1. Fachtagung FairPlayLiga

Samstag, 28. Januar 2017,  14.00 Uhr Stadion Essen

Stadtportal Essen, Universität Duisburg-Essen, Fußballverband Niederrhein e.V., Rot-Weiss Essen e.V. und Essener Chancen laden zur 1. Fachtagung FairPlayLiga ein. Auslöser sind die zunehmenden Fälle von Gewalt und Diskriminierung.
Mehr als 200 Trainer, Betreuer und Vertreter aus 45 Essener Vereinen folgen der Einladung und finden sich in der VIP-Lounge des Stadions zu Gesprächen, Workshop und Diskussionen ein.

Als ich von der Veranstaltung lese, ist für mich klar, dass ich gerne daran teilnehmen möchte. Auf meine Anfrage, dass ich weder Trainer, Betreuer oder Vereinsmitglied bin und ob ich trotzdem kommen darf, erhalte ich eine nette Mail, dass ich herzlich willkommen bin. Also, nichts wie hin…

Am Eingang werde ich nett begrüßt, trage mich in eine Liste derer ein, die ohne Vereinszugehörigkeit sind und betrete die VIP-Lounge. Mir wird schnell klar: Man kennt sich, denn die meisten stehen in Grüppchen zusammen. Ein aufmerksamer Kellner bietet mir ein Getränk an, ich drehe mal meine Runde und treffe auf Ralf Klohr.
Ich freue mich sehr den Initiator der FairPlayLiga endlich persönlich kennenzulernen. Bisher tauschen wir uns über Facebook aus. Er fragt mich, welche Erwartungen ich an die Veranstaltung habe. Da es meine Erste dieser Art ist, bin ich einfach nur offen und neugierig. Und gespannt, wie mit diesem doch recht emotionalen Thema umgegangen wird…

Wie ich erfahre, ist die Teilnahme an der Veranstaltung für Essener Vereine verpflichtend. Der Gruppe von sechs Männern unterschiedlichen Alters eine Reihe hinter mir gefällt diese Maßnahme überhaupt nicht. Nach der Pause ist die Reihe hinter mir auch leer…

Dass sich viele Vereine aus der Verpflichtung mit einer Strafe von 50,00 € „freikaufen“ ist auch ein großes Thema in meiner Workshop-Gruppe und später in der Podiumsdiskussion. Einige Trainer sehen in diesen Vereinen auch diejenigen, die nicht nach den folgenden FairPlay-Regeln spielen:

  • Kinder sind ihre eigenen Schiedsrichter.
  • Eltern/Zuschauer müssen ca. 15 m Abstand halten.
  • Trainer stehen in einer gemeinsamen Coachingzone und greifen nur in Ausnahmefällen ein.

Die meisten Teilnehmer mit denen ich spreche, sind wie „die Jungfrau zum Kind gekommen“. Der Sohn spielt in einer Fußballmannschaft, ein Trainer wird gesucht und der Vater übernimmt den Job. Oder eben auch mal der Opa oder die Oma.
„Ich habe früher selbst gespielt und als mein Enkel in den Verein kam, habe ich ihn und seine Mannschaft übernommen“, erklärt mir eine sportliche Dame, deren Begeisterung für ihre Tätigkeit und „ihre Jungs“, wie sie sie liebevoll nennt, aus jeder Pore zu spüren ist.

Neben zu wenig Sanktionen bei Fehlverhalten gibt es zwei Hauptprobleme: Gegnerische Trainer, die nicht nach FairPlay spielen und Eltern, die die Regeln nicht kennen bzw. sich nicht daran halten.

Nach drei Stunden endet der Fachtag mit folgenden Perspektiven:
– gemeinsamer Saisonstart
– bessere Qualifizierung der Trainer, insbesondere derer, die bisher nicht nach den Regeln spielen
– bessere Öffentlichkeits- und Elternarbeit
– ein Rückmeldesystem an die Fußballkreise in Form einer Handy-App

Mein persönliches Fazit

Auch hier braucht es bessere und effiziente Informations- und Kommunikationsstrukturen und -wege, um den Gedanken von FairPlay noch weiter zu verbreiten. Und für mehr Akzeptanz im Kinder- und Jugendfußball und vielleicht auch im Seniorenfußball zu sorgen. Essen macht den Anfang und ist hoffentlich vielen ein Vorbild…

Ich bin beeindruckt, mit wie viel Leidenschaft die Verantwortlichen und vielen Ehrenamtler dabei sind. Meine größte Bewunderung an der Stelle für das Ehrenamt! Ohne das würde es keinen Jugendfußball geben.

Mir hat’s Spaß gemacht, einen Einblick in den Fußball aus einer anderen Perspektive zu erhalten. Und meine letzte Veranstaltung war das auf jeden Fall nicht…