz und damit zu oberflächlich. Sie fand ich sehr spannend und hier hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht.

Was mich hat stolpern lassen … Alle Artikel, mit einer einzigen Ausnahme, sind von Männern geschrieben und das Redaktionsteam besteht laut Impressum bis auf eine Frau nur aus der männlichen Spezies. Hier hat das Magazin eindeutig Luft nach oben, denn als Leserin möchte ich nicht nur den männlichen Blick auf das Thema Frauenfußball erhalten. Und es gibt genügend kompetente Kolleginnen, die sich auch im Fußball bestens auskennen. Diversity ist das Zauberwort …

3. Sichtbarkeit

Auch wenn der Frauenfußball schon ein paar Jahrzehnte alt ist, ist er noch weit davon entfernt, den gleichen Stellenwert und die gleiche Aufmerksamkeit wie die Männer zu erhalten. Ganz selbstverständlich wird in den Artikeln über Profi-Fußballerinnen erwähnt, was sie neben dem Fußball machen bzw. womit sie ihr Geld verdienen (müssen). Das findet man/frau in keinem Artikel über männliche Spieler. Denn die wenigsten arbeiten, studieren oder machen eine Ausbildung NEBENHER! Oder das über eine Frauen-Quote in Präsidium von Fußballverbänden und Führungspositionen diskutiert wird.

Das alleine verdeutlicht: Es gibt noch viel zu tun!

Auch wenn DFB-Präsident Fritz Keller den Frauenfußball mittlerweile mehr in den Fokus stellt, als das seine Vorgänger gemacht haben, bringt Frauen-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg es auf den Punkt:

Die Fußballlehrerinnen sind für die Jobs im Männerbereich bereit. Die Männerwelt aber noch nicht.

Wer also Interesse an „mehr“ zum Frauenfußball hat, wird hier fündig. Ein gelungener Start, um auch den Frauen im Fußball eine Plattform zu bieten. Ich freue mich auf jeden Fall auf die nächste Ausgabe …

Wenn Ihr das Magazin auch gelesen habt, würde mich Eure Meinung interessieren. Schreibt mir doch einen Kommentar oder schickt mir eine Mail.